022 - Der Sarg der tausend Tode
mal mit dem Industriellen Tucker Peckinpah darüber zu reden.
Peckinpah war ein einflußreicher Mann. Wenn er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort das richtige Wort fallenließ, würde diese Ruine nicht mehr lange hier stehen.
Der Ex-Dämon wandte sich um. Da vernahm er plötzlich das Klirren von Glas, und dann den Schrei eines Mannes. Grund genug für ihn, sofort zu starten. Er rannte die Straße entlang und erreichte ein Haus, dessen Fenster kaputt war.
Hier war Mr. Silver richtig. Er lief zu dem Fenster, griff durch das Loch im Glas, öffnete den Riegel, schob den Rahmen hoch und stieg in das Haus ein. Ein Rolladen rasselte, und Mr. Silver vernahm das häßliche Geräusch, das entsteht, wenn eine Ratte Holz annagt.
Er stürmte weiter und sah das Biest. Es verschwand soeben durch das Loch, das es ins Holz einer Tür gefressen hatte. Hinter der Tür befand sich ein Mensch, das hörte Mr. Silver, und er konnte davon ausgehen, daß der Mann sich eingesperrt hatte.
Folglich konnte er sich den Versuch sparen, die Tür aufzureißen.
Er warf sich deshalb mit großer Wucht gegen die Tür. Das Holz brach, der Hüne flog mit der splitternden und krachenden Tür in Neville O’Neills Arbeitszimmer und sah, wie die Monsterratte ihre Zähne in das Bein des Mannes schlug.
Lähmende Magie fällte Neville O’Neill. Der Nager flitzte zur Kehle des Mannes hoch, doch Mr. Silver ließ es nicht zu, daß die Ratte O’Neill noch einmal biß.
Er hob den Feuerhaken auf, lud das Eisen mit seiner starken Magie und durchbohrte die aggressive Ratte damit. Das Tier stieß einen schrillen Schrei aus, platzte auf und verging.
Da tauchten hinter dem Ex-Dämon zwei weitere Nager auf. Mr. Silver drehte sich um. Eine Ratte sprang ihn an. Sein Hieb mit dem magisch geladenen Feuerhaken schlug sie in der Mitte entzwei.
Sie löste sich auf, bevor sie auf dem Boden landete. Der andere Nager versuchte klüger zu sein. Er kletterte auf einen Schrank und wollte sich von dort oben auf Mr. Silver stürzen.
Doch der Ex-Dämon sprang vorwärts, seine Hand wurde zu Silber, seine Finger zu tödlichen Stacheln. Er griff nach der Monsterratte. Sie schnappte nach ihm. Ihre Zähne ratschten über das Silber, ohne den Ex-Dämon zu verletzen, und dann gruben sich die Silberfinger des Hünen in den Tierleib.
Tödlich verletzt erschlaffte das Tier. Mr. Silver warf es auf den Boden. Nichts blieb von dem Höllennager übrig. Es kam auch kein weiterer in Neville O’Neills Haus.
Der Ex-Dämon schob seine starken Arme unter O’Neills Körper.
Er hob den bewußtlosen Mann auf und trug ihn ins Wohnzimmer.
Dort legte er ihn auf eine glänzende Ledercouch und kümmerte sich um die Bißwunde.
Er beugte sich über das Bein und sog das Gift aus, das durch den Rattenbiß in O’Neills Körper gelangt war. Er schluckte die feindliche Magie, ohne daran Schaden zu nehmen. Sie wurde von seinem Magen neutralisiert.
Sobald alles Gift aus dem Körper des Mannes entfernt war, erwachte dieser mit einem langen, tiefen Seufzer. Seine Erinnerung setzte schlagartig ein, und er richtete sich mit einem jähen Ruck erschrocken auf.
»Seien Sie unbesorgt, Sir«, sagte der Ex-Dämon beruhigend. »Die Gefahr ist vorbei.«
»Wer sind Sie?«
»Ich bin Mr. Silver, Sir. Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
»Neville O’Neill.« Der Mann traute dem Ex-Dämon nicht ganz.
Mr. Silver war mehr als zwei Meter groß und hatte Haare und Augenbrauen, die aus Silberfäden bestanden.
Wer so ungewöhnlich aussieht, darf sich nicht wundern, wenn ihm manche Menschen zunächst mit Vorsicht oder gar mit Argwohn begegnen. Der Ex-Dämon hatte sich an diese Reaktion gewöhnt.
»Wie sind Sie in mein Haus gelangt?« fragte O’Neill heiser.
»Ich stieg durch das Fenster, als ich hörte, daß Sie Hilfe brauchten.«
»Wo… wo sind die Ratten?«
»Ich habe sie vernichtet. Es waren drei.«
»Drei? Und die andern?«
»Es kamen nur drei in Ihr Haus. Haben Sie mehr gesehen?«
»Ja«, sagte O’Neill.
»Wo?«
»Drüben. Sie schleppten einen Toten in die Fabrikruine.«
»Einen Toten? War der Mann, den Sie sahen, wirklich tot?« fragte Mr. Silver aufgeregt.
»Ich könnte es natürlich nicht beschwören. Aber er regte sich nicht mehr. Wissen Sie, woher diese Riesenratten kommen?«
»Ich habe eine Theorie«, sagte Mr. Silver. »Aber die behalte ich lieber für mich, sonst halten Sie mich für verrückt.«
»Ich wollte vorhin die Polizei anrufen… Die Ratte hinderte mich daran. Wir müssen es
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