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0219 - Das Grab im Korallenriff

0219 - Das Grab im Korallenriff

Titel: 0219 - Das Grab im Korallenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Ullich verbiß sich einen Fluch. Seine blauen Augen überflogen die Masten. Dann wies sein Arm nach oben.
    »Traust du dich da hinauf, Zamorra?« Denn er wußte, daß Carsten Möbius nicht schwindelfrei war und das Entern in den Mast für ihn ein pures Selbstmorduntemehmen gewesen wäre.
    »Aber nur, wenn es nicht anders geht!« musterte Zamorra mißtrauisch die Masten, deren Höhe ihm Carsten mit dreißig Metern angegeben hatte.
    »Wenn es anders ginge, würde ich selbst auf das Vergnügen verzichten, da oben einen Zettel mit der Aufschrift ›Hier oben ist der Mast zu Ende‹ zu befestigen!« knurrte Ullich. »Wenn wir genug Segel auf die Rahen bekommen, könnte es uns vielleicht gelingen die Jacht heil in den Hafen zu bekommen. Wenn nicht… Nun, wir sind nicht nur viel zu wenig, sondern auch überhaupt nicht ausgebildet, ein solches Schiff bei aufkommendem Wetter unter Kontrolle zu halten.«
    »Leider können wir auf Käpt’n Porter und die Mannschaft in den nächsten Tagen nicht rechnen!« warf Carsten Möbius ein.
    »Richtig. Und darum müssen wir uns selbst helfen!« sagte Zamorra entschlossen. Er fühlte sich körperlich fit und durchtrainiert, auch in den schwankenden Masten seinen Mann zu stehen. Die Gefahr - nun, die war schon seit Jahren sein ständiger Begleiter.
    »Los, Micha. Die Zeit drängt. Sag mir, was ich zu tun habe!« Diese Worte Zamorras brachen den Bann. Augenblicke später war Carsten Möbius in den Gebrauch des Steuers eingewiesen. Unmittelbar darauf hatten sie in der Nähe des Ankerspills den Raum entdeckt, wo verschiedenes Segelzeug aufbewahrt wurde. Aufmerksam sahen beide die Leinwand durch. Professor Zamorra merkte, daß Michael Ullich gar nicht so sicher mit der Auswahl der Segel war. So viel Ahnung schien er auch wieder nicht zu haben.
    Gemeinsam schleppten sie die schweren Leinwandbündel an Deck. Mit etwas Glück fanden sie sofort den Tampen, mit dem sie mit vereinten Kräften über Flaschenzüge die noch zusammengerollten Segel in die Masten hieven konnten. Keuchend wischten sie sich den Schweiß von der Stirn.
    »Auf die Bäume, ihr Affen, der Wald wird gefegt!« sagte Zamorra in einem Anflug von Galgenhumor und wies auf die Wanten, die Strickleitern, die in die Mastspitze führten.
    »Eine Buddel Rum für den, der zuerst oben ist!« grinste Michael Ullich und begann, wie ein Eichkater zu klettern.
    Geschickt folgte ihm der Professor. Fast gleichzeitg trafen sie auf der Rahe zusammen, unter der sich das Großsegel blähte.
    »Nicht nach unten sehen!« warnte Professor Zamorra. Denn das Schiff sah gefährlich klein unter ihnen aus. Bei jeder Welle schwankte der Mast um mindestens drei Meter. Zamorra bemerkte, wie seine Handknöchel vor Anstrengung weiß wurden, während er sich an einem Tampen festhielt.
    Aber es waren nur wenige Atemzüge, die sich die beiden Männer zur Eingewöhnung gönnten. Die Zeit brannte ihnen auf den Nägeln. Ein Mann der Besatzung hätte das Segel sicher schneller festgemacht, aber nach einigen vergeblichen Versuchen hielt es. Leicht begann sich der Stoff in der Brise zu blähen.
    »Einer von uns muß ganau ins Top und das Ding hochziehen!« murmelte Michael Ullich. Und im Gesicht sah er bei diesen Worten ganz grau aus. Denn bis zur Mastspitze waren es noch einmal gut zehn Meter.
    Ohne ein Wort zu verlieren, begann Professor Zamorra zu klettern. Er mußte innerlich lachen, wenn er daran dachte, was andere Personen seines akademischen Grades zu dieser Tollkühnheit sagen würden. Vor allem aber bemühte er sich, nicht an die Gefahr zu denken.
    Es geschah, als das Segel bereits festgemacht war und der Wind es voll aufblähte. Der Parapsychologe wurde von einem Schwindelgefühl erfaßt. Unter seinem Blick begann das Schiff tief unter ihm zu kreisen. Er versuchte, sich von diesem Anblick loszureißen, nach oben, in das Blau des Himmels zu sehen.
    Vergeblich. Irgendeine böse Macht zwang ihn, nach unten zu starren. Aus seiner Kehle kam plötzlich ein krächzendes Stammeln, seine Knie wurden weich wie Butter, die Arme kraftlos. So schwang er in den Wanten wie ein Betrunkener.
    Dann war der entsetzliche Moment da, wo seine Finger, die sich bisher krampfhaft festgeklammert hatten, ihren Dienst versagten. Und es war ihm, als würden die auf dem hin und her wippenden Tampen stehenden Füße weggezogen.
    Von irgendwoher hörte er Michael Ullich schreien, als er wie ein Stein von den dreißig Meter hohen Masten der ULYSSES in die Tiefe stürzte.
    ***
    Die

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