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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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übernachtet. Vick erinnerte sich auch, welches es war.
    Er trat ein, ohne anzuklopfen. Niemand bewohnte es. Jemand hatte es ordentlich aufgeräumt und für einen nächsten Gast zurechtgemacht.
    Während er sich umsah, kam ihm in den Sinn, dass es absurd gewesen wäre, Marion wieder laufenzulassen. Bestimmt hatte Katalin sie festgehalten. Ein anderer Gedanke ließ ihn nicht mehr los: War Marion vielleicht sein erstes Opfer gewesen? Hatte er während seiner ersten Nächte im Delirium Blut gebraucht?
    Das Dienstmädchen kam ihm in den Sinn, das ihn und Marion hergeführt hatte. Sie wohnte im Ort. Wenigstens erinnerte er sich daran, dass sie aus dem Ort gekommen war, um ihn bei seiner Münchenfahrt zu Max’ Service zu bringen. Kam sie auch ins Haus? Wusste sie von ihm? War sie eine Eingeweihte?
    Da war auch noch eine andere bedeutende Frage: Wovon lebte Katalin? Er hatte sie nie essen gesehen. Und auch Blut schien nicht ihre Ernährungsquelle zu sein.
    Einer Eingebung folgend, schritt er durch das Zimmer und öffnete den Schrank, der die halbe jenseitige Wand einnahm. Im untersten Fach lagen Kleider und eine Tasche. Die Tasche erkannte er sofort wieder. Sie hatte Marion gehört.
    Das war die Bestätigung seiner Vermutung. Marion war nicht abgereist.
    „Katalin“, murmelte er unwillkürlich.
    „Ja, Viktor?“ erklang ihre Stimme hinter ihm.
    Er fuhr überrascht herum. Katalin stand in der Tür. Sie sah ihn lächelnd an. „Du hast mich gerufen, Liebster“, sagte sie tadelnd. „Willst du mir erklären, warum?“
    „Was ist mit Marion Schneider geschehen?“ fragte er. Er deutete in den Schrank. „Sie ist nicht abgereist; hier liegt der Beweis.“
    Sie nickte zustimmend. „Hat sie dir etwas bedeutet?“
    „Nein.“
    „Es ist noch immer sehr viel Menschliches in dir, nicht wahr?“ Sie beobachtete ihn scharf, als er keine Antwort gab, „Ich sagte dir bereits, dass es schwinden wird!“ Sie kam auf ihn zu und ergriff ihn am Arm. Er fühlte, wie die Erinnerungen abfielen. „Der Hunger der Untoten wird immer gestillt“, sagte sie, „solange es Lebende gibt. Marion Schneider war eine Lebende. Außer dir hat bisher noch niemand dieses Haus lebend verlassen, der es betrat.“
    „Lebend?“ unterbrach er sie.
    „Ja, Vick. Als du nach München fuhrst, da lebtest du noch, auch wenn bereits der magische Keim in dir war.“
    „Und warum durfte ich gehen?“
    „Weil ich dich liebe. Und weil du dieser Liebe nie entrinnen kannst. Ebenso wenig wie dem Verlangen nach Blut. Du hättest diesen Herrn Vandermann nicht laufen lassen sollen.“
    „Du hast es also bemerkt“, stellte er fest.
    Sie nickte zustimmend. „Ich habe dich beobachtet.“
    „Und mich nicht aufgehalten?“
    „Ich bin nicht deine Herrin. Ich bin deine Geliebte“, erwiderte sie. „Du hast die Freiheit, zu tun und zu lassen, was du willst.“
    „Aber nicht frei genug, um zu gehen, nicht wahr?“
    „Auch das, wenn es dir gelingt.“
    „Du bist meiner Liebe sehr sicher, Katalin“, meinte er bitter.
    „Nicht deiner – meiner, mein Lieber“, erklärte sie lächelnd und schmiegte sich an ihn. Die Berührung war wie ein Feuer, das alles verbrannte, außer dem Augenblick. Aber etwas wurde ihm diesmal bewusst: seine völlige Passivität! Er gab sich hin! Sie ergriff von ihm Besitz.
    Der Hunger meldete sich wieder.
    Vick nahm es mit Entsetzen war. Würde er ihn nun jede Nacht mehrmals stillen müssen?
    Das bedeutete ein endloses Morden!
    Aber bereits nach wenigen Augenblicken drängte der Hunger seine menschlichen Bedenken zur Seite. Er vergaß sie – wie bei Katalins Berührung.
    Die Bestie triumphierte!
    Vick schritt nach unten. Er hatte es nicht eilig. Eile war etwas für jene, die sich der Zeit beugten. Er verließ das Haus und ging zielbewusst auf den nahen Wald zu.
    Als er die Büsche teilte, sah er, dass er zu spät kam. Sein Opfer hatte die Chance genützt. Vandermann war verschwunden!
    Ein heiserer Laut kam aus Vicks Kehle.
    Der Hunger trieb ihn vorwärts. Der Ort lockte.
    Vick erreichte das erste der dunklen Häuser. Türen und Fensterläden waren verschlossen. Er presste sein Ohr dagegen und lauschte. Nicht der geringste Laut war zu hören. Er unterdrückte den Drang, mit Gewalt einzubrechen. Noch war sein Hunger nicht so stark, dass er ihn Vorsicht und Vernunft vergessen ließ. Es musste Gründe geben, wenn Katalin ihre Opfer von der Autobahn holte und nicht hier aus diesen Häusern. Widerstrebend wandte er sich ab und stapfte zum Haus

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