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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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viele Särge. Hat ein Mensch schon so etwas gehört?«
    »Zu viele Särge?«, wiederholte Phil mit gerunzelter Stirn. »Das hört sich ja wirklich an, als ob Brettman verrückt wäre.«
    »Das ist erbestimmt«, sagte Raise trocken. »Sollte ich etwas Neues in der Brettman-Geschichte erfahren, rufe ich Sie an. Einverstanden?«
    »Natürlich, Captain. Vielen Dank für Ihre Mühe.«
    Wir verabschiedeten uns und fuhren weiter, um Mr. Recconi die erfreuliche Nachricht zu überbringen, dass sein Erpresser ihn nicht weiter bedrohen könnte. Recconi war ein eingewanderter Italiener, der zufällig unweit des St.-Clemens-Friedhofs wohnte, nur zwei oder drei Blocks entfernt.
    Recconi gehörte zu den Leuten, denen Gold am Finger kleben bleibt, wenn sie ihn in einen Kehrichthaufen stecken. Er war als blutjunger Bursche in die Staaten gekommen, hatte alle möglichen (und wohl auch ein paar dunkle) Geschäfte gemacht und sich schließlich auf den Importhandel spezialisiert. Namentlich führte er Waren aus seiner früheren Heimat ein: Weine, Nahrungsmittel, italienische Bücher und Ansichtskarten und tausenderlei mehr.
    Recconi beschäftigte damals sechsundzwanzig Büroangestellte und eine weit größere Zahl von Lagerarbeitern, Lastwagenfahrern und Vertretern. Er hatte sich ein dreistöckiges Haus gekauft, dessen oberstes Geschoss seine Wohnung enthielt. Recconi war nicht verheiratet, an die fünfzig Jahre alt und ein bekannter Mann in Broadway-Bars und Revue-Theatern.
    Wir betraten sein Vorzimmer, das von einer jungen Dame regiert wurde. Sie sah aus wie alles bei Recconi, frisch aus Italien importiert. Wenn sie sprach, so hörte man deutlich den Akzent.
    »Wir möchten gern Mr. Recconi sprechen«, sagte Phil.
    »Tut mir Leid, Gentlemen. Mr. Recconi steht im Augenblick nicht zur-Verfügung.«
    Phil warf mir einen belustigten Blick zu. »Steht nicht zur-Verfügung.« Das war mal eine andere Masche als diese ewige Vorzimmertour »Mister XY ist gerade in einer Konferenz.«
    »Sie sollten uns trotzdem anmelden«, sagte Phil. »Ich bin sicher, dass Mr. Recconi über unseren Besuch erfreut sein wird. Genau genommen erwartet er uns nämlich, wenn auch nicht zu einer bestimmten Stunde.«
    »Ich würde Sie ja gern anmelden«, sagte die glutäugige junge Dame freundlich. »Aber Mr. Recconi ist nicht da.«
    »Wann kommt er denn zurück?«
    »Auch das kann ich Ihnen nicht sagen, Gentlemen, denn Mr. Recconi ist heute früh noch nicht im Office gewesen. Ich bin erst ein paar Monate hier, aber es ist noch nie vorgekommen, dass Mr. Recconi um diese Zeit noch nicht im Office war. Ehrlich gesagt, die ganze Firma ist ein wenig ratlos.«
    Ich hatte auf einmal ein unruhiges Gefühl. Phil schien es nicht anders zu gehen. Er schob sich mit einer knappen Geste den Hut ins Genick und fragte:
    »Haben Sie versucht, Mr. Recconi in seiner Wohnung zu erreichen?«
    »Selbstverständlich, Sir. Schon sechs- oder siebenmal. Es meldet sich keiner.«
    »Ist die Wohnung abgeschlossen?«
    »Das weiß ich nicht, Sir.«
    »Ist Mr. Recconis Wagen da?«
    »Ja, Sir. Er steht in der Garage.«
    Das genügte. Kein Mensch in New-York geht zu Fuß, wenn er einen Wagen besitzt. Schon gar nicht Männer vom Schlage Recconis. Wir ließen uns den Prokuristen holen und gingen mit ihm hinauf.
    Durchs Schlüsselloch konnten wir sehen, dass im Flur hinter der Wohnungstür Licht brennen musste. Phil griff wortlos zu seinem Universaldietrich und begann damit zu arbeiten. Nach knapp zwei Minuten ging die Tür auf.
    Wir brauchten nicht lange zu suchen. Die Tür zu dem großen Wohnzimmer stand offen. Im Kamin lagen die verkohlten Reste einiger Holzscheite. Ich nahm eines in die Hand. Es war noch warm.
    Recconi selbst hing schlaff in einem hohen Lehnsessel. Rings um ihn herum hatte sich eine riesige Blutlache ausgebreitet, die fast gänzlich geronnen war. In Recconis Brust, ungefähr in Herzhöhe, stak ein starkes Schnappmesser.
    ***
    »Ich laufe hinunter und ruf’ die zuständige Mordkommission der Stadtpolizei an«, sagte Phil hastig. »Hier steht zwar auch ein Apparat, aber den möchte ich nicht berühren.«
    »Gut«, stimmte ich zu. »Ich bleibe hier.«
    Phil lief hinaus. Der Prokurist, ein kleiner, dunkelhäutiger Mann, rang aufgeregt die Hände und leierte eine Litanei in einer fremden Sprache herunter. Ein paar Wörter konnte ich verstehen. Und daraus schloss ich, dass es Italienisch sein musste. »Mama mia« kam am häufigsten vor
    »Halten Sie den Mund«, fuhr ich ihn ziemlich grob

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