0220 - Kampf mit der Mumie
Unwillkürlich zog ich mich zusammen. Ich kannte die Spielregeln, die man einhalten muß, um einigermaßen gut aufzukommen.
Selbst die kleinste Chance wollte ich nutzen.
Der Boden des Stauraums war zwar nicht so tief, wie ich angenommen hatte, aber dennoch spürte ich den Aufprall von den Füßen bis zum Gehirn.
Normalerweise lasse ich mich bei solchen Sprüngen nach vorn fallen, um mich abzurollen. Hier verzichtete ich darauf, denn ich dachte an die Skorpione, die sich in unmittelbarer Nähe aufhielten. So stolperte ich nur weiter und hörte unter meinem rechten Fuß ein Knacken, als es mir unfreiwillig gelungen war, einen Skorpion zu zertreten.
Einen Arm hatte ich ausgestreckt. Meine Bewegung wurde durch etwas Hartes gestoppt, das meine tastende Hand erfaßte. Als ich die Finger bewegte, wühlten sie sich in rauhen Stoff.
Was konnte das sein?
Trotz meiner Neugierde dachte ich zuerst an die Sicherheit. So bezähmte ich mich, holte die Lampe hervor und schaltete sie ein, um die nahe Umgebung abzusuchen.
Sie war von den Skorpionen verseucht!
Die meisten von ihnen waren durch die Maschen des Netzes gerutscht. Sie lagen am Boden, benahmen sich ziemlich aufgeregt und rollten von einer Seite zur anderen.
Die Skorpione hatten plötzlich ein anderes Ziel. Sie kümmerten sich um den großen dunklen Gegenstand, dessen Umrisse ich im Schein meiner Bleistiftleuchte gesehen hatte. Was das war, das erkannte ich nicht, da ein dunkles Tuch ihn völlig verhüllte.
Hin und wieder ließ ich die Lampe aufblitzen und drehte auch meinen Arm, so daß der Schein nach oben, in Richtung Netz stach. Einige Fäden und Fragmente bekam ich zu Gesicht.
Traurig baumelten sie nach unten. Sogar noch Skorpione hingen daran. Sie zappelten, bewegten sich hektisch und hatten Mühe, sich an den Fäden festzuklammern. Hoffentlich fielen sie mir nicht in den Nacken, denn so etwas wollte ich nun überhaupt nicht.
Aber ich spürte etwas anderes.
Zuerst hatte ich es nicht so recht wahrgenommen, da meine Sinne zu gespannt waren und sich mit anderen Dingen beschäftigten. Als ich mich nicht mehr so stark auf die Skorpione konzentrierte, merkte ich es deutlicher.
Die Atmosphäre hatte sich verändert.
Wie schon so oft spürte ich es. Das war wie ein Kribbeln in den Fingerspitzen, das Unheimliche, das Andere, das Fremdartige und Böse lauerte in der Nähe.
Ich blieb ruhig stehen und konzentrierte mich. Gegner konnte ich nicht entdecken, trotzdem war mir klar, daß sie sich irgendwo in der Nähe befinden mußten, wenn ich die Skorpione einmal ausschloß.
Es waren noch andere da.
Aber wer?
Ich dachte an den großen Gegenstand, der verdeckt vor mir stand und auch das Ziel zahlreicher Skorpione gewesen war.
Der Strahl meiner Lampe traf das Gebilde, ich leuchtete ihn auch ab und stellte fest, daß er eine eckige Form besaß. Was sich genau unter der Decke befand, konnte ich nur ahnen. Er wirkte wie ein großer Kasten, aber ich wollte es genau wissen.
Im Weg waren mir dabei die Skorpione. Einige von ihnen hatten sich ausgerechnet ihre Plätze auf dem verdeckten Gegenstand ausgesucht, was mir wiederum überhaupt nicht gefiel.
Da ich mittlerweile Erfahrung besaß, fiel es mir nicht schwer, mit dem Dolch zuzustoßen.
Dreimal traf ich rasch hintereinander. Wieder entstand das grüne Glühen, und die anderen Skorpione verschwanden, so rasch sie konnten. So einen Feind wie mich schienen sie noch nie gehabt zu haben.
Der Weg war frei.
Ich trat dicht an den abgedeckten Kasten heran, streckte meinen linken Arm aus und umfaßte den Stoff. Die Finger drehten ihn zusammen. Er war ziemlich leicht, ich konnte ihn mit einem Ruck abziehen.
Meine Augen wurden groß.
Was ich da im schwachen Licht meiner Lampe sah, war ein gläserner Sarg. Und in ihm lag die Mumie!
***
Das mußte Radamar sein. Es gab keinen Zweifel für mich. Ich hatte ihn entdeckt.
Für eine Mumie war er ziemlich groß, das einmal vorweggenommen. Er besaß etwa meine Körperlänge und war in weißlich gelbe Tücher eingewickelt, die an einigen Stellen grünlich schimmerten.
Von dem Gesicht konnte ich nichts sehen, weil kunstvoll gedrehte Streifen es verdeckten. Nur die Augen blieben frei. Als ich in Höhe des Gesichts mit dem Lampenstrahl in den Sarg hineinleuchtete, damit ich die Augen sehen konnte, entdeckte ich zwei dunkle Punkte. Ob sie lebten oder nicht, das war für mich nicht zu erkennen. Überhaupt dachte ich nicht darüber nach, ob ich es hier mit einer toten oder lebendigen Mumie
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