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022 - Die wandelnde Tote

022 - Die wandelnde Tote

Titel: 022 - Die wandelnde Tote
Autoren: Bernd Frenz
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Gefahr schon im Vorfeld zu entdecken.
    Ein heller Ton hallte durch die Promenade, als schlüge Metall auf Metall.
    Aruula wirbelte herum. Sie meinte aus den Augenwinkeln einen behaarten Schatten zu entdecken, der hinter einem künstlichen Baumstamm verschwand - doch bevor sie mehr als ein Schemen erfassen konnte, war schon nichts mehr zu sehen.
    Weiter, drängte Solan, obwohl Aruula der Sache gerne auf den Grund gegangen wäre. Wenn es dort wirklich eine Gefahr gab, konnte sie ihr jederzeit in den Rücken fallen. Doch der Wissenschaftler trieb sie rücksichtslos weiter. Er wollte unbedingt das Labor erreichen.
    Aruula durchquerte die restliche Promenade, ohne sich noch einmal umzudrehen. Kalter Schweiß perlte in ihrem Nacken. Sie konnte förmlich die Augen des Feindes im Rücken spüren. Obwohl sie bei jedem Schritt damit rechnete, von hinten angegriffen zu werden, erreichte sie die gegenüberliegende Seite unversehrt. Links von ihr ging es zu den Biokulturen, in denen synthetische Nahrungsmittel produziert wurden.
    Sie trat durch die rechte Schleuse, die zum Arbeitstrakt führte. Zu beiden Seiten des engen Korridors befanden sich Werkstätten, in denen vom Laserbeamer bis zum Trinkbecher alles hergestellt wurde, was die Community zum Überleben benötigt hatte. Am Ende des Ganges zeichnete sich eine weitere Schleuse ab, die ins Forschungslabor führte.
    Ein Rauschen drang an Aruulas Ohr. Mit jedem Schritt, den sie weiter ging, wurde es lauter. Unter ihren Füßen erklang ein saugendes Geräusch. Die Barbarin sah alarmiert hinab, entspannte aber gleich wieder. Sie stand mit beiden Beinen in einer großen Wasserlache, die sich über den Gang hinweg zog. Irgendwo lief ein Tank aus.
    Mit platschenden Schritten ging sie weiter. Ihre Nachtlinsen verfälschten die Farben, sodass sie einen leicht verzerrten Eindruck der Umgebung erhielt. Sie warf einen Blick in das Zimmer zur Rechten. Hinter dem Panzerglasfenster leuchtete plötzlich etwas gleißend hell auf. Aruula zuckte zusammen und schloss geblendet die Augen. Es dauerte einen Moment, bis sich die Linsen auf die neuen Lichtverhältnisse einstellten und nachfolgende Funken herausfilterten.
    Aruula wischte die schweißnassen Hände am Anzug ab und fasste den Schwertgriff fester. Entschlossen trat sie durch die Tür. Erst jetzt konnte sie sehen, dass in der Werkstatt ein zerrissenes Kabel aus der Decke hing. Ein Ende schwankte hin und her. Jedesmal wenn es mit den Fasern der anderen Leitung in Berührung kam, sprühten blauweiße Blitze durch die Luft.
    Die Energieversorgung in diesem Trakt funktioniert noch, frohlockte Solan.
    Aruula kehrte in den Gang zurück. Solan wollte sie weiter voran treiben, doch ihre natürlichen Instinkte ließen sie nach wenigen Schritten innehalten. Wieder zeigte sich, dass ihr Unterbewusstsein stärker war als der Neurohelm der Technos. Solan verstärkte den Druck auf ihren Geist, doch es half nichts. Wie von unsichtbarer Hand gesteuert betrat sie den nächsten Raum.
    Hier war alles trocken, es gab auch keine zerborstene Energieleitung. Nur das Summen eines Kühlaggregats… und einen unerträglichen Gestank, der Aruula fast den Magen umdrehte. Es dauerte einen Moment, bis sich die Nachtlinsen den neuen Lichtverhältnisse anpassten. Plötzlich schälten sich die Konturen von einem Dutzend Technos aus der Dunkelheit.
    Es waren Männer, Frauen und Kinder. Der Größe nach aufgereiht hingen sie kopfüber von der Wand. Ihre Füße waren mit Kabeln an die Mauerhaken gebunden, sodass sie wie umgedrehte Orgelpfeifen wirkten.
    Das Summen des Kühlaggregats dröhnte höhnisch in Aruulas Ohren, als ob es ihr die Wahrheit ins Ohr schreien wollte: Dies war keine Leichenhalle, sondern eine Vorratskammer! Dafür sprach auch der abgenagte Torso, der an einem schwenkbaren Materialkran über dem Arbeitstisch schwebte…
    Würgend stolperte Aruula zurück in den Gang. Sie hätte sich am liebsten übergeben, doch ihre letzte Mahlzeit lag schon zu lange zurück. Nur ein bitterer Geschmack schlug die Speiseröhre empor. Alles in Aruula drängte zur Flucht.
    Sie wollte weg, nur weg. Bevor sie ebenfalls in die Hände der aasfressenden Bestie geriet. Die Fressspuren erinnerten Aruula an eine Taratze, doch sie hatte noch nie von einem Nager gehört, der seine Beute so akribisch nach der Körperlänge sortierte.
    Diesmal blieb Solan hart. Du musst ins Labor gehen, befahl er. Das letzte Stück schaffst du auch noch.
    Gegen ihren erklärten Willen setzte Aruula einen
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