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0220 - Die Stunde der Ghouls

0220 - Die Stunde der Ghouls

Titel: 0220 - Die Stunde der Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Hand genommen und war zum Gegenangriff übergegangen.
    Die wilde Flucht der Leichenfresser zeigte allen Menschen, was sie zu ihrer Rettung tun konnten. Und so kam es, daß der Parapsychologe bald Unterstützung fand.
    Denn Fremde, die das Land am Nil besuchen, tragen meist zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit ihre Fotosachen dabei; egal, ob sie am Fuße des Fudschijama oder in den Straßenschluchten von Manhattan zu Hause sind; ob sie an der Champs Élysées prominieren oder auf dem Oktoberfest literweise Bier trinken.
    Und der überwiegende Teil der Menschen in der Hotelhalle hatte die Geräte dabei, mit denen man Erinnerungen auf Zelluloid festhält.
    Ein wahres Blitzlichtgewitter prasselte in der Hotelhalle des »Winter-Palace« los.
    »Wie in der Disco bei Stroboskop-Beleuchtung!« dachte Carsten Möbius, als er im Aufblitzen der vielen Lichter die Ghouls in seltsam abgehackten Bewegungen fliehen sah.
    »Eine Gasse!« brüllte Zamorra. »öffnet ihnen einen Weg zur Flucht. Das Blitzlicht tötet sie nicht. Sie müssen fliehen können, denn wenn sie in Verzweiflung angreifen… !«
    Zamorra brauchte den Satz nicht zu vollenden. Trotz der euphorischen Siegesstimmung, die für einen kurzen Moment geherrscht hatte, war sich jeder im klaren, daß die Gefahr längst nicht gebannt war. Diszipliniert wichen sie an die Wände zurück.
    Mit wenigen Sprüngen war der Parapsychologe an der Tür. Einige Handgriffe und die mächtigen Türen schwangen auf. Nachtkühle trat in die dunkle Hotelhalle, in der durch den stinkenden Atem der Ghouls das Luftholen zur Tortur geworden war.
    Mit unnachahmlichen Geräuschen und schlurfenden Sprüngen drangen die Leichenfresser ins Freie. Das war kein Rückzug - das war eilige, überstürzte Flucht.
    Hinter ihnen fielen sich Menschen jubelnd in die Arme, wurden Tränen der Freude geweint. Die überstandene Gefahr hatte sie alle gleich gemacht. Niemand dachte jetzt mehr an Standesunterschiede, wo man gerade noch dem Rachen des Todes entronnen war.
    Nur noch wenige Blitzlichter zuckten hinter den flüchtenden Ghouls her. Der Feind war geschlagen, zog sich in sein finsteres Reich zurück, um nie mehr wieder zu kehren.
    So dachten die Menschen, die noch vor einer Stunde den Glauben an Dämonen und Geisterspuk abgelehnt hatten.
    So dachte aber nicht Professor Zamorra. Und auch nicht Carsten Möbius. Sie kannten die Kreaturen des Bösen besser.
    Und sie wußten, daß Michael Ullich und Tina Berner noch draußen waren.
    »Hoffentlich ist den beiden nichts passiert!« sprach der Franzose ihre gemeinsame Befürchtung aus. »Wenn sie den Ghouls in die Hände fallen, sind ihre Chancen gleich Null. Die Ungeheuer hatten sie schon einmal in ihrer Gewalt. Möglich, daß die Ghouls sie, und nur sie gesucht haben…«
    Er konnte nicht ahnen, daß die Wesen aus der Grabkammer sich schwach telepathisch verständigten.
    »Wir haben sie!« hatten die Bestien im »Winter-Palace« vernommen. Und darum hatten sie das Feld kampflos geräumt. Waren ihnen die Lichtblitze auch äußerst unangenehm gewesen - dadurch hätten sie sich in ihrer Gier nicht aufhalten lassen.
    »Wir nehmen es mit!« verständigten sich die Ghouls untereinander. »Wir nehmen sie mit uns, um sie zu einem Festmahle in unserer Halle zu bereiten.«
    Und darum sahen Zamorra und Carsten, wie die dürren Gestalten langsam von der Dunkelheit verschluckt wurden.
    »Wo mögen die hinlaufen?« fragte der langhaarige Junge.
    »Keine Ahnung!« zuckte Zamorra die Schulter. »Vielleicht in ihre unbekannte, unterirdische Grabkammer. Die werden wir wohl kaum jemals finden…«
    In diesem Moment hörten sie vom Nil her einen schwach verwehenden Hilferuf. Und sie wußten sofort, wer ihn ausgestoßen hatte.
    »Los!« kommandierte Zamorra. »Micha sitzt in der Patsche. Wir müssen ihn da raushauen. Und Tina auch…«
    ***
    Tina Berners Hilferufe wurden durch einen Schwall Wasser erstickt. Die Kälte des Wassers wirkte auf sie wie ein Elektroschock. Schon schlugen die Wellen des Nil über ihr zusammen.
    Aber nur kurz. Die Ghouls schienen zu wissen, daß die Menschen Luft brauchten, wenn sie weiterleben sollten. Und so spürte sie, wie ihr Kopf über Wasser gehalten wurde, wenn auch manche Welle des Nil sie überspülte und ihr für den Bruchteil einer Sekunde den Atem nahm. Sie schluckte Wasser wie nie zuvor in ihrem jungen Leben.
    War das alles Wirklichkeit? Eben noch hatte sie mit dem Geliebten Zärtlichkeiten ausgetauscht, hatte sich ihm ganz

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