0214 - Die Leichenkutsche von London
Angst bekomme. Aber was soll’s? Das Geschäft ist hart, und nur der Stärkere kann überleben. Gefressen oder gefressen werden. Das ist wie in der Natur, Baby, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Sicher.« Lana nickte. Sie wollte etwas hinzufügen, sah jedoch, daß ihr Freund abgelenkt worden war. Ein Mann hatte das Lokal betreten, wurde von einem Scheinwerfer getroffen und hielt sich die Hand vor die Augen, da das Licht blendete.
Rod Kane winkte schon.
Der Mann nickte und kam zu ihm. Auch er schielte nach der rothaarigen Lana, die sich gelangweilt gab und mit einer Zigarettenspitze spielte.
Vor Kane blieb der Mann stehen und warf einen Umschlag auf den Tisch. »War ‘ne gute Tour«, sagte er.
»Mehr als sonst?« Kane hob den Blick. Der andere grinste scharf. »Fast das Doppelte.«
»Gut.« Kane steckte den Umschlag ein. »Ist noch etwas? Ich will gehen.«
»Ja, Chef. Wir müssen achtgeben.«
»Das müssen wir immer.«
»Klar, aber diesmal besonders.«
»Was ist der Grund?«
»L.C.« Der Mann sprach den Namen nicht aus, aber Kane wußte, daß er den Mafiaboß Logan Costello meinte, der sich selbst als den absoluten Herrscher der Londoner Unterwelt bezeichnete.
»Wieso das?«
»Er hat zur Jagd geblasen. Wir werden zu mächtig. Man hört so einiges flüstern.«
»Geht er schon in die heiße Phase?«
»Möglich.«
»All right, Bruder. Halt die Augen offen und sag mir Bescheid, wenn sich was ändert.«
»Mach ich.« Der Mann schielte noch einmal auf Lana Leroy und verschwand. Kane und das Mädchen schauten ihm nach. Die Rothaarige drehte sich um und legte ihrem Freund eine Hand auf die Schulter, wobei ihre schlanken Finger damit begannen, die Wangen des Mannes zu streicheln. »Gibt es Ärger?«
»Noch nicht.« Kane griff zum Glas und kippte den goldfarbenen Whisky mit einem Zug.
»Du solltest noch vorsichtiger sein, Darling.«
»Ja, ich lege mir eine schußsichere Weste zu.« Kane grinste, aber es war nicht echt. Die Warnung hatte verflucht ernst geklungen, und daß er Costello in die Quere gekommen war, stand ebenfalls fest. Er mußte wirklich auf der Hut sein.
»Sollen wir gehen?«
Kanes Lippen verzogen sich. »Du hast heute nacht noch etwas vor, Baby?«
»Ja, ich bin heiß.«
»Dann werden wir in Sekt baden.« Er lachte, und seine Goldkronen blitzten.
Bezahlen brauchte er nicht. Das Lokal gehörte ihm zu mehr als 50 Prozent. Er stand auf und reichte auch seiner Freundin die Hand.
Lana hängte sich bei ihm ein. Ihre Lippen waren zu einem leichten Lächeln verzogen. Sie fühlte die Seide auf ihrer nackten Haut, und ein Schauer begann oben am Hals, bevor er den Rücken bis zum letzten Wirbel hinunterrann.
Sie brauchte heute Nacht einen Mann, und der an ihrer Seite war stark genug.
Man schaute ihnen nach, als sie das Lokal durchquerten. Neidische Blicke, aber auch gierige, die Lana förmlich auszogen. Kane kannte das, er störte sich nicht daran. Wenn er es nicht wollte, dann würde kein anderer die Frau bekommen.
An der kleinen Garderobe, dicht hinter dem Eingang, bekam sie ihren Pelz. Schneeweiß schimmerte er, und der Mantel reichte bis hinab zu den Waden. Ein kostbares Stück, bei einem deutschen Pelzhersteller exclusiv bestellt. Für eine Summe, die man schon als kleines Vermögen bezeichnen konnte.
Die Garderobiere war eine ältere Frau. »Es ist noch kühl draußen«, meinte sie.
Rod Kane nickte. »Ja, die schönen, lauen Nächte kommen noch.« Er lachte und ging.
Lana stand schon an der Tür. Da drückte Kane sie auf.
Das Licht zweier Stratolampen kreuzte sich vor der Tür und holte den Gast aus der Dunkelheit. Kane mochte dies nicht, er wollte nie auf dem Präsentierteller stehen. Hier allerdings kam er sich so vor, und er trat auch sofort zur Seite, um in den relativ sicheren Schutz der Dunkelheit zu gelangen.
Der Club lag ein wenig versteckt. Baumgruppen deckten ihn zur Straße hin ab. Sie umschlossen auch den runden Parkplatz, der nicht weit entfernt lag.
Vom Lokal führte ein schmaler Weg dorthin. Die Wagen standen nie unbeaufsichtigt. Ein Mann, der früher einmal als Rausschmeißer gearbeitet hatte, gab darauf acht, daß Dieben die Lust verging, sich um die abgestellten Fahrzeuge zu kümmern.
Kane fuhr einen cremefarbenen Jaguar mit roten Ledersitzen. Er hatte ihn sich erst vor einigen Wochen zugelegt. Schnelle Autos, schöne Frauen und Geld, das liebte der Gangster.
All dies ehrlich zu erwerben, war so gut wie unmöglich, deshalb hatte er sich Feinde gemacht. Und
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