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0219 - Das Grab im Korallenriff

0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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persönlichen Schutz mit. Aber er setzte sie nur dann ein, wenn es gar nicht anders ging.
    »So, und jetzt sehen wir mal nach, was für eine Schweinerei sich hier abgespielt hat!« knurrte er. »Zuerst zum Steuerhaus. Und wehe, wenn der Rudergast ein Nickerchen hält…«
    Er ließ den Rest der Drohung unvollendet. Mit schnellen Schritten überquerten sie das Deck.
    »Augenblick!« warnte Michael, als Carsten nach der Türklinke greifen wollte. Wer wußte denn, was sich dahinter abspielte?
    Konnten hinter dieser Tür nicht irgendwelche Typen lauem, die Carsten hineinzogen und als Geisel benutzten? Der Freund mochte vielleicht ein großartiger Organisator sein, ein Kämpfertyp war er nicht.
    Mit einer raschen Fußbewegung trat der ehemalige Versicherungsagent auf die Klinke. Quietschend schwang die Tür auf. Zamorra riskierte es als erster, einen Blick hineinzuwerfen.
    Was er sah, verschlug dem Parapsychologen glatt die Sprache.
    ***
    Die sechs Gestalten am Kai waren Domingo Sanchez sofort unsympathisch. Sie waren geradezu Abziehbilder der Typen, die in jeder Fernseh-Krimi-Reihe das Gangstertum verkörpern. Der ziemlich hellhäutige Mulatte ließ das gespleißte Seil fallen und erhob sich leicht.
    Er hoffte, daß ihn seine Fantasien trogen. Denn immerhin, der Führer der Gruppe sah aus wie ein Amerikaner. Und es war schließlich sein Job, die Jacht seines Patrons, der sie nur für wenige Tage im Jahr zur Erholung benötigte und sonst irgendwo in der großen Stadt Chicago lebte, gegen gute Dollars zum Hochseeangeln oder zu Tauchausflügen zu vermieten.
    »Hallo, Señores!«, rief Domingo Sanchez ihnen zu. »Kann ich Ihnen irgendwie dienlich sein?«
    Ohne ein Wort zu sagen, löste sich der Weiße in dem nach dem neusten Modetrend geschnittenen Anzug aus der Gruppe, die sich weiterhin gelangweilt gab. Prüfend überflog sein Blick die Jacht. So etwas wie ein zufriedener Laut kam aus seiner Kehle.
    Die helfende Hand Domingos zurückweisend, sprang er elastisch federnd an Bord. Der Mulatte blickte in ein hartes, kantiges Gesicht.
    »Bestes Wetter zum Bootfahren!« leierte Sanchez seinen Spruch herunter. »Heute Fische beißen gut. Viel Wasser klar. Gut zu tauchen. Nur fünfzig Dollar, und die Jacht gehört heute Ihnen. Nur fünfzig… !«
    »Wir nehmen sie!« preßte der Weiße zwischen den Zähnen hervor. »Und nicht nur für heute, sondern für die nächsten Tage! Verstanden?«
    »Si, si!« sprach der des Englischen nicht ganz kundige Mulatte, dessen Muttersprache wohl Spanisch sein mochte. »Domingo wird ihnen ein guter Kapitän sein. Hundert Dollar Anzahlung sind doch nicht zu viel, Señor, oder…?«
    »Nein, gewiß nicht!« Die Stimme des amerikanisch aussehenden Mannes, der jedoch puertoricanischen Einschlag nicht verleugnen konnte und der nun auch Spanisch sprach, hatte einen seidenweichen Klang. »Nur, diese Währung habe ich im Moment nicht bei mir! Dafür aber eine andere, die auch in der ganzen Welt bekannt ist. Rate mal, welche?«
    »Keine US Dollars?« staunte der Mulatte, und seine Augen wurden kugelrund. »Was dann? Französische Francs? Deutsche Mark? Oder… Oder sind sie von der Gegenseite? Zahlen Sie… in Rubel?«
    »Nein, in Blei!« Die blitzschnelle Reaktion, mit der die Hand einen metallisch schimmernden Gegenstand aus der Jackentasche hervorzauberte, war mit dem Auge kaum zu verfolgen gewesen. Domingo Sanchez starrte in ein winziges, kreisrundes Loch. Er wußte, daß in dieser Öffnung der Tod wohnte. Seine Ahnung hatte ihn nicht getrogen!
    »Adelante, compadres!« rief der Anführer der Gangster halblaut. »Kommt an Bord, und vergeßt die Ausrüstung nicht. Dieser Amigo«, er wies auf Sanchez, »ist so freundlich, uns die bezaubernde Inselwelt der Karibik in éinem Anfall christlicher Nächstenliebe umsonst zu zeigen!«
    Augenblicke später verspürte Domingo Sanchez noch einmal nachdrücklich den Lauf der Pistole zwischen den Rippen.
    »Du wirst alles tun, was ich sage, Nigger!« zischte es. »Ansonsten kann ich sehr unangenehm werden. Und du wirst doch wohl nicht für die paar lausigen Dollars, die dir dein Patron zahlt, deine schwarze Haut zu Markte tragen wollen, oder?«
    »Nein… Nein…, Señor!«, stammelte der Schwarze.
    »Dann sei vernünftig. Nur wer mir gehorcht, bleibt am Leben!« kam es mitleidlos, während die zwielichtigen Gestalten allerlei Gerätschaften an Bord schleppten. In den Teilen, die das Deck der ungefähr zwanzig Meter langen Jacht nun förmlich übersäten, erkannte

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