0216 - Wir und der Club der 17 Mörder
zur Liebesbucht gefahren. Dort hätte er geparkt und wäre so zudringlich geworden, dass das Girl ihn in Notwehr über den Haufen geschossen habe.
Fingerabdrücke hatte man nicht gefunden, ein Beweis dafür, dass die Frau keinesfalls den Kopf verloren hatte, selbst das Steuerrad war sorgfältig abgewischt worden.
Wieder verging ein Tag. Als Mr. High uns bereits morgens um neun zu sich zitierte, hatte ich ein Gefühl drohenden Unheils.
»Mr. Gregory Hynd, an den Sie sich sicherlich noch erinnern, ist seit vorgestern Abend verschwunden«, sagte er. »Er hatte mit seiner Sekretärin über den Besuch des Mr. Smile und auch darüber gesprochen, dass er uns die Sache gemeldet habe. Darum hat sie mich soeben angerufen. Mr. Hynd verließ vorgestern Abend um halb sieben sein Office in der Park Avenue, um nach Hause zu fahren. Er sprach allerdings davon, er habe zuvor noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Sein Wagen hatte einen Defekt, und so fuhr er mit einem Taxi. Seitdem hat niemand mehr etwas von ihm gehört. Seine Ehefrau zögerte, etwas zu unternehmen. Sie glaubte, er sei vielleicht plötzlich geschäftlich abgeruferi worden und habe keine Gelegenheit gehabt, sie zu unterrichten. Die Sekretärin behauptete felsenfest, Mr. Hynd habe ganz bestimmt keine unvorhergesehene Geschäftsreise unternommen. Er würde sie sonst benachrichtigt haben. Dagegen teilte sie mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit mit, dass er in den letzten Tagen zwei Anrufe von einer Dame erhalten habe, die sich Mrs. Miller nannte. Die beiden Gespräche hätten sich jeweils länger ausgedehnt, als man hätte erwarten sollen. Miss Madge Posselt, die Sekretärin, hatte sich sehr vorsichtig ausgedrückt, aber es schien, als ob sie diesen beiden Gesprächen eine besondere und für Mr. Hynd nicht gerade schmeichelhafte Bedeutung beimesse.«
»Denken Sie etwa an den Club der 17 Mörder, Boss?«, fragte ich.
Mr. High zog die Augenbrauen hoch.
»Wir müssen jedenfalls sehr vorsichtig sein. Wenn Hynd ermordet worden wäre, so würde man wahrscheinlich seine Leiche gefunden haben. Ich neige zu der Ansicht der Miss Posselt. Er ist Anfang der fünfzig und damit in dem Alter, in dem Männer sich gern selbst beweisen wollen, dass sie auch noch den Don Juan spielen können. Es ist schon häufig vorgekommen, dass jemand einige Tage mit einer Freundin verreiste und dann reuig zurückkehrte. Ich habe nichts dagegen, wenn Sie sich einmal ganz vorsichtig über die Umstände seines Verschwindens informieren. Aber die Sache darf keinesfalls an die große Glocke kommen, wenigstens vorläufig nicht.«
Das war ein außerordentlich delikater Auftrag. Wir sprachen zuerst mit Miss Posselt, einer ebenso anziehenden wie kompetenten jungen Dame, die ihrerseits davon überzeugt war, dass ihrem Chef etwas zugestoßen sei. Ihre Theorie, er sei von der Frau, die ihn zweimal anrief, in eine Falle gelockt worden.
Die Nummer des Taxis, mit der Hynd weggefahren war, kannte natürlich niemand, und wir wollten es nicht riskieren, einen Aufruf danach zu erlassen.
Wir waren skeptisch, und während Madge Posselt noch ihr Bestes tat, um uns davon zu überzeugen, dass wir drastische Maßnahmen ergreifen müssten, wurde sie am Fernsprecher verlangt. Sie hörte zu und zog ihre glatte Stirn in Falten.
»Das ist doch unmöglich«, sagte sie. »Wir haben unsere eigene Benzinpumpe. Das ist vollkommen ausgeschlossen… Sie meinen absichtlich… Ein übler Streich…Bitte warten Sie einen Augenblick.«
Sie deckte die Hand über die Sprechmuschel.
»General Motors sind am Apparat. Sie teilen mit, dass der Schaden an Mr. Hynds Wagen dadurch hervorgerufen wurde, das sich im Benzintank Stahlspäne befanden. Die Herren sind der Ansicht, man habe Mr. Hynd einen üblen Streich spielen wollen.«
»Oder ihn daran hindern wollte, seinen eigenen Wagen z u benutzen«, meinte ich. »Fragen Sie nach der Adresse der Reparatur-Werkstatt und sagen sie den Leuten, sie sollen die Vorgefundenen Stahlspäne aufbewahren. Ich möchte mir diese einmal ansehen.«
Sie erledigte das, legte dann auf und fragte mit zitternder Stimme:
»Glauben Sie wirklich, dass man…?«
»Ich glaube vorläufig gar nichts, Miss Posselt. Ich habe nur den Eindruck, dass Sie weniger sagen, als sie wissen. Wenn Mr. Hynd wirklich etwas zugestoßen sein sollte, so haben Sie die Verpflichtung, nichts zu verschweigen.«
»Ich möchte nicht, dass Mrs. Hynd etwas davon erfährt. Sie ist in dieser Hinsicht etwas merkwürdig«, stammelte
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