0220 - Kampf mit der Mumie
bekannt sein muß.«
»Auch wenn er in einer anderen Dimension liegt?« fragte Shao und bekam glänzende Augen, weil das Eis gebracht wurde.
»Auch das.«
Suko hatte sich eine Karaffe mit Saft bestellt. Als er einschenkte, schaute er Kara an. »Wie hast du uns denn dann gefunden?«
»Ich rief beim Yard an. Dort wußte man wohl Bescheid, daß ihr noch schwimmen wolltet. Und da nahm ich das Bad, das eurer Wohnung am nächsten liegt.«
»Sehr praktisch«, erwiderte Shao. »Wußte man denn nicht, wo John war?« wollte Suko wissen.
»Nein, das ist es ja. Man sagte mir nur, er habe Feierabend gemacht und sei nach Hause gefahren.«
»Dort war er nicht?«
Kara schüttelte den Kopf.
»Vielleicht ist er in einem Pub hängengeblieben«, vermutete Shao. »Bei dem Wetter hätte ich auch keine Lust, in der Wohnung zu bleiben. Wir sind ja auch rausgefahren.«
»Aber den Grund deines eigentlichen Hierseins hast du uns noch immer nicht erklärt«, sagte der Chinese. »Du bist doch nicht nur gekommen, weil du uns mal eben besuchen wolltest.«
»Das stimmt schon. Es gibt einen sehr triftigen Grund.« Karas Stimme war nachdenklich geworden.
»Raus damit!« erwiderte Shao forsch. »Es geht um Radamar.«
Kara sagte es so, als müßten die beiden Chinesen Bescheid wissen, doch sie schüttelten die Köpfe. »Damit können wir beim besten Willen nichts anfangen«, erwiderte Shao.
»Dann will ich es euch erklären. Radamar war ein großer Zauberer und Magier. Er lebte, wenn ich eure Zeitrechnung einsetze, etwa vor 4000 Jahren, also bei den alten Ägyptern. Er war so mächtig, daß sich sogar die Pharaonen vor ihm duckten, und er besaß die Gabe, in die Unterwelt hineinzuschauen sowie Kontakt zu Anubis zu halten, dem Herrn der Unterwelt. Er gehörte zu den wenigen, die ihn gesehen haben, und er bekam von ihm Ratschläge und ein immenses Wissen vermittelt. Aber das war nicht alles. Radamar gehörte auch zu den Magiern des alten Ägypten, die mehr über die unheimlichen Superdämonen wußten. Er kannte die Großen Alten und auch die Götter, die von den Völkern im heutigen Mittelmeerraum damals angebetet wurden. So war er für die Ägypter unersetzbar, ein dämonischer Heiliger, und er lebte im Zeichen und im Schatten des Skarabäus, dem heiligen Käfer, und dem Symbol für Auferstehung und Wiedergeburt. Zudem hatte er seine Magie so weit entwickelt, daß er Herr der Skorpione, jener giftigen Tiere geworden war, deren Giftstachel für den Menschen das Verderben bedeutet. Ihm gehorchten die Skorpione, und als er eines Tages angegriffen wurde, da holte er aus der Wüste seine Diener, die das Heer der Angreifer zurückschlugen.«
»Lebt Radamar noch?« wollte Shao wissen.
»Ja und nein.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Es ist ganz einfach, wenn ich es euch erkläre. Radamar hatte es übertrieben. Er legte sich mit noch mächtigeren an. Er wollte die absolute Macht. Der Pharao aber ließ sich von seinem Thron nicht verdrängen. Er beriet sich mit den Weisen seines Landes, und gemeinsam beschworen sie Osiris, den obersten aller Götter. Er sollte ihnen helfen und im Kampf gegen Radamar zur Seite stehen. Der Gott half. Eines Nachts fiel brennender Regen vom Himmel auf die Wüste. Dieser Regen vernichtete die meisten Diener des Radamar. Er selbst wurde ebenfalls verbrannt und soll mörderische Schreie ausgestoßen haben. Als alles vorbei war, begrub man ihn. Man entfernte seine Eingeweide, wickelte ihn in Tücher, machte aus ihm eine Mumie und legte ihn in einen gläsernen Sarg aus geschmolzenem Wüstensand. Alle dachten, daß es nun vorbei wäre. Sie irrten sich. Der Geist des Radamar hatte nicht vernichtet werden können. Er war eingegangen in die unheimlichen Sphären des Grauens, wo auch die Geister der Unterwelt ihren Platz hatten. Ihnen hatte Radamar immer treu gedient, und sie beschlossen, auch ihn nicht im Stich zu lassen. Sie nahmen den Geist auf in den Kreislauf des Schreckens, bis zum heutigen Tag. Er wurde von den meisten Menschen vergessen, nur uralte Geschichten erzählen noch von ihm. Bis ein Forscherteam seine Begräbnisstätte entdeckte. Sie fanden unter dem Wüstensand einen gläsernen Sarg mit einer Mumie. Das geschah vor zwei Jahren. Ich weiß nicht, ob ihr davon gehört habt. In Ägypten jedenfalls überschlugen sich die Zeitungen mit ihren Berichten, doch gleichzeitig begann auch eine Kette rätselhafter Unglücksfälle. Skorpione erschienen überall und stachen ihren tödlichen Giftstachel in das Fleisch der
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