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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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Fuß vor den anderen, bis sie die Schleusentür erreichte. Die erste, die noch intakt war. Durch ein schmales Sichtfenster fiel Licht aus dem Arbeitsraum. Die Nachtlinsen passten sich an.
    Drinnen war niemand zu sehen.
    Neben dem Schott befand sich ein handtellergroßer Bildschirm, der mit fremdartigen Symbolen übersät war. Aruulas Finger glitten geschickt über die Sensoren, die in der richtigen Reihenfolge gedrückt werden mussten. Jede Berührung löste einen melodiösen Ton aus. Gleich darauf verschwand das Schott mit einem saugenden Geräusch in der Wand.
    Unsere Communities arbeiten eng zu- sammen, triumphierte Solan. Deshalb sind uns die Notfallcodes des jeweils anderen Bunkers bekannt.
    Aruula war das mehr als gleichgültig. Sie wollte nicht diesen unheimlichen Raum betreten, der kalt und abweisend wirkte. Aber Solans Wille war stärker.
    Geschmeidig schlüpfte sie durch die Tür, die sich hinter ihr zischend schloss. Kotgeruch schlug ihr entgegen. Das Schwert zum Schlag erhoben, durchsuchte Aruula jeden Winkel des Labors, bis sie sicher sein konnte, dass sie allein war.
    Ein Großteil der Laborgeräte gruppierte sich im Halbkreis um zwei hohe Stühle, an denen zahlreiche Halteriemen befestigt waren. Auf den Sitzen konnte ein Mensch so angeschnallt werden, dass er sich nicht mehr zu bewegen vermochte. Über den ungemütlichen Plätzen schwebten zwei silberne Halbschalen, die große Ähnlichkeit zu dem Neurohelm aufwiesen, den Aruula trug. Schaudernd umrundete sie den Geräteturm, der mit dem Versuchsaufbau verbunden war.
    Dahinter stieß sie auf die Quelle des Gestanks, der den Raum erfüllte. Er stammte aus einem großen Stahlkäfig, dessen Bodenfliesen mit Exkrementen verschmiert waren. Taratzenkot, kein Zweifel.
    Für zoologische Betrachtungen haben wir keine Zeit, murrte Solan, bevor er sie zum nächstgelegenen Terminal führte. Dort erhielten sie Zugang zum Hauptrechner von Subplymouth II. Einen Helix-Computer, der auf DNS-Basis arbeitete. Diese Technik war unter allen europäischen Communities verbreitet. Aruula spürte, wie Solan seine Präsenz verstärkte. Ihre Persönlichkeit wurde auf ein Minimum zurück gedrängt, während der Wissenschaftler über ihren Körper verfügte, als wäre es sein eigener. Er legte ihr Schwert auf einer Arbeitsplatte ab und aktivierte den Computer mittels des im Helm eingebauten Senders. Auf diese Weise ließ sich der Rechner mit seinem Implantat bedienen, als stünde er selbst davor. Gezielt rief Solan die Daten des Projekts Lebenszeichen auf, die durch eine veraltete Ebene-III-Verschlüsselung gesichert waren. Keine ernsthafte Herausforderung für einen Implantat-Träger.
    Solan brauchte zwei Minuten, um den Code zu knacken.
    Was auf dem Bildschirm erschien, ließ ihn allerdings wünschen, dass er versagt hätte. Ungläubig ließ er die Daten im Schnelldurchlauf an sich vorüber ziehen. Plötzlich ergaben für ihn viele Informationen aus der Vergangenheit einen Sinn - leider keinen guten.
    Er musste sofort den Wissenschaftsrat benachrichtigen!
    Hastig überspielte er die fremden Dateien auf die Helix seiner Community.
    Aruula konnte mit den vor ihr ablaufenden Texten nichts anfangen, doch die zahlreichen Abbildungen reichten, um auch ihr Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Sie erkannte anatomische SD-Grafiken, auf denen die körperlichen Vorzüge einer Taratze mit der anfälligen Physiognomie eines Technos verglichen wurden. Außerdem gab es Aufnahmen von Gehirnoperationen und Neurohelmen sowie eine Animation, in der die Schnallenstühle des Labors eine wichtige Rolle spielten. In dem simulierten Experiment waren sie mit einer Taratze und einem Menschen besetzt, die über die Halbschalen miteinander verbunden wurden.
    »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte die Barbarin ungläubig.
    Viele von uns verspüren den Wunsch, zu einem Leben an der Oberfläche zurückzukehren, meldete sich Solan. Aruula spürte seine Erregung, während er fortfuhr: Sie möchten der Enge der Communities entfliehen, doch bisher hat niemand ein Mittel gefunden, unser schwaches Immunsystem wieder aufzu- bauen.
    Professor Pendragon und ihre Assistenten sind deshalb auf die Idee verfallen, ihren Geist auf andere Körper zu transferieren. Sie wählten dazu die Ratten als eine dem Menschen überlegene Lebensform aus. Mittels der Geistesübertragung wollten sie sich die widerstandsfähige Physiognomie zunutze machen. In den neuen Körpern hätten sie an die Oberfläche zurückkehren können, doch
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