0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael

Vom Netzwerk:

reizten Jorgé mehr als die Muerta, das rote Tuch, einen spanischen Kampfstier. Ein Grollen kam aus seiner Brust, als er nach diesen, in seiner Mentalität, tödlichen Beleidigungen zum Angriff überging. Er stürzte auf Gabi Hofer zu wie ein Falke auf die Taube.
    Aber das Mädchen hatte damit gerechnet. Es unterlief ihn und rammte ihm mit aller Macht beide Fäust in die Magengrube. Und es hatte das Glück, richtig zu treffen.
    Gekrümmt rang Jorgé nach Atem. Im gleichen Moment hatte Gabi Hofer eines der Hilfsruder des Motorbootes ergriffen und schwang es. Mit einem lauten Platschen landete der Körper des Banditen im Wasser.
    Mit nach bestandener Gefahr zitternden Gliedern hastete Gabi Hofer zurück zum Motor, der führerlos hin- und herschwang. Für den im Wasser Treibenden hatte sie keinen Blick mehr. Die Jacht war nicht fern, er konnte sie mühelos schwimmend erreichen.
    Da - im gleichen Moment hatte Jorgé die Reling wieder gepackt. Halb zog er sich empor. Blutunterlaufene Augen funkelten Gabi Hofer zornig an.
    Das Mädchen gab Vollgas, und mit einem Schrei wurde Jorgé hinweggefegt. Gurgelnd versank Manuelitos Gefolgsmann in den Fluten.
    Und mit äußerster Kraft jagte Gabi Hofer das Motorboot in Richtung Barbados, um die Küstenpolizei zu alarmieren.
    ***
    »Fesselt die beiden Mädchen aneinander!« befahl Manuelito. »So halten sie sich gegenseitig warm und können nicht allzu viele Mätzchen machen!«
    Mehr als fünf Männer leisteten diesem Befehl Folge. Elke Dörrs Körper drehte sich unter den Händen der Männer, die auch dort hingriffen, wo es gar nicht nötig gewesen wäre. Ein bebendes Zittern ging durch ihren Körper, wenn sie an das dachte, was ihr noch bevorstand.
    Nicole Duval indessen war kühler. Zwar erzeugten auch bei ihr die Männerhände Unbehagen, aber die hübsche Französin wußte, daß sie sich nicht von Gefühlen übermannen lassen durfte.
    Und sie verstand es so einzurichten, daß die Knoten in die Nähe ihrer Fingerspitzen kamen. Gleichzeitig spannte sie, während sie gefesselt wurden, die Muskeln ihres schlanken, aber durchtrainierten Körpers an. Ließ sie nach der Prozedur die Muskeln erschlaffen, wurden die Fesseln automatisch gelockert.
    »Fertigmachen zum Tauchen!« befahl Manuelito, der sich bereits das Tauchgerät umband. Sie verzichteten vorerst auf die vor Unterkühlung schützenden Gummianzüge. Fluchend halfen sich die Männer gegenseitig, die Preßluftflaschen aufzuschnallen. Und jeder überprüfte sicherheitshalber noch einmal den Sitz des Tauchermessers. Wer weiß, vielleicht hatte der Gringo doch recht, und es lauerte eine Gefahr da unten?!
    »Esteban und Rodriguez. Ihr bleibt hier und seht nach dem Rechten!« befahl der Puertoricaner noch einmal, bevor er die Taucherbrille zurechtrückte. »Wenn der Nigger Mätzchen macht«, er wies dabei auf Domingo Sanchez, der gerade wieder von dem Fausthieb erwachte; »dann verpaßt ihm ein Ding. Ach ja, und wenn ihr euch an den Mädchen vergreift, dann wird der Satan eure Seelen zu Mehl zerstampfen. Ist das klar?«
    Das »Si, Sir, Señor!« konnte nicht mürrischer gesprochen werden. Manuelito nahm das Atemgerät in den Mund. Seine Hand überprüfte noch einmal die Harpune, die er und noch drei andere Männer trugen. Dann hob er die rechte Hand.
    Augenblicke später waren die Banditen in den grünen Fluten der Karibik versunken.
    ***
    Er hatte ihre Nähe schon gespürt. Und er wußte, daß sie kommen würden. Denn ihre Gedanken lagen ihm offen wie ein aufgeschlagenes Buch.
    Aber Grommhel, der Alte, war neugierig. Und er war sich seiner Macht voll bewußt. Sie konnten ihm nichts anhaben. Nicht ihm, dem Wesen, dessen Name bereits Legende war, bevor über das Inselreich Atlantis der schwarze Schatten fiel und noch bevor die Schiffe der Sternenfahrer über den Himmel dieses Planeten kreuzten.
    Gewiß, auch seine Rasse war von den Sternen gekommen. Und seine Urväter schliefen in der verfluchten Leichenstadt »Rhl-ye« traumlos dem Tag entgegen, da die Gestirne erneut die unheilige Konstellation zeigen würden. Er aber und die, welche mit ihm gelebt hatten, gehörten einer späteren Epoche an. Sie waren nur die Erben des Unbeschreiblichen, das einst von den Sternen gekommen war, um über diesen Planeten zu herrschen. In ihm, den man zu Lebzeiten Grommhel, den Alten, nannte, floß nicht nur das Blut der Wesen, die man als die Namenlosen Alten bezeichnete. Vielleicht gehörten auch die Elben mit zu seinen Ahnen, aber das war