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0213 - Colette und ihr Fallbeil

0213 - Colette und ihr Fallbeil

Titel: 0213 - Colette und ihr Fallbeil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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deshalb Dumas.«
    Bill beschloß, nicht so großes Interesse zu heucheln. »Nun, das ist nicht so wichtig, Monsieur. Ich bin nur darauf gekommen, weil man es mir auf der Fahrt erzählt hat. Deshalb habe ich auch diesen Besuch nicht versäumt.«
    »Ich danke Ihnen, Monsieur. Aber die Leute machen viel zuviel her.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, mit den Köpfen.«
    Jetzt wurde es interessant. Bill deutete auf einen freien Stuhl. »Wollen Sie nicht platznehmen, Monsieur Meier?«
    »Wenn ich Sie nicht aufhalte?«
    »Ganz und gar nicht. Ich bin ja froh über ein wenig Unterhaltung, wenn Sie verstehen…«
    »Sicher, Monsieur, sicher. Aber die nächste Runde, die geht auf meine Kosten.«
    »Da sage ich nicht nein.«
    »Colette! Bring uns noch einmal von der Hausmarke.«
    Das Mädchen kam. Es hatte sich umgezogen, trug jetzt einen bunten Rock und dazu eine weiße Bluse, die einen tiefen Ausschnitt zeigte. Bill bekam einen trockenen Hals. Diese Kleine strahlte einen natürlichen Sex aus, dem er sich nicht so leicht entziehen konnte. Das blonde Haar trug sie weiterhin offen, sie war nur dezent geschminkt, und ihr Parfüm konnte die Sinne eines Mannes umschmeicheln. Dabei warf sie Bill einen Blick zu, der einen Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte.
    »Na, dann auf Ihre Gesundheit«, sagte der alte Meier und hob sein Glas.
    Auch Bill nahm den Pokal. Die Männer prosteten sich zu, tranken, und Bill nickte begeistert. »Das ist in der Tat ein edler Tropfen, Monsieur.«
    »Kann man sagen.« Der Wirt stellte den Pokal zurück auf den Tisch.
    »Wir haben nie sehr viele Gäste«, begann er zu erzählen.
    »Das wundert mich. Schließlich ist dieses Haus berühmt.«
    »So sehr auch nicht.« Meier winkte ab. »Es gibt in Colmar ein Haus mit Köpfen. Das ist weltbekannt und kann sich vor Touristen und Schaulustigen nicht retten. Aber hier…« Er hob die Schultern und ließ seine Worte ausklingen.
    »Die Leute sprachen nur von diesem Haus.«
    »Die Einheimischen?«
    »Natürlich.«
    »Sie meinen es gut. Sie wollen, daß auch zu mir mehr Gäste kommen. Im Sommer ist es ja voll, aber im Winter oder im Frühjahr, da leben wir von dem, was wir in den Sommermonaten eingenommen haben. Das ist jetzt keine Übertreibung.«
    »Aber wie kommen die Köpfe an das Haus?« erkundigte sich Bill Conolly. »Das muß doch eine Geschichte haben.«
    »Eine sehr blutige sogar.«
    »Berichten Sie.«
    Der Wirt lächelte. »Sie sind Reporter und immer an einer guten Story interessiert, aber da ist auch viel Mache und Sage bei. Wenn nicht alles ins Reich der Legende fällt.«
    »Manche Legenden haben einen wahren Kern.«
    »Da haben Sie allerdings recht. Wo Sie Ihren Wagen geparkt haben, Monsieur Conolly, da befand sich vor 150 Jahren noch das Schafott oder Blutgerüst. Hier wurden Verbrecher geköpft und auch Hexen. Ja, besonders die Hexen, denn dieser Glaube hat sich in den Tälern des Elsaß noch lange gehalten. Und den alten Anbau, den Sie gesehen haben, der stand damals schon und war ein Lokal. Einer meiner Vorgänger, der das alte Gasthaus leitete, frönte einem etwas makabren Hobby. Er ließ sich von den Verurteilten Totenmasken herstellen und befestigte sie an der Wand des Hauses. Da sehr viele Menschen hingerichtet wurden, waren die Köpfe dementsprechend zahlreich. Da kamen leicht hundert zusammen. Es war immer ein Drama, wenn er den Verurteilten kurz vor ihrem Tod die Maske abnahm. Eigentlich gehörte so etwas verboten, doch der Wirt hatte gute Beziehungen, er gab oft Freibier und auch kostenlos Wein für die Oberen der Gemeinde, und man ließ ihn deshalb nicht nur in Ruhe, sondern unterstützte ihn noch. So kamen dann die Köpfe an die Hauswand.«
    »Das ist alles?« fragte Bill.
    »Ja, eigentlich.«
    Der Reporter hob sein Glas und nahm einen Schluck. »Wieso sagen Sie eigentlich?«
    »Bei einer Hinrichtung, der letzten übrigens, soll es einen Zwischenfall gegeben haben.«
    »Welchen?«
    Meier lachte. »Das gehört wieder ins Reich der Fabel, denn die Leute haben viel herumerzählt, wobei ich nicht weiß, ob das etwas mit dem eigentlichen Fall zu tun hat.«
    »Erzählen Sie es trotzdem.«
    »Also gut. Es ging da um eine schöne Frau. Sie war nicht direkt als Hexe verschrien, aber sie hatte ein lockeres Leben geführt. Heute hätte man Nutte oder Callgirl gesagt. Auf jeden Fall war sie den Weibern im Dorf ein Dorn im Auge. Den Männern natürlich nicht, denn so mancher von ihnen hatte Manon Descartes, so hieß die Frau, heimlich besucht und die

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