0218 - Der Monster-Club
irgendeine Gefahr zu laufen. Auf Zehenspitzen gingen wir, blieben nebeneinander stehen und schauten uns um.
Beiden fiel uns der Geruch auf. Wir schnupperten wie zwei Hunde, schauten uns an und hatten den gleichen Gedanken.
»Es riecht nach Blut«, wisperte Suko.
»Genau.«
Woher kam der Blutgeruch? Es rieselte mir kalt über den Rücken, als ich daran dachte, daß hier vielleicht ein Toter liegen konnte. Vorerst fanden wir nichts, nur eine Art Lager auf dem Boden, eine alte Matratze, die an den Seiten aufgerissen war, so daß die Füllung freie Bahn hatte und nach außen quoll. Da mir das rote Licht dennoch nicht ausreichte, weil es die Wände zu sehr im Dunkeln ließ, nahm ich noch einmal die kleine Lampe und leuchtete im Kreis. Jetzt sahen wir auch die Flecken an der Wand. Etwa in Hüfthöhe befanden sie sich. Wir gingen hin und sahen nun, daß es Blut war. Daher also der Geruch.
»John!« Sukos Stimme klang gepreßt, und ich machte mich schon auf etwas Schlimmes gefaßt, als ich mich umdrehte. Mein Partner schaute auf eine Stelle, die sich dicht neben der Tür an der linken Seite befand.
Lumpen lagen dort am Boden. Alte Kleidungsstücke, die niemand mehr haben wollte. Das wäre alles nicht schlimm gewesen, wenn nicht etwas unter der Kleidung hervorgeschaut hätte.
Es war eine Hand und der Teil eines Arms!
Bleich sah die Hand aus. Die Finger hatten sich zusammengekrümmt und bildeten eine Klaue. Ein Bild, das mir einen Schauder über den Rücken jagte, und fast traute ich mich nicht, die Lumpen in die Höhe zu heben. Ich tat es dennoch!
Ersparen Sie mir bitte eine Beschreibung. Soviel sei nur gesagt: Unter der Kleidung lag jemand, der einmal ein Mensch gewesen war. Ich sagte bewußt gewesen war!
Neben mir schüttelte sich Suko. Auch ihn hatte der Anblick hart getroffen. Er war ihm unter die Haut gefahren, und ich ließ die Lumpen schnell wieder fallen.
»Ein Werwolf«, murmelte ich. »Dieser Mann muß einem Werwolf in die Klauen gefallen sein.«
»Lupinas Sohn?«
Darauf konnte ich meinem Freund keine konkrete Antwort geben. Alles deutete jedoch darauf hin, daß es sich bei dem Mörder um einen Werwolf gehandelt haben mußte. Vielleicht Lupinas Sohn. Nur - wo steckte er?
»Der hat sich aus dem Staub gemacht«, sagte Suko, wobei er sich im Zimmer herumdrehte. »Schade, ich hätte ihm gern eine Silberkugel auf den Pelz gebrannt.«
»Wenn das mal so einfach wäre. Falls es sich bei dem Monster um Lupinas Sohn handelt, dann haben wir noch einiges vor uns. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und Lupina ist eine Gegnerin, die wir nicht unterschätzen dürfen.« Suko wechselte das Thema.
»Das heißt hier doch MonsterClub. Bisher habe ich noch kein Monster gesehen. Ob es sich wirklich nur um Werwölfe handelt?«
»Kann schon sein.«
»Wo sind dann die anderen?«
»Uns stehen ja noch mehr Türen zur Verfügung. Da können wir nachschauen.«
»Dann los!«
Wir verließen die Stätte des Schreckens und standen kaum draußen, als tief unter uns ein Gong aufklang.
Sofort standen wir still.
Es blieb nicht bei einem Schlag. Ein zweiter, dritter und vierter drang an unsere Ohren, und er hallte schaurig durch den alten Turmbau mit der Wendeltreppe. Ich kam mir vor wie in einem alten Abenteuerfilm aus Hollywood, wo auch die Kampfszenen in den Studios gedreht wurden und die Akteure ängstlich vor der Kulisse aus bunt bemalter Pappe standen. Doch das hier war echt.
Weshalb schlug da jemand den Gong? Und wer war es überhaupt? Wir hatten keinen Menschen gesehen außer diesem seltsamen Ehepaar. Waren die beiden zurückgekommen? Die Gongschläge mußten eine Bedeutung haben, das war uns klar.
Kaum war der letzte Ton verhallt, wobei uns noch die Echos in den Ohren schwangen, da hörten wir hinter den vier verschlossenen Türen Geräusche.
Schreckliche Laute waren es. Ein Schmatzen und Würgen, ein grausames Schlürfen und Ächzen. Dazwischen überdeutlich und gut herauszuhören das hohle Kichern, das sich anhörte, als hätte es ein Wahnsinniger ausgestoßen.
Die Gongschläge hatten die Wesen hinter den Türen mobil gemacht. Der MonsterClub rüstete zum Kampf.
Und wie sie kamen.
Als hätte jemand ein Kommando gegeben, flogen mit einem Ruck sämtliche vier Türen auf.
***
Lupina tobte!
Noch nie hatte sie sich so gedemütigt gefühlt wie eben. Dr. Tod hatte seine Macht bewiesen. Im Verein mit Lady X hatte er es geschafft, sie von ihrem Vorhaben abzubringen. Aber da sollte er sich getäuscht haben. So leicht
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