0214 - Todeswind
und nahm eine abwehrende Haltung gegen sie ein.
Zamorra sah wieder dorthin, wo die schmutzige Qualmwolke wuchs, und die Sorge in ihm wurde immer größer. Aber er konnte vorläufig nichts tun. Wenn er versuchte, sich zu entfernen, würde das Skelett an der Kreuzung schießen.
Der Bewaffnete kam jetzt näher.
»Was haben die beiden vor?« sagte Nicole leise. »Was haben sie mit uns vor?«
Ihr Gegner bewegte wieder den Unterkiefer und sprach ebenso monoton und abgehackt wie zuvor.
»Tö-ten…!«
***
Bill erstarrte. Mit einem Blick nahm er das Furchtbare in sich auf.
Etwas mußte den Reifen in Brand gesetzt haben. Von allein fing der kein Feuer, aber Bill konnte sich nicht vorstellen, wie es der Brandstifter fertiggebracht hatte, Feuer zu legen und unerkannt wieder zu verschwinden.
Ein brennender Reifen wäre normalerweise nichts sonderlich Schlimmes. Ein kräftiger Strahl aus dem Bordfeuerlöscher, der dabei vielleicht leer wurde, mußte die Angelegenheit regeln. Aber - unter der Motorhaube brannte es ebenfalls.
Wie das Feuer dorthin gekommen war, war ihm rätselhaft. Erst nach endlos langen Sekunden flog ihn die Ahnung an. Motorraum und Radkasten waren zwar sorgfältig voneinander getrennt, sorgfältiger als bei anderen Fahrzeugen, weil ein Geländewagen auch schon einmal ein Vollbad oder superharten Steinschlag von den Rädern her vertragen mußte. Aber die Bremsleitung…
Bill wußte nicht, ob Bremsflüssigkeit brennbar ist - die Leitung war es offenbar. Durch sie mußte das Feuer in Richtung Flüssigkeitsbehälter und Bremskraftregler gekrochen sein und war jetzt auch im Motorraum.
Das Benzin! schrie es in ihm. Die Leitungen zur Vergaserbatterie…
Und im Wagen lag der Lord!
Immer noch hatte die Lähmung Bill gepackt. Er konnte einfach davonlaufen, sich in Sicherheit bringen. Dann war zumindest er gerettet. Er konnte aber auch versuchen, den Lord herauszuholen und lief Gefahr, daß sie beide starben.
Aber er wußte, daß er es nicht ertragen würde. Mörder! würde es ihm immer wieder entgegenhämmern, wenn er jetzt floh und sich allein in Sicherheit brachte.
Endlich überwand er seine Starre, sprang den Wagen an und riß die Tür auf.
Saris war immer noch besinnungslos und lag auf der zweisitzigen Beifahrerbank, wie Callaghan ihn dort abgelegt hatte. Bill zerrte an ihm, versuchte, ihn sich über die Schulter zu legen. Das klappte nicht so, wie es sollte, und der Lord rutschte ab und drohte sich auf dem Boden den Kopf anzuschlagen.
Bill konnte ihn gerade noch fangen.
Und wie das Feuer prasselte!
Bill sah es unter dem Wagenboden wetterleuchten. Die Treibstoffleitung brannte.
Jeden Moment mußten die Flammen den Tank erreichen -Wie viele Sekunden blieben ihm noch? Zwei? Drei?
Und auf dem Wagen lagen noch die Kanister mit dem Reservetreibstoff!
Bill schrie auf. Mit einem letzten heftigen Ruck riß er Saris endlich aus dem Wagen, störte sich nicht daran, daß der nachschleifte, und begann zu laufen.
In Gedanken zählte er. Etwas anderes hatte in ihm keinen Platz mehr.
»…zweiundzwanzig - dreiundzwanzig - vierundzwanzig…«
Es krachte.
Da flog der Tank in die Luft, und eine Sekunde später die Kanister. In einem aufbrüllenden Inferno verschwand der Chevrolet, und eine Titanenfaust schmetterte glühendheiß gegen Bills Rücken und schleuderte ihn und Lord Saris ins schwarze Nichts.
***
»Töten«, echote Zamorra. »Töten…«
Aber es paßte nicht zusammen. Die beiden Skelette hätten es einfacher haben können. Der Bursche mit der Pistole hätte Nicole und ihn längst erschießen können.
Oder hatten sie einen Ritualmord vor?
Aber warum zeigte das Amulett keine schwarze Magie an? Nur diese immerwährende Hintergrundaura von überall!
»Wen wollt ihr töten?« fragte er, während der Knöcherne mit der Pistole rasch näher kam. Nicole kam jetzt langsam wieder zurück. Aber alles an ihrer Körperhaltung verriet, daß sie jederzeit wieder zum Angriff übergehen konnte. Aber würde es ihnen etwas nützen?
»Nicht-wir-tö-ten«, rasselte der Knochenmann. »Ihr…«
»Jetzt verstehe ich immer weniger«, sagte der Parapsychologe. Wieder sah er zu der schwarzen Wolke hinüber. Es brannte in ihm, dorthin zu eilen. Zu helfen. Zu retten.
Wenn es noch etwas zu retten gab…
Jetzt endlich war der Bewaffnete herangekommen. Sein Kopf pendelte schwach hin und her. Aus der Tiefe der leeren Augenhöhlen heraus sah er Zamorra und Nicole an.
Sie Szene war grotesk.
Der erste, den Nicole
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