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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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dem Eindringen giftiger Tiere schützten, die in der Luft schwebten und so klein waren, dass man sie mit bloßem Auge nicht sehen konnte.
    Die hiesige Sicherheitsmaßnahme hielt aber nicht einmal ein Wakuda vor dem Eindringen ab. Beide Glastüren waren in tausend Stücke zersprungen.
    Aruula ging vorsichtig weiter. Die Splitter unter ihren Sohlen knirschten bei jedem Schritt. Einige waren verschmort.
    Beschuss durch einen Laserbeamer, erklärte Solan. Wir wissen nicht, was vorgefallen ist, als der Kontakt vor zwei Wochen abbrach.
    Er steuerte Aruula durch die zerborstene Schleuse und führte sie einen steil abfallenden Betonpfad hinab. Unten angekommen, stand sie vor einem zerschmolzenen Stahlschott. Fünf Schritte weiter das gleiche Bild. Diese Luft- schleuse war ebenfalls vollkommen zerstört und der dahinter liegende Bereich kontaminiert.
    Aruula durchquerte die Betonschutzmauer und stellte das zweite Neurorelais auf. Auf diese Weise war das Signal stark genug, um sie bis in den letzten Winkel der Community zu erreichen.
    Dir kann nichts passieren, der Kontakt wird diesmal bestehen bleiben. Das sollte wohl beruhigend klingen, tat es aber nicht.
    Aruula wäre am liebsten schreiend davon gelaufen, doch Solans Willen war stärker. Widerstrebend drang sie weiter vor. Der Kontrollraum für die Schleusen war verwüstet, überall zeichneten sich Spuren von Energiestößen ab.
    Aruula klopfte das Herz bis zum Hals. Die Angst gab ihr plötzlich die Kraft zum Widerstand. Ich muss mich verteidigen können, verlangte sie. Solan wollte sie nach dem Schockstab greifen lassen, doch die Barbarin schüttelte unwillig den Kopf. Plötzlich reagierten ihre Reflexe von allein. Sie packte den Schwertgriff und zog die Klinge mit einem schleifenden Geräusch unter dem metallartigen Gürtel hervor.
    Sie konnte Solans Entrüstung über diese Eigenmächtigkeit spüren, doch als Aruula seinen weiteren Anweisungen Folge leistete, ließ er sie gewähren. Die Barbarin triumphierte innerlich. Es gab also einen Möglichkeit, der Kontrolle zu widerstehen. Eine seltsame Ruhe überkam sie beim Weitergehen. Mit dem Schwert in der Hand hatte sie bislang jede Gefahr gemeistert.
    Ihre frisch gewonnene Zuversicht wurde zwei Schritte später empfindlich gestört. Als sie in den nächsten Gang bog, schlug ihr der Verwesungsgeruch wie eine Faust entgegen.
    Es dauerte einen Moment, bis sie das am Boden liegende Bündel als Toten identifizierte. Aruula zuckte zusammen. Nicht wegen des zerfetzten Körpers - solche Wunden hatte sie schon oft gesehen. Aber der Neurohelm auf dem abgetrennten Kopf bewies, dass der Tote ihr Vorgänger war.
    Die Verstümmlungen stammten von den Zähnen eines wilden Tieres. Wahrscheinlich von einem Aasfresser, der die Leiche nachträglich angeknabbert hatte. Aber vielleicht auch von einem Raubtier, das irgendwo in diesem Labyrinth auf seine nächste Beute lauerte.
    Ich führe dich ins Labor, erklärte Solan. Die Wissenschaftler dieser Community standen kurz vor dem Abschluss eines Forschungsprojektes. Wir wissen nicht worum es ging, denn sie wollten uns die Ergebnisse erst nach erfolgreichem Ende mitteilen. Vielleicht gab es dabei einen Unfall, der diese Katastrophe ausgelöst hat.
    Nach allen Seiten sichernd, tastete sich Aruula weiter durch Gänge und Räume. Überall bot sich ein Bild der Zerstörung. Schleusen und Panzerglasfenster lagen in Trümmern, als ob ein Sturm durch den Bunker gefegt wäre. Je tiefer sie in den Komplex vordrang, desto mehr Tote fand sie.
    Viele waren gleich an der Stelle zu- sammengesunken, an der sie gerade gesessen oder gestanden hatten. Sie wiesen keine äußeren Verletzungen auf, als wären sie eines natürlichen Todes gestorben. Die Aasfresser hatten ihre Körper merkwürdigerweise verschont, während andere Bunkermenschen völlig zerfetzt waren.
    Den Verwesungsgestank ignorierend, folgte Aruula dem Hauptgang. Sie passierte ein weiteres Schott, hinter dem eine breite Treppe in eine große Halle hinab führte.
    Die Promenade.
    Dort, wo einst blühende Landschaften an die Wand projiziert worden waren, starrte Aruula nun nackter Beton entgegen. Den Schwertgriff mit beiden Händen umklammert, tastete sie sich vorsichtig die Stufen hinunter.
    In der ganzen Halle waren Sitzelemente und Skulpturen verteilt, die früher zum Verweilen und Entspannen eingeladen hatten. Jetzt konnten sie einem Angreifer als Deckung dienen. Aruula ließ ihren Blick unablässig über das Inventar schweifen, um eine lauernde
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