Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0217 - Das Gespensterschiff

0217 - Das Gespensterschiff

Titel: 0217 - Das Gespensterschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
kreuzte den des Knochenmanns. Lag da ein Wiedererkennen im Aufglühen der Augenhöhlen?
    Da krachte es.
    Da prallten zwei Schiffe zusammen. Da schrie Metall, da krachte berstender Stahl. Der Rammsporn zerschmetterte den Bug der ARIES, riß den Kreuzer aus dem Kurs. Das Kampfschiff legte sich schräg. Etwas zwang Larsen, seinen Griff zu lösen, und er verlor den Halt und begann über das stählerne Deck zu rutschen.
    Verzweifelt versuchte er sich irgendwo festzuklammern. Doch es gelang ihm nicht.
    Das Gespensterschiff glitt durch die ARIES hindurch, eine Spur der Verwüstung zurücklassend. Schreiende Navy-Soldaten wurden über das Deck geschleudert. Irgendwo im Schiffsbauch explodierte etwas.
    Dann war das Gespensterschiff hindurch und jagte davon.
    Larsen rutschte weiter, wurde von der Reling gestoppt. Er richtete sich halb auf, glaubte sich schon gerettet. Da rauschte etwas Großes, das er im Dunkeln nicht erkennen konnte, auf ihn zu, traf ihn und schleuderte ihn über Bord.
    Niemand hörte im Chaos, im Höllenlärm entfesselter Gewalten, seinen Schrei.
    Er schlug im Wasser auf. Einmal kam er noch hoch, starrte benommen und nach Luft japsend um sich. Er sah die ARIES, die sich wieder aufgerichtet hatte, aber vorn einzutauchen begann. Der Schiffsbug war fort, abgerissen. Stahlfragmente ragten hervor, und die ARIES, noch immer in Fahrt, schaufelte die Wassermassen förmlich in sich herein.
    Mit einer seltsamen Klarsichtigkeit sah Pete Larsen, daß die Spitze des provisorischen Funkmastes glühte und Funken sprühte. Das Glühen pflanzte sich langsam fort. Die Funkstation, die wieder angeschlossen worden war, arbeitete mit viel zu hoher Sendeleistung.
    Vielleicht würde es für die ARIES noch Rettung geben - vielleicht, wenn das Innere rasch genug abgeschottet werden konnte. Für ihn, Pete Larsen, gab es keine Rettung mehr.
    Zum dritten Mal hatte er das Gespensterschiff gesehen, und seine Bewegungen erlahmten allmählich. Kälte fraß sich in ihn hinein. Er konnte seine Schwimmbewegungen nicht mehr fortsetzen.
    Und niemand wußte, daß er über Bord geschleudert worden war…
    ***
    Er war nicht der einzige. Es hatte noch mehr Besatzungsangehörige der ARIES erwischt. Einige von ihnen gehörten zu einem Kommando, das Leutnant Ringoe im Blitzverfahren zusammengestellt hatte.
    Der 1. Offizier hatte sich nach dem Anpfiff Zamorras nicht mehr auf der Kommandobrücke sehen lassen. Er handelte auf eigene Faust und scharte eine Gruppe von zwanzig Männern um sich, die bereit waren, des Teufels Großmutter aus der Hölle zu holen und vergaben, auch vor einem Gespensterschiff keine Angst zu haben.
    Über Enterhaken verfügten nicht nur die Piraten vergangener Jahrhunderte. Auf der ARIES gab es diese Instrumente auch, die geworfen wurden und an denen lange Seile befestigt waren.
    Die Männer um Leutnant Ringoe warteten auf ihren Moment. Bis an die Zähne bewaffnet lauerten sie auf den Moment, in dem das Gespensterschiff nahe genug heran war.
    Krachend schmetterte es gegen den Bug der ARIES. Es bedurfte keines Kommandos mehr. Einundzwanzig Stahlhaken flogen durch die Luft.
    Sieben packten! Ruckartig spannten sich Seile, als das riesige Segelschiff mit hoher Fahrt die ARIES förmlich durchpflügte, ohne selbst Beschädigungen davonzutragen. Sekundenlang hatte Ringoe befürchtet, das Schiff würde sich ihnen gegenüber als ebenso immateriell erweisen wie zuvor gegenüber den Raketen. Aber dann hing er festgekrallt am Seil. Schlug mit den Füßen gegen die Reling der ARIES und sah Sterne. Augenblicke später schwebte er frei in der Luft - und krachte gegen die Bordwand des Seglers.
    Fünf Männer landeten neben ihm an. Der siebte hatte sich am Seil nicht halten können und war spurlos in der aufkochenden See verschwunden. Was mit den Männern geschehen war, deren Enterhaken nicht gefaßt hatten, wußte Ringoe nicht. Er zwang sich dazu, auch nicht daran zu denken. Er durfte es nicht, wenn er selbst überleben wollte.
    Er biß die Zähne zusammen und hangelte sich am Seil hoch. Vor ihm tauchte eine Öffnung auf. Hier konnte eines der gewaltigen Ruder der oberen Reihe durchgeschoben werden. Im Innern herrschte tiefste Finsternis.
    Ringoe widerstand der Versuchung, sich hineinzuschwingen und kletterte weiter. Da hörte er einen seiner Männer aufschreien. Der hatte wohl in eine dieser Luken geblickt.
    »Nein!« schrie er entsetzt. »Das Gesicht - das Gesicht…«
    Ringoe sah, wie der Mann die Hände vor die Augen schlug, stürzte und aus

Weitere Kostenlose Bücher