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0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder

Titel: 0215 - Kugeln pfeifen Todeslieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kugeln pfeifen Todeslieder
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ihm ausgeschrieben. Sie erhalten sofort Bescheid, wenn er irgendwo gesichtet wird. Jetzt also zu seiner Beschreibung: Jean Rennier…«
    Ich schrieb eifrig mit. Als ich Mutherfield gerade das Kunststück erklären wollte, das unsere Leute in den zentralen Archiven in Washington fertiggebracht hatten, ratterte schon wieder das Telefon.
    »Polizeiposten Milborne«, sagte ich.
    Eine keuchende Frauenstimme sprach am anderen Ende. Eine aufgeregte, verstörte, ängstliche Frauenstimme. Sie stieß hervor: »Bill, kommen Sie schnell! Hier waren gerade vier Männer! Einer sah aus wie ein Offizier. Sie haben meinen Mann mit Pistolen gezwungen, mit hinauszugehen. Ich weiß nicht, was sie Vorhaben. Ich…«
    »Wir kommen sofort!« unterbrach ich, warf den Hörer auf und riß auch schon mein Jackett vom Haken. »Los, Mutherfield! Es war die Frau von dem Farmer, wo wir gestern nachmittag waren. Ich habe ihre Stimme deutlich erkannt. Irgendwas ist dort im Gange!«
    »Stop!« rief Mutherfield. »Nehmen Sie ein Gewehr mit.«
    Das war ein guter Gedanke. Wir liefen hinaus und kletterten in den Jaguar, den wir gestern abend von der Schlucht mit heruntergebracht hatten. Mit einem Satz sprang er in die Kurve und schoß auf der Landstraße vorwärts wie ein mühsam gebändigtes Raubtier.
    ***
    In Abständen von etwa fünfzig Yard brannten Lampen, die an hohen Masten hingen. So weit man blicken konnte, erstreckte sich das Areal des Autofriedhofs. Es bedeckte die Fläche einer mittleren Maisfarm. Fünfzig- oder .sechzigtausend Autowracks waren zu quadratischen Schrotthaufen zusammengeschoben worden, zwischen denen schier endlose Gänge und Quergänge verliefen.
    - Am nördlichen Ende des Geländes, das mit einem übermannshohen Maschenzaun begrenzt wurde, erhoben sich die flachen Baracken der Werkstätten. Colonel Rennier stieg aus und betrat die mittlere Bude.
    Willy Sander blickte ihm entgegen.
    »Alles in Ordnung, Sir?« fragte er.
    Rennier nickte.
    »Ja, Sander. Wir haben den Mann standrechtlich erschossen. Es War eine gerechte Strafe. Er hat alles gestanden, vor Angst natürlich. Er zitterte wie Espenlaub.«
    Die anderen kamen nach. Unter ihnen befand sich Steward. Sie setzten ihre Hüte ab. Rennier warf sich auf sein Feldbett. Er ließ sich ein Glas Whisky bringen.
    »Der Bursche wollte seine Frau vergiften«, murmelte er.‘ »Tat irgendein Gift in die Kaffeekanne. Lanschitzky füllte sich die Flasche aus der Kaffeekanne auf. Der Zusammenhang ist hergestellt. Unglaublich, so was! Läßt vergifteten Kaffee frei herumstehen! Wirklich unglaublich!«
    Eine Weile verhielt er sich schweigend.
    Er nippte an seinem Whisky. Als er das Glas ausgetrunken hatte, richtete er sich auf, straffte sich und befahl: »Den G-man vorführen!«
    Zwei Minuten später stand Phil in der Baracke. Er humpelte leicht. Seine Arme waren auf dem Rücken gefesselt.
    »Lassen Sie uns zehn Minuten allein«, sagte Rennier zu den anderen. »Kommen Sie in zehn Minuten wieder ’rein. Ich möchte mich zehn Minuten mit unserem Gefangenen unterhalten. Von Mann zu Mann.«
    Ein leises Glucksen stieg aus Renniers Kehle. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen hatten gerötete Wimpern. Er war bis zum Zusammenbruch übernächtigt. Seine Hände zitterten ein wenig.
    Als die anderen hinausgegangen waren, sagte er: »Ich ehre meine Gegner, wenn sie Achtung verdienen. Sie haben ein tollkühnes Husarenstück ausgeführt, das Ihnen gelungen ist. Sie konnten den Mann befreien und zwangen uns dadurch zu einer Aufgabe unseres ersten Verstecks. Aber als guter Offizier hat man natürlich vorgesorgt. Man hat seine Reservestellungen und Ausweichlinien. Wie Sie ja sehen, hat unser Rückzug vorzüglich geklappt.«
    Phil beobachtete ihn aufmerksam. Aber er gab keine Antwort.
    Rennier setzte sich wieder auf sein Feldbett. Phil sah, wie er mit den knochigen Fingern seiner rechten Hand unaufhörlich über den linken Handrücken schabte. Es war die mechanische Bewegung eines Menschen, der sich dieser Bewegung gar nicht bewußt ist.
    »Ich war immer ein guter Offizier«, fuhr Rennier, mehr zu sich selbst, fort. »Ich habe nie eine höhere Schule besucht. Trotzdem war ich mit vierundzwanzig Jahren Hauptmann.«
    Er machte wieder eine kleine Pause und sah Phil an. Aber Phil blieb stumm wie ein Fels. Rennier holte sich selber Whisky, schenkte sich ein und trank.
    »Ich war einmal dem Alkohol verfallen«, sagte er. »Als es mir richtig klar wurde, trank ich jahrelang keinen Tropfen mehr. Obgleich mich

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