0218 - Der Monster-Club
wollen Sie also?« fragte sie uns.
Bisher hatte ich geredet, das weitere überließ ich nun meinem Freund Suko. »Wir möchten mit Mr. Ernest Orapul reden.«
»Der ist nicht hier.«
»Das glauben wir Ihnen nicht, Ma’am…« Ihren Nachnamen nannte sie nicht, dafür winkte sie energisch ab.
»Wenn ich es Ihnen sage, dann stimmt das! Außerdem haben Sie bei uns nichts zu suchen. Verschwinden Sie wieder«
»Darf ich Sie daran erinnern, daß Sie mit zwei Beamten von Scotland Yard sprechen?« erkundigte ich mich.
»Na und? Seid ihr etwa Supermänner?« Sie lachte schrill, so daß sich ihr Mann genötigt sah, einzugreifen.
»Du solltest freundlicher zu den Herren sein, Clara.« Er schob sich in unser Blickfeld. Bisher hatten wir nur einen Teil seines Gesichts erkannt.
Er war kleiner als Clara, ging gebeugt und hatte ein Gesicht, dessen Haut eine ungesunde Farbe zeigte. Blaß kam sie mir vor und irgendwie durchsichtig. Seine Hände zuckten nervös. Die Finger waren überlang, seine Lippen bewegten sich wie im Selbstgespräch, und auf seinem Kopf wuchs das Haar so wirr, als wäre es mit einem Rasenmäher geschnitten worden.
»Was soll das heißen?« herrschte Clara ihren Mann an. Der duckte sich, als er die Worte vernahm.
»Ich meinte nur so.«
»Deine Meinung war und ist nicht gefragt«, erklärte sie und demonstrierte damit erneut, wer hier das Sagen hatte. Bevor der Streit zu einem Ehekrach ausarten konnte, mischte ich mich ein.
»In welcher Beziehung stehen Sie beide eigentlich zu Mr. Orapul?«
Die Antwort gab Clara. »Wir verwalten sein Haus.«
»Verwandt sind Sie nicht?«
»Nein.« Sie ging einen Schritt zur Seite, weg aus dem Streifen Sonnenlicht. »Sonst noch Fragen?«
»An Sie weniger, nur an Mr. Orapul.«
»Damit können wir Ihnen leider nicht dienen. Zudem ist er nicht im Hause, und wir werden es auch bald verlassen. Wir müssen in den Ort.« Danach lächelte sie zum erstenmal. Es war nur ein dünnes, flüchtiges Bewegen der Lippen.
»Sie können natürlich gern hier warten, bis Mr. Orapul erscheint, das bleibt Ihnen frei.«
Suko und ich tauschten einen Blick. Sollen wir das Angebot annehmen? So völlig waren wir nicht überzeugt. Irgend etwas störte uns, das kam zu plötzlich.
Der Chinese nickte. Deshalb sah ich keinen Grund, anders zu handeln, und erklärte: »Ja, wir werden bleiben.«
»Ihre Sache«, erwiderte Clara knapp und warf ihrem Mann einen schnellen Blick zu. »Bist du bereit?«
»Ja.«
»Dann komm.« Sie würdigte uns keines Blickes, als sie durch die Halle auf die Tür zuschritt, sie aufzog und verschwand. Als die linke Türhälfte ins Schloß flog, zitterte die rechte nach. So heftig hatte die Frau reagiert.
Ich hob die Schultern, schaute Suko an und deutete auf eine Sitzgarnitur. »Stehen bleiben müssen wir auch nicht.«
Das Leder war braun eingefärbt und weich. Wir nahmen in den Sesseln Platz, deren hohe Rückenlehnen uns bis an den Hinterkopf reichten. Zudem spürten wir, wie ausgesessen die Möbelstücke bereits waren, denn wir sanken tief hinein. Zwischen uns stand ein Tisch. Sein Gestell war aus Holz, die Füße leicht gedreht, und als Platte diente ein dunkler Marmorstein, der grünlich schwarz schimmerte. Auf dem Tisch stand ein Aschenbecher. Daneben ein Feuerzeug.
Ich griff danach und holte auch meine Zigaretten hervor. Den blaugrauen Rauch der ersten Züge blies ich in einen durch das Fenster fallenden breiten Sonnenstrahl, wo der Qualm in trägen Wolken weiterzog und sich der Scheibe näherte. So entspannt, wie ich in dem Sessel hockte, war ich in Wirklichkeit nicht. Die Sache hier gefiel mir immer weniger. Draußen hörten wir einen Automotor. Da wir keinen Wagen gesehen hatten, konnten wir davon ausgehen, daß sich ein Parkplatz hinter dem Haus befand. Der Wagen fuhr um das Haus herum, und sein Motorengeräusch verklang in der Ferne.
»Das alles gefällt mir immer weniger«, sagte Suko und holte tief Luft. »Mir ist so etwas noch nie passiert - dir etwa?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, auch nicht.«
»Lädst du denn jemand ein, den du überhaupt nicht kennst?«
»Bestimmt nicht.«
»Es sei denn, du hast etwas mit ihm vor.«
»Zum Beispiel ihn in eine Falle zu locken«, nahm ich den Faden auf und spann ihn weiter.
»Richtig.«
Ich drückte die Zigarette aus. Sie schmeckte mir nicht mehr. In den letzten Tagen hatte ich zu viel geraucht. »Und du meinst, daß es sich hier um eine Falle handeln könnte.«
»Genau das.«
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