0216 - Wir und der Club der 17 Mörder
Er hat bereits mit Mr. Myers, mit unserem Anwalt, konferiert und drängt darauf, eine Versammlung aller Inhaber von Anteilen einzuberufen. Er will nämlich den Vorschlag machen, die Firma zu verkaufen. Er hält das für die einzige Manier, um einen Konkurs zu vermeiden. Aber ich traue Mr. Giberson absolut nicht.«
»Aber schließlich wäre es doch sein eigener Nachteil, wenn es zu einem Verkauf kommt«, widersprach ich. »Er würde doch dann wahrscheinlich seinen Posten verlieren.«
»Das kommt darauf an, was eigentlich gespielt wird«, sagte sie, und dann hängte sie plötzlich ein.
Das sah genau so aus, als ob Mr. Giberson, mit dem sie wohl auf Hauen und Stechen war, auf der Bildfläche erschienen war.
Dieses Gespräch hatte um fünf Uhr nachmittags stattgefunden.
Zwei Stunden später war die so tüchtige und anziehende Miss Madge Posselt tot. Die Nachricht wurde mir vom Office nach Hause durchgegeben, wo ich gerade mit Phil bei einem gemütlichen Drink saß.
»Lieutenant Crosswing von der City Police hat soeben durchgerufen. Madge Posselt wurde im Hausflur des Hauses 66th Street 150 mit zwei Messerstichen im Herzen tot aufgefunden. Die Mordkommission ist unterwegs.«
»Wir auch«, rief ich, bekam Phil am Rockärmel und zwei Minuten danach saßen wir bereits in meinem Jaguar und brausten mit Sirenengeheul über die Eight Avenue rund um den Central Park und quer über die Park Avenue.
Die Mordkommission war gerade angekommen. Vor dem Hauseingang drängten sich Neugierige, die von zwei Cops zurückgehalten wurden. Die Tote lag in einem fernen Winkel, hinter dem Lift und unter der Treppe, und war dadurch entdeckt worden, dass ein Besucher sein Fahrrad dort hatte abstellen wollen.
Gerade bückte sich der Polizeiarzt, Dr. Price, zu einer vorläufigen Untersuchung, richtete sich wieder auf und sagte:
»Der Tod ist vor einer guten halbe Stunde eingetreten. Die beiden Stiche müssen unmittelbar hintereinander geführt worden sein, denn jeder einzelne davon war tödlich. Ich glaube nicht, dass der Mord hier an Ort und Stelle erfolgt ist. Die Tote hat unbedingt eine Menge Blut verloren, von dem hier kaum etwas zu sehen ist. Ich bin der Ansicht, dass man sie an anderer Stelle getötet und hierher gebracht hat.«
»Haben Sie ihre Handtasche gefunden?«, fragte Phil den Lieutenant.
»Nein. Wir haben nichts davon gesehen.«
»Aber sie hatte eine Handtasche, eine auffallende, elegante, rotbraune Tasche aus Krokodilleder. Ich bewunderte sie neulich, als wir dort waren. Wissen Sie, wo das Mädchen gewohnt hat?«
»Noch nicht, aber wir werden es in zehn Minuten spätestens erfahren. Ich zerbreche mir den Kopf, wer zum Teufel ein Interesse an dieser Gemeinheit gehabt haben könnte.«
»Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, Lieutenant, so schicken Sie sofort zwei Leute in die Wohnung des Assistent Manager der Gesellschaft, Mr. Giberson, und lassen diesen holen. Miss Posselt hat uns ungefähr um fünf angerufen und sich über diesen Mann beklagt. Sie hat durchblicken lassen, er beabsichtige, die Firma zu seinem eigenen Vorteil als in Schwierigkeiten befindlich zu erklären und zu verkaufen. Während sie noch dabei war, uns das zu erläutern, brach sie das Gespräch unvermittelt ab. Es ist nicht schwer zu kombinieren, dass der Mann, über den sie sprach, sie überraschte. Wenn ihre Angaben stimmen, so hatte dieser Mr. Giberson das schönste Motiv, um sie aus dem Weg zu räumen. Es gibt für dieses Gespräch einen indirekten Zeugen, nämlich den Anwalt der Firma, Mr. Myers, mit dem Giberson konferiert hat.«
»Ich wollte, Sie hätten recht«, meinte Crosswing. »Dann hätten wir es wenigstens geschafft, einmal wieder einen Mord auf Anhieb zu klären. Ich bin in einer Verfassung, in der ich bereits erwogen habe, um meine Entlassung aus dem Polizeidienst einzukommen.«
Dann traf er die nötigen Anordnungen. Inzwischen war ermittelt worden, dass Miss Posselt in der 114th Street West Nummer 148 in einem Apartmenthouse wohnte, und dass sie seit dem Morgen nicht mehr zu Hause gewesen sei.
»Wenn es mich nicht täuschte, so wäre es gut, das Apartment sofort unter Bewachung zu stellen«, sagte ich. »Es könnte sein, dass sie im Besitz irgendwelcher Dinge oder Schriftstücke ist, die für den Mörder von Interesse sind. Es ist mir in letzter Zeit zweimal passiert, dass ich zu spät kam.«
»Die Bewachung kann auf keinen Fall etwas schaden«, sagte Crosswing nickend und gab den entsprechenden Befehl an die zuständige
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