0219 - Das Grab im Korallenriff
der Mulatte solche, die zum Tauchen notwendig und.
Abenteurer! Glücksritter! Schatzgräber also. Die Hyänen der Karibik. Männer, die nach den Schätzen tauchen wollten, die hier vor hunderten von Jahren von den Wassern verschlungen wurden.
Aber Sanchez ahnte nicht, daß diese Männer gelenkt wurden. Daß hinter ihnen eine weltumspannende Organisation saß. Daß hinter all dem Tun der Männer ein einziger Kopf saß.
Der Patriarch!
***
Die Gestalt glich einer Leiche.
Das Gesicht war totenblaß, die Augen weit aus den Höhlen hervorgetreten, aus dem sabbernden Mund quollen unvorstellbare Worte.
Professor Zamorra spürte, wie ihn Carsten Möbius zur Seite drängte. Und der Millionenerbe hatte den Mann erkannt, der sich hier mit Stricken an das Steuerrad festgebunden hatte, aber nicht mehr über die Kraft verfügte, es zu drehen.
»Kapitän Porter!« rief Möbius und bestätigte damit die Befürchtungen des Professors. »Was, um alles in der Welt…?«
Der hochgewachsene Mann am Steuerrad, zweifellos ein Europäer und in weißer Seemannskleidung, versuchte, einige Worte zu stammeln. Aber das, was die Freunde verstanden, waren nur Bruchstücke.
»Gift!… Die Mannschaft… Dem Tode nahe… im Wasser…Gift …«, konnte Carsten Möbius entziffern. Gemeinsam mit Michael Ullich machten sie den Kapitän der Jacht vom Steuerrad los, woran sich dieses Musterbeispiel der Pflichterfüllung gebunden hatte, um bis zum Tod das Schiff zu lenken, anstatt seiner Verzweiflung freien Lauf zu lassen. »Ein mutiger Mann!« bemerkte Michael Ullich, als die beiden jungen Männer Kapitän Emerson Porter in seine Kabine tragen wollten. Aber aus dem Mannschaftslogies kam verhaltenes Stöhnen. Carsten Möbius zuckte zusammen. Sanft ließen sie den Körper des Kapitäns auf die Deckplanken gleiten.
Mit banger Ahnung öffnete Michael Ullich die Tür zu der Mannschaftsunterkunft.
»Zamorra!« rief Möbius, als er die sich windenden und vor sich hinstöhnenden Gestalten der Mannschaft gesehen hatte. »Komm schnell, Professor…«
»Ich weiß, was los war!« erklärte der Parapsychologe ohne Aufforderung, als sein Blick die makabre Szenerie überflog. »Ich habe die Gedanken des Kapitäns gelesen, bevor ihn eine neue Schmerzwelle überrollte. Wir müssen schnell handeln. Gibt es auf diesem Schiff eine Apotheke?«
Augenblicke später wühlte der Meister des Übersinnlichen zwischen Medikamenten. Er schien etwas Bestimmtes zu suchen.
»Das hier ist richtig!« hielt er plötzlich eine Flasche empor. »Und hier… Ja, Beruhigungsmittel, die brauchen wir auch. Micha, geh ans Steuer!« übernahm Zamorra das Kommando. »Sieh zu, daß du auf Kurs bleibst. Irgend jemand hat die Wasservorräte vergiftet. Ich kenne das Gift nicht, vermute aber etwas. Wenn dem so ist, dann wäre in drei Stunden alles zu Ende für die Mannschaft.«
»Gibt es keine…? Gibt es keine Rettung?« Aus der Stimme Carstens sprach Mutlosigkeit.
»Mit dem, was uns die Medizin lehrt, ist hier jede Mühe vergeblich!« sagte Zamorra düster. »Aber«, setzte er hinzu, »vielleicht gelingt es mir, Kräfte der Weißen Magie zu aktivieren. Die Männer haben alle eine gesunde Körperkonstitution und sind voller Lebenswillen. Das begünstigt unser Vorhaben. Du mußt mir helfen, Carsten. Vielleicht gelingt es uns, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Vorher aber muß jeder der Männer eine Beruhigungsspritze erhalten.«
»Ich war Sanitäter bei der Bundeswehr!« warf Carsten Möbius ein. »Das kann ich machen!«
»Sehr gut!« lobte Zamorra. »Dann kann ich in Ruhe die anderen Vorbereitungen treffen. Auch Micha muß ich Bescheid geben, denn die Sache ist nicht ungefährlich! Und er hat so was Ähnliches schon mal erlebt!«
»Du willst… wie damals… einen Naturgeist…?« stammelte der Millionenerbe.
»Richtig!« Zamorra versuchte zu lächeln. »Es ist die einzige Chance, die wir haben. Denn nur drei, ein Magier und zwei Tanisten, vermögen diesen Geist zu rufen. Ihn, der stärker ist als seine vier Brüder. Tenewalaya! Der Geist des Lebens!«
***
»Nach dem Glauben des Unerforschlichen!«, klärte Zamorra in einem eigenartigen Singsang seine Begleiter auf, »sind der Urelemente dieser Welt viere! Die feste Erde, die gasförmige Luft, das lebensspendende Wasser und das alles verzehrende Feuer. Aus all diesem wurde das geboren, was wir mit unserem unzureichenden Menschenverstand als das Leben betrachten!«
Der monotone Gesang des Professors schien bereits zum Ritual zu
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