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0214 - Die Leichenkutsche von London

0214 - Die Leichenkutsche von London

Titel: 0214 - Die Leichenkutsche von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Streifenführer ging schon weiter. Ich erfuhr, daß er Portland hieß.
    Ferner berichtete er mir, daß der Anruf von einer Säule aus erfolgt war.
    Eine Frauenstimme hatte sich gemeldet.
    »Sie klang leicht hysterisch und überdreht«, sagte er.
    Ich verzog die Mundwinkel. »Kann ich mir denken.«
    »Und Sie haben die Kutsche auch gesehen, Sir?«
    »Ja.«
    »Aber wie ist es möglich, daß Sie auf diesen Motorway gekommen ist? Sind Ihnen die Pferde durchgegangen?«
    »Vielleicht.« Ich wollte dem Mann nicht die Wahrheit sagen. Er hätte sie kaum verstanden, zudem brauchte er die Zusammenhänge nicht zu kennen.
    Zuerst fanden wir die Maschine. Sie war fast in den Straßengraben gerast und hatte sich mit dem Vorderrad in das feuchte Erdreich gebohrt.
    Die teure Kawasaki war nur noch ein Haufen verbogenen Blechs, mehr nicht. Es tat mir irgendwie leid, als ich sie so sah, aber da war nichts mehr zu machen.
    »Und wo ist der Fahrer?« wollte Portland von mir wissen, wobei er sich umschaute.
    »Der muß hier in der Nähe liegen.«
    Nach ein paar Schritten wäre der Polizist fast über den Sturzhelm gestolpert, der vor seinen Füßen im Gras lag.
    Ich schüttelte mich und dächte daran, was von dem Rocker noch übriggeblieben war.
    Das sah ich wenig später, als wir vor der Leiche standen.
    Ich schielte zur Seite und beobachtete den uniformierten Kollegen, der den Kopf schüttelte, dann bleich im Gesicht wurde und zur Seite ging, wo er sich übergab.
    Auch ich konnte nicht mehr hinschauen. Der kurze Blick hatte mir genügt. Ich war mit Xorrons Gnadenlosigkeit konfrontiert worden und wußte nun, warum er sich auch Herr der Ghouls nannte.
    »Das ist nicht möglich. Das ist grauenhaft«, würgte Portland. Er wischte mit einem Tuch über seine Lippen und blickte mich aus großen Augen an. »Sagen Sie doch auch was.«
    »Ich gebe Ihnen recht.«
    »Und wer hat das getan?« ächzte er.
    Tief atmete ich ein, weil ich den verdammten Klumpen runterkriegen wollte, der in meinem Magen steckte. »Wer?« murmelte ich.
    »Ein Mensch?« Portland schüttelte den Kopf. »Sind Menschen überhaupt zu so etwas fähig?«
    »Es war kein Mensch.«
    »Sondern?«
    »Ein Tier kann man sagen. Ja, es war ein Tier. Wir müssen der Mordkommission Bescheid geben.«
    »Natürlich.« Portland wankte zur Seite. Er hatte weiche Knie bekommen, und auch ich hätte mich am liebsten im Boden vergraben. Ich schaute hoch zum Himmel.
    Eine dunkle Fläche, auf der unregelmäßig verteilt, Lichtpunkte glänzten.
    Die Kutsche war verschwunden. Sie hatte sich aufgelöst. So jedenfalls hatte ich es gesehen. Aber sie konnte jede Minute zurückkehren. Und Xorron befand sich in der Kutsche. Das war überhaupt das Schlimmste.
    Dieser Dämon war das Grauen an sich. Er gehörte zu meinen schlimmsten Feinden, und Dr. Tod, sein Chef, schien ihn wie einen Hund von der Leine gelassen zu haben, damit er um sich beißen konnte.
    Daran dachte ich, als wir zurückgingen. Portland hielt sich an meiner Seite und schwieg verbissen. Er hatte seinen Blick zu Boden gerichtet, als suchte er nach irgendwelchen Überraschungen.
    Die Rocker standen mit den Polizisten sowie Bill Conolly und Suko zusammen. Ein selten friedliches Bild, wenn mir dieser Kommentar erlaubt ist.
    »Wir müssen der Mordkommission Bescheid geben«, meinte Portland, und damit war alles gesagt.
    »Dann ist Joe tot?« fragte einer der beiden Rocker.
    »Ja.«
    »O verdammt, o verdammt.« Er hämmerte voller Wut seinen Helm auf den Boden. »Wer hat in dieser verfluchten Kutsche gesessen. Wenn wir den in die Finger kriegen, dem besorgen wir es.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie besorgen gar nichts«, erwiderte ich gelassen. »Oder wollen Sie, daß mit Ihnen das gleiche geschieht wie mit Ihrem Freund.«
    »Wir sind zu zweit.«
    »Und wenn Sie zu dritt, zu viert oder zehnt wären, es hätte keinen Sinn. Sie haben es hier mit Gegnern zu tun, die wesentlich stärker sind.«
    Da schwieg er. Bill hielt mir die Zigarettenpackung hin, und ich bediente mich. Hinter den Scheiben des Streifenwagens sah ich die Umrisse von Port land. Sein Mund bewegte sich. Er alarmierte die Mordkommission.
    Solange wollten auch wir warten. Ich sog an meiner Zigarette und schaute dem wolkigen Rauch nach, der aus Mund und Nase drang. Er vermischte sich mit der feuchten, kühlen Nachtluft.
    Die Rocker schwiegen verbissen. Ich wußte nicht, ob meine Worte bei ihnen auf fruchtbaren Boden gefallen waren, hoffte es zumindest und fragte schließlich. »Was

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