0217 - Die Hexeninsel
daß ich in den Gelenken an den Schultern Schmerzen verspürte. Rechts und links von mir schwebten die beiden Hexen, die mich an den Handgelenken festhielten. Wenn der Wind manchmal ungünstig wehte, dann flatterte ihre Kleidung und wurde mir ins Gesicht gedrückt, so daß ich sogar den Muff und Moder riechen konnte, der diesen blauen Tüchern anhaftete.
Nicht nur der Wind wehte, jaulte oder pfiff um mich herum, auch noch andere Geräusche vernahm ich. Es war das Triumphgeheul der Hexen. Sie kreischten, lachten und freuten sich auf eine diebische Art und Weise. Endlich hatten sie ihren Gegner gefangen. Er befand sich in ihren Klauen, und sie würden einen Teufel tun und ihn loslassen. Die Chance gaben sie mir nicht.
Es hatte keinen Sinn, zu zappeln oder auf andere Weise zu versuchen, mich zu befreien. Das war das Schlimmste, was mir passieren konnte.
Die Hexen hatten es verdammt schlau angestellt. Sie hielten mich so umklammert, daß es mir nicht gelang, an mein Kreuz zu gelangen. Zudem wurden sie von dem wertvollen Kruzifix auch nicht berührt, denn durch meine Haltung - es war die Rückenlage - hing die Kette seitlich an meinem Körper, und das daran befestigte Kreuz verschwand in Deckung meiner Achselhöhle. Wann würde ich fallen?
Noch dachten die Hexen nicht daran. Sie wollten ihren Spaß mit mir haben und führten das auf, was man mit dem Wort Hexenreigen bezeichnet.
Hoch über der Insel begannen sie sich zu drehen und gerieten dabei in einen wahren Taumel. Der Kreis ging links herum, ich wurde festgehalten, hörte ihr Kreischen und Lachen, und ein rasender Schwindel packte mich, der auch noch weiterging, als die drei Hexen plötzlich innehielten.
Vor meinen Augen drehte sich alles. Allerdings hatte ich den Kopf schief gelegt und konnte für einen Moment das Gesicht der Hexe sehen, die meinen linken Arm gepackt hielt. Verzerrte Züge. Ein dämonischer Ausdruck in den Augen. Über der Stirn das blonde Haar. Es paßte alles.
Diejenige Person, die mich festhielt, war keine geringere als Jane Collins!
***
John Sinclair war so schnell, daß Suko nicht dazu kam, ebenfalls die Höhle zu verlassen. Vielleicht war es sein Glück, denn er mußte mit ansehen, wie der Geisterjäger von mehreren Händen gepackt und in die Höhe gerissen wurde.
Auch Suko hatte damit nicht gerechnet. Er war ebenfalls schockiert, stand inmitten der Höhle und mußte diese Tatsache erst einmal verdauen.
Die Hexen hatten zugeschlagen.
Und John war in ihre perfekt aufgebaute Falle gelaufen. Sehen konnte Suko ihn nicht mehr, er dachte sich seinen Teil und wollte sich Gewißheit verschaffen, ohne dabei etwas zu überstürzen. Mit gezogenem Schwert näherte er sich vorsichtig dem Höhleneingang und schaute ins Freie.
Er sah nur das graue, häßliche Gestein. Allerdings hatte sich doch etwas getan. Wenn er den Kopf nach links drehte, konnte er über eine flachere Fläche bis hin zum Ufer blicken, und dort sah er einen bläulich schimmernden Nebelring, der seiner Ansicht nach die gesamte Insel umfangen hielt. Wikka hatte vorgesorgt!
Ihr gehörte die Insel. Kraft ihrer Magie war es der Oberhexe zudem möglich, einige Dinge zu manipulieren, wie eben diesen bläulich schimmernden Nebel, der sich um das Eiland gelegt hatte. Wie Suko sie einschätzte, würde sie dafür sorgen, daß niemand ohne ihre Einwilligung die Insel verlassen konnte. Weil er mit sämtlichen Tricks dieser Hexe rechnete, wurde er vorsichtig.
Er kümmerte sich nicht darum, wie es möglich war, daß die Hexen plötzlich die Insel besetzt hielten, für ihn zählte einzig und allein die Tatsache, daß sie überhaupt da waren. Einen Kampf konnte er nicht vermeiden. Das war Suko längst klar geworden. Freiwillig würde Wikka ihre Feinde nicht von der Insel lassen, und der Chinese mußte sich schon etwas einfallen lassen, denn auf John Sinclair konnte er nicht zählen. Im Eingang der Höhle blieb er stehen. Zwei wichtige Waffen hielt er in den Händen. Das Schwert und die Dämonenpeitsche. Daß er die Höhle nicht überstürzt verlassen hatte, erwies sich nun als günstig, denn Wikka griff zu einem Trick und ließ Feuer aus der Luft regnen.
Suko sah plötzlich die glühenden Bälle, die von oben herabfielen und den Boden berührten, wo sie sich ausbreiteten und zu langen Feuerarmen wurden, die wie dünnes Knetgummi wirkten, als sie sich ausrichteten und zum Eingang hin schwenkten. Da schlug Suko zu.
Wieder einmal bekämpfte er Schwarze Magie mit Schwarzer Magie. Schwert gegen
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