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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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Teil ihres Geistes ganz genau, was passierte. In diesem Widerstandsnest, das tief in ihrem Innersten verborgen war, schämte sie sich für den Angriff auf Navok. Sie hatte sich dagegen gewehrt, den Nosfera hilflos zurückzulassen - doch die fremde Kraft, die ihr den Willen raubte, war stärker gewesen. Aruula fühlte sich unter dem Einfluss des Helmes wie eine Lumpenpuppe in den Händen eines übermütigen Kindes. Sie musste gehen, laufen und greifen, wie es dem Fremden gefiel. Kaum der Sklaverei entronnen, wurde sie so auf eine Weise unterjocht, die Emrocs Methoden geradezu menschlich erscheinen ließen.
    Es war ein junger Mann, der sie wie einen gezähmten Lupa an der Leine führte. Aruula konnte seine Emotionen genau so deutlich spüren wie die Aufregung und mangelnde Erfahrung. Einige Male hatte er fast die Kontrolle über sie verloren, doch niemals lange genug, um ihr die Gelegenheit zu geben, den Helm abzustreifen. Falls das überhaupt ging. Das Ding schien sich an ihr festgesaugt zu haben.
    Während Aruula über die verfahrene Situation nachdachte, setzte sich ihr Körper wieder in Bewegung. Obwohl sie noch völlig ausgepumpt war, hetzte sie im Laufschritt auf den dunklen Bau zu. Sträucher und Ranken schlugen gegen ihren silbernen Anzug, während sie durch das zugewucherte Terrain pflügte. Keuchend schwenkte sie nach zweihundert Schritten links ab und visierte einen Hügel an, auf dem buschigen Stauden wuchsen.
    Aruula stieß auf einen Trampelpfad, dem sie folgte.
    Sie passierte die Kuppel, die auf ihrer Rückseite schnurgerade abfiel, als ob eine Kartoffel mit dem Messer halbiert worden wäre. Zu Füßen der Mauer führte ein Treppenschacht in die Tiefe. Das ganze Gebilde war künstlichen Ursprungs.
    Der Eingang zum Schutzbunker von Sandor Chemicals, bestätigte die Stimme in ihrem Kopf. Inzwischen besser bekannt als Subplymouth II.
    Aruula hielt vor den Stufen inne. Während sie verschnaufen durfte, minderte sich der Druck in ihrem Kopf. Endlich konnte sie die Frage formulieren, die sie schon die ganze Zeit beschäftigte.
    Wer bist du? Was willst du von mir?
    Ein schmerzhaftes Prickeln brodelte unter ihrer Stirn, als würde das Hirn über offener Flamme geröstet. Ihr freier Wille wurde zurück gedrängt. Stille machte sich breit. Einen Wimpernschlag lang schien es, als wollte ihr die fremde Macht nicht antworten, doch dann dröhnte es in ihrem Kopf: Mein Name ist Solan. Ich brauche deine Hilfe, um nach einige Freunden zu sehen. Ich kann leider nicht selbst gehen, weil mich die Luft an der Oberfläche krank macht, so wie deine Freunde in London und Salisbury.
    Aruula erschauerte. Sie hatte es wirklich mit einem Techno zu tun! Einem dieser geheimnisvollen Bunkermenschen, die sogar mehr Wissen als Maddrax besaßen, aber bei weiten nicht so sympathisch waren.
    Solan ließ sich nicht zu weiteren Erklärungen herab, sondern übernahm wieder die Steuerung ihres Körper. Er veranlasste Aruula, die helle Umhängetasche von der Schulter gleiten zu lassen. Sie öffnete die Verschlussklappe und holte einen langen Metallzylinder hervor, dessen Spitze ein bläulich schimmernder Kristall zierte. Obwohl sie mit dem Gerät nicht vertraut war, klappte Aruula geschickt drei Stützbeine zur Seite aus. Sie suchte einen weichen Untergrund und rammte das Gestänge mit aller Kraft in die Erde.
    Ein mobiles Neurorelais, erklärte Solan. Wir haben schon zwei Trabanten hierher geschickt, den Kontakt zu ihnen aber verloren, als sie zu weit in den Bunker vordrangen. Der Stahlbeton behindert die Funkverbindung.
    Aruulas Fingerkuppen fuhren über die glatte Oberfläche des Hauptzylinders und berührten einen Sensor. Ein kurzes Summen ertönte, dann begann der Kristall an der Spitze in gleichmäßigem Rhythmus zu flackern.
    Solans Präsenz wurde umgehend stärker, fast schmerzhaft intensiv.
    Aruula nahm die Tasche auf und stieg die makellos sauberen Stufen hinab, in den Bauch der Erde…
    Sie gelangte an ein offenes Stahltor. Im Inneren der Kuppel war es dunkel. Obwohl sich ihr Verstand vor dem Unbekannten fürchtete, schritt sie ohne zu zögern durch den Türrahmen.
    Unter ihren Schuhsohlen knirschte Glas.
    Einen Moment lang tappte Aruula im Dunkeln, dann aktivierte Solan die Nachtlinsen ihres Helmes. Plötzlich war alles klar und deutlich zu sehen. Vor ihr zeichnete sich eine Panzerglasschleuse ab, deren Decke aus UV- Strahlern bestand. Aruula wusste von ihrem Aufenthalt in der Community London, dass sich die Bunkermenschen damit vor
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