0217 - Die Hexeninsel
deutete. »Da sind sie.«
Er hatte in der Mehrzahl gesprochen, obwohl ich der Meinung war, daß es sich bei der Hexeninsel nur um eine Insel handelte.
Aber wir sahen drei.
Eine große und zwei kleinere.
Die beiden kleineren rahmten die große Insel ein.
Schnell näherten wir uns. Die Inseln wurden größer, ich ging tiefer. Wir erkannten, daß auf ihnen nichts wuchs. Es waren tatsächlich nur Felsen.
Grau wirkten sie, und an ihren Rändern gischteten schaumige Streifen hoch, von den sich brechenden Brandungswellen verursacht.
Bisher hatten wir von den Hexen noch nichts gesehen. Wir waren auch nicht angegriffen worden, so daß ich eine Landung riskieren konnte. Suko spreizte den Daumen ab, drehte dann die Hand und deutete nach unten. Er war ebenfalls meiner Meinung. Der Hubschrauber sackte weg. Ich hatte ihn zu schnell fallenlassen, und für einen Moment stiegen unsere Mägen fast bis hoch in die Kehlen. Dann hatten wir uns wieder gefangen, sahen die Inseln größer werden und auch die rauhe, zerklüftete Felslandschaft. Es würde nicht einfach sein, dort einen geeigneten Platz für eine sichere Landung zu finden. Wir dröhnten einmal über die Insel hinweg und flogen einen Kreis, um uns genauer zu informieren.
Es war wirklich ein Problem, einen Landeplatz zu finden. Das Gelände war zu rauh und zerklüftet. Die Maschine würde unter Umständen kippen, wenn wir aufsetzten. Das sah alles gar nicht gut aus.
Ich ging trotzdem tiefer, denn ich hatte gesehen, daß das Gelände zur Inselmitte hin anstieg, wobei es sich nicht zu einer kantigen Bergspitze verjüngte, sondern mehr zu einem Plateau auslief. Allerdings verdiente das Plateau diesen Namen kaum, denn es war ziemlich schmal und an den Rändern mit Geröll übersät. Deshalb mußte ich achtgeben, daß ich mit den Kufen nicht zwischen die Steine geriet und den Hubschrauber womöglich zum Kippen brachte.
Suko hatte die Karte zur Seite gelegt und starrte in die Tiefe. Er war ebenso gespannt wie ich. Ein erfahrener Pilot hätte über ein ähnliches Landemanöver sicherlich gelacht, ich dachte da anders, weil ich zu selten flog.
Wie ein rohes Ei wollte ich die Maschine behandeln und ließ sie nach unten sacken.
»Achtung, etwas nach links!« Suko hatte mich gewarnt, und ich reagierte sofort. Dadurch entging ich dem ziemlich hohen und kantigen Brocken, der fast an der linken Kufe gekratzt hätte, was überhaupt nicht schön gewesen wäre.
Bodenkontakt. Ein Zittern lief durch die Maschine und erfaßte auch unsere Körper.
Wir standen. Die Rotorblätter drehten sich noch. Ich stellte den Motor ab.
Tief holte ich Luft und wischte mir mit dem Handrücken über die Stirn.
Die letzten Sekunden waren hart gewesen. Von meiner Warte aus betrachtet, konnte ich die Landung schon als ein kleines Kunststück ansehen. Ich schnallte mich los und stieß die Tür auf, während sich die Rotorblätter müde ausdrehten.
»Das hätten wir geschafft!«
Es war kühl auf der Insel. Der Wind kam aus wechselnden Richtungen und spielte mit unseren Haaren. Wir schnallten die hinderlichen Fallschirme ab und nahmen unsere Waffen.
Ich schaute für einen Moment auf Desteros Schwert. Sollte ich es mitnehmen, wenn wir das unübersichtliche Gelände erforschten?
Quatsch! Was machte ich mir überhaupt Gedanken, das Schwert war eine wichtige Waffe. Ich wollte nicht darauf verzichten.
»Gib mir es«, sagte Suko.
Ich grinste. »Kannst du Gedanken lesen?«
»Fast.« Er nahm die Waffe an sich, drehte sich um und ging vor, während ich die Türen des Hubschraubers zuwarf.
Am Rand des kleinen Plateaus war der Chinese stehen geblieben und deutete noch vorn. Dort sahen wir eine der beiden Inseln.
Zwischen der kleineren und der größeren, auf der wir standen, befand sich ein schaumiger Wasserstreifen. Schaumig deshalb, weil die Strömung von zahlreichen Riffs gebrochen wurde, über die das Wasser lief. Wie kleine Höcker ragten die Felsen aus dem Wasser.
Hatten wir tatsächlich die richtige Insel erwischt? Ein Eiland der Schwarzen Magie?
Noch war nichts davon zu spüren. Mein Kreuz reagierte nicht, und auch sonst blieb alles ruhig.
Eine klare Sicht, hellblauer Himmel, die Sonne hoch oben als riesiger, gelber Fleck.
»Ein bißchen Robinson«, meinte Suko.
»Ja, und ein bißchen Frieden.« Ich schlug meinem Partner auf die Schulter. Hier herumstehen, das wollte ich nicht, denn ich merkte, wie sich meine Gedanken schon wieder mit Jane Collins beschäftigten.
Als wir den flachen Hang
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