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022 - Der Sarg der tausend Tode

022 - Der Sarg der tausend Tode

Titel: 022 - Der Sarg der tausend Tode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ihn zuflitzte.
    Sie sprang hoch. Taumelnd ließ sich O’Neill zur Seite fallen. Das Tier verfehlte ihn knapp. Sein Körper streifte den verstörten Mann.
    Angewidert drehte sich O’Neill um und schlug mit dem Feuerhaken zu.
    Er traf das Tier. Es hörte sich an, als würde er auf ein prall gefülltes Daunenkissen schlagen. Die Ratte quiekte und schnellte herum, um den Mann sofort wieder anzugreifen.
    O’Neill stürmte durch das Wohnzimmer. Die Monsterratte flitzte hinter ihm her. Er hatte etwas beobachtet, das er nicht weitergeben durfte, deshalb jagte ihn die Ratte.
    An der Tür fuhr Neville O’Neill herum und schlug wieder mit dem Feuerhaken nach dem Nager. Aus der Drehung heraus. Das Eisen surrte durch die Luft und traf den hochschnellenden Tierleib in der Mitte.
    Die Monsterratte riß ihr häßliches Maul auf, flog zur Seite und knallte gegen die Wand. Doch sie war nicht erledigt. Sie fiel auf den Boden und stürmte schon wieder heran.
    O’Neill verließ in großer Hast das Wohnzimmer und schloß sich in sein Arbeitszimmer ein. Zweimal drehte er den Schlüssel im Schloß herum. Dann lehnte er sich keuchend und schwitzend an die Tür, über die bereits in der nächsten Sekunde die Ratte mit ihren scharfen Krallen kratzte.
    Der Mann sprang mit einem heiseren Aufschrei von der Tür weg.
    Er stand Todesängste aus, als er hörte, wie die Ratte daranging, sich durch das Holz der Tür zu nagen.
    »Weg!« schrie er wie von Sinnen. »Geh weg, du verdammtes Scheusal!« Doch der Horror eskalierte, denn als sich Neville O’Neill umdrehte, erblickte er vor dem Fenster eine zweite Ratte. Er stürzte hin und ließ den Aluminiumrolladen herunterrasseln.
    Wenigstens diese eine Gefahr war gebannt. Aber was war mit der andern? Die Monsterratte nagte und nagte. Das Geräusch machte Neville O’Neill fast wahnsinnig.
    Er schrie und hielt sich die Ohren zu, um es nicht mehr zu hören, und er sah, wie sich das Holz bewegte. Einen Moment später bohrten sich die langen Zähne des Nagers durch.
    »Neiiin!« schrie O’Neill und schlug mit dem Feuerhaken nach der Schnauze, die durch die Öffnung ragte.
    Das Tier zog sich blitzschnell zurück, biß Holzsplitter um Holzsplitter ab, die Öffnung wurde immer größer, und bald war sie so groß, daß die Ratte hindurchschlüpfen konnte.
    Und das tat sie…
    ***
    Mr. Silver durchkämmte seine Hälfte des Gebiets mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit, doch ohne Erfolg, und darüber ärgerte er sich. Wenn er wenigstens eine einzige Ratte entdeckt hätte, wäre ihm schon wohler gewesen, denn dann wäre er diesem Tier gefolgt, und es hätte ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu den andern geführt – und vielleicht sogar zu Fystanat, den es zu finden galt.
    Ob Tony Ballard mehr Glück gehabt hatte? Der Ex-Dämon beschloß, nicht mehr allzu weit zu gehen. Danach wollte er umkehren und Tony beim Peugeot wiedertreffen.
    Schritte! Der Hüne mit den Silberhaaren zog sich in den Schatten eines Haustors zurück. Zwei Männer kamen des Weges. Sie sprachen über ihre Arbeit und darüber, was sie ihrem Vorgesetzten gern alles gesagt hätten.
    »Aber in so beschissenen Zeiten kann man sich das nicht mehr erlauben«, sagte der eine. »Da ist es besser, man hält die Schnauze und schluckt den Ärger hinunter.«
    »Es kommen auch mal wieder bessere Zeiten«, meinte der andere. »Und dann kriegt der Bastard all das zu hören, was sich in mir angesammelt hat, das schwör’ ich dir.«
    Sie gingen an Mr. Silver vorbei, ohne ihn zu bemerken.
    »Warst du beim Militär?« fragte der eine.
    »Klar. Bei der Marine.«
    »Ich bei der Infanterie. Da hatten wir einen Sergeant, der uns täglich die Hölle heißmachte. Bis er von uns eines Tages die Decke bekam. Wir warfen sie ihm hinter dem Casino über den Kopf, und dann ließen wir unserem Zorn freien Lauf. Die Täter wurden nie gefunden, und der Sergeant war von dieser Nacht an nur noch zwei Zentimeter groß.«
    Lachend entfernten sich die Männer. Mr. Silver trat aus dem Schatten der Haustürnische und ging weiter. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ragte die schwarze Ruine einer ausgebrannten Fabrik auf.
    Der Ex-Dämon erinnerte sich, von dem Brand in der Zeitung gelesen zu haben. Auch im Fernsehen hatte man ausführliche Berichte gebracht. Es war eine Schande, daß die Ruine immer noch hier stand.
    Man hätte sie längst wegräumen und ein anderes Gebäude herstellen müssen.
    Hier lag wertvoller Baugrund brach.
    Mr. Silver beschloß,

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