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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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ankam, war der Drang, aufzuatmen, beinahe unerträglich. Ein trockenes Raspeln kam aus seinem Hals und erinnerte ihn daran, dass seine Lungen längst aufgehört hatten, zu atmen.
    Er öffnete lautlos die Tür und trug seine Last ins Freie, die Steinstufen hinab und den breiten Kiesweg entlang, der die Auffahrt zum Haus bildete.
    Er spürte nicht, ob die Luft kühl oder warm war. Er erinnerte sich an Gerüche und spürte so etwas wie Bedauern, dass diese Welt für ihn verloren war. Aber auch die Erinnerung an Gefühle war nur flüchtig, und er vergaß es.
    Die wenigen Häuser des Ortes kauerten dunkel rechts und links der Straße. Vick stapfte querfeldein auf den nahen Wald zu. Nach den ersten Bäumen hielt er an. Er fühlte den Puls Vandermanns und horchte auf den kaum vernehmbaren Atem. Vandermann lebte noch. Vielleicht würde er sterben, aber er hatte immerhin eine Chance.
    Vick ließ ihn zu Boden gleiten und lehnte ihn sitzend an einen Stamm. Dann kehrte er eilig zurück ins Haus.
    Katalin hatte offenbar nichts bemerkt.
    Er trat ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Ein Gefühl der Sicherheit überkam ihn. Er stellte es erstaunt fest. Dann fragte er sich, was er tun würde, wenn der Hunger wiederkam. Wo sollte er ein Opfer finden? Er kannte die Gegend nicht. Und im Ort war es wohl zu riskant. Dann fiel ihm Max ein. Natürlich – Max konnte für Nachschub sorgen.
    Da es die erste Nacht war, die er bewusst in diesem Haus erlebte, und auch das Gefühl menschlicher Neugier noch in ihm lebte, beschloss er, das Haus zu inspizieren.
    Er betrat die Räume des Erdgeschosses der Reihe nach und fühlte sich, wie auch bereits in seinem eigenen Zimmer, in ein längst vergangenes Jahrhundert versetzt. Aber das betraf nur das Mobiliar, den Stil der Möbel, nicht ihr Alter, denn sie waren neu und ohne die geringsten Schäden. Nirgends lag Staub. Alles war so, als wäre es eben erst gebaut worden – neu und unbenutzt. Das erschien ihm wohl seltsam, aber er war nicht neugierig genug, sich zu fragen, wie das möglich sein konnte. Schließlich stand das Haus seit Jahrhunderten. Wenigstens hatte Katalin das berichtet. Auch außen sah das Haus alt aus – keineswegs baufällig, aber von ehrwürdigem Alter.
    Aber abgesehen von dieser seltsamen Tatsache entdeckte er nichts Ungewöhnliches. Die Fensterläden waren alle verschlossen, doch sie ließen sich ohne Mühe öffnen. In jedem Raum, in den er trat, flammte eine Lampe auf, ohne dass er einen Schalter zu betätigen brauchte. Alle Räume waren leer.
    Schließlich blieb nur noch eine einzig Tür. Er öffnete sie. Sie führte in den Keller.
    Diesmal begann kein Licht zu brennen. Vick stieg ein paar Stufen hinab, soweit der Lichtschein vom Flur reichte, und spähte in die Schwärze.
    Kein Laut drang zu ihm.
    Unbewusst fuhren seine Hände in die Jackentaschen und kamen mit einer Schachtel Streichhölzer wieder zum Vorschein. Er entzündete eines und erkannte in dem flackernden Licht an der Aufschrift, dass es sich um Streichhölzer aus dem Münchner Hotel handelte. Das erklärte, warum er als Nichtraucher welche bei sich hatte. Er hatte sie wohl gedankenlos eingesteckt.
    Und nun leisteten sie gute Dienste.
    Aber nur einen Augenblick lang. Denn kaum flackerte der grelle Feuerschein auf und beleuchtete das Gewölbe spärlich, da war es, als krümmten sich die Mauern, und ein wimmernder Ton kam von irgendwoher, wie er glaubte, ihn schon einmal gehört zu haben -während seiner ersten Nacht in diesem Haus, als das Gewitter tobte. Gleichzeitig strich ein Luftzug über seine Hand. Das Streichholz verlöschte.
    Rasch riss Vick ein neues an, und das wunderliche Spiel wiederholte sich. Erst verloren die Mauern ihre scharfen Konturen – aber das mochte in dem flackernden, zuckenden Licht ein Trugbild sein. Dann kam der wimmernde Ton, aus dem deutlich Angst zu hören war. Und schließlich ließ der Luftzug, heftiger diesmal, das Feuer verlöschen.
    Da Vick überzeugt war, dass sich der Vorgang wiederholen würde, verzichtete er auf weitere Beleuchtung. Er hatte auch so genug gesehen. Es handelte sich um ein ziemlich großes Gewölbe, in dessen Mauern sich Nischen befanden, die einem Menschen bequem Platz boten. Sie waren leer, soweit er das erkennen konnte.
    Er stieg die Treppen wieder nach oben und schloss die Kellertür. Danach nahm er sich das Obergeschoß vor. Es handelte sich in der Mehrzahl um einfache und modern eingerichtete Gästezimmer. In einem davon hatte Marion Schneider

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