0223 - In den Krallen der roten Vampire
aber wenn ich Ihre Namen höre und daß Sie aus London kommen, dann muß ich an einen Kollegen…«
»Namens Bill Conolly denken, nicht wahr?«
Axel Eickburger nickte heftig. »Ja, das stimmt.« Er lachte breit.
»Sie sind John Sinclair, und Ihr Freund ist Suko.«
»Stimmt.«
»Mann, das ist eine Wucht. Ich finde es toll, daß ich Sie mal persönlich kennenlerne, wirklich. Bill hat mir schon des öfteren von Ihnen erzählt, und wenn Sie auftauchen, dann ist bestimmt etwas im Busch, das ist sicher.«
»Noch wissen wir nichts.«
»Ich weiß nicht. Diese Sache mit dem roten Vampir hat sich doch herumgesprochen, und das sicherlich nicht ohne Grund, wir mir scheint«, erwiderte er.
»Wobei Sie mehr wissen als wir«, sagte ich sofort.
»Das möchte ich dahingestellt sein lassen.«
Will Mallmann mischte sich ein. »Haben Sie hier ein. Interview geführt, Herr Eickburger?«
»Ja; das sieht man doch.« Er deutete auf einen Notizblock und die Kamera. Beide Dinge hielt seine Frau in den Händen.
»Wir waren aber fertig«, sagte Frau Bouillon schnell, die genau wußte, worauf der Kommissar hinauswollte.
Axel Eickburger lächelte. »Das waren wir in der Tat. Komm, Beate, wir haben noch einiges zu tun.« Seine Frau und er erhoben sich von ihren Plätzen. Es war nicht unbedingt nötig, daß Reporter unserem Gespräch beiwohnten. Die Eickburgers verabschiedeten sich auch sehr schnell. Frau Bouillon brachte sie noch zur Tür.
»Ich habe nichts gegen Reporter«, sagte Will Mallmann, »aber alles zu seiner Zeit.«
Damit hatte er Suko und mir aus der Seele gesprochen. Schnell war die Hausherrin wieder zurück. Sie bot uns Getränke an. Wir nahmen Mineralwasser.
»Mein Mann und ich kennen die beiden Eickburgers von früher. Sie haben sich als Presseleute uns gegenüber immer fair verhalten, und der Fund meines Mannes ist wirklich außergewöhnlich. Er hat Herrn Eickburger angerufen, so daß die rote Fledermaus fotografiert werden konnte.«
»Es gibt sie also tatsächlich noch?« stellte Will Mallmann fragend fest.
Erstaunt hob die Hausherrin den Blick. »Natürlich, Herr Kommissar, was dachten Sie denn?«
»Entschuldigen Sie, es war nur ein Nachhaken, da wir sehr an diesem Fund interessiert sind.«
»Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, was dieser Fund mit Ihrem Beruf zu tun hat, Herr Kommissar.«
»Das versuchen wir noch herauszufinden.«
Die Frau nickte und lächelte uns noch einmal zu, bevor sie sich entfernte.
Es war inzwischen spät geworden. Längst hatten wir Abend, aber die Dunkelheit war noch nicht angebrochen. Selbst die Dämmerung ließ auf sich warten. Die Tage im Juni waren eben sehr lang, die längsten im Jahr überhaupt.
»Kann mir mal jemand helfen?« hörten wir die Stimme von Frau Bouillon. »Der Kasten ist ziemlich schwer.«
Suko saß am günstigsten. Er sprang auf, lief quer durch das Zimmer und verschwand dort, wo wir die Stimme der Frau gehört hatten. Beide kamen zurück, und beide trugen sie einen wirklich großen und quadratischen Kasten, der nicht sehr hoch war, an seiner Vorderseite jedoch eine Glasplatte besaß.
Der Tisch, um den wir saßen, war zu klein, um die Platte abzulegen. Aus diesem Grund setzten Suko und Frau Bouillon ihn auch vorsichtig zu Boden.
Will und ich waren aufgestanden. Wie auch die beiden anderen umstanden wir Sekunden später den Gegenstand, um den sich alles drehte.
Es war eine rote Fledermaus, deutlich hinter der Glasscheibe zu erkennen.
Ich muß ehrlich zugeben, daß ich ein wenig überrascht war, denn mit diesem Anblick hätte ich nicht gerechnet. Die Fledermaus war größer, als ich mir hätte träumen lassen, denn der Kasten ließ es nicht zu, daß sie zwei Flügel völlig ausbreitete. Der rechte lang zusammengeknickt, so daß er sich mit der Hälfte seiner ursprünglichen Größe zufriedengeben mußte.
Ein seltsames Tier.
Den Mund oder das Maul hatte es aufgerissen. Wir sahen die beiden nadelspitzen Zähne, die diese Fledermaus in die Haut ihrer Opfer schlagen konnte, damit sie an das Blut herankam, um es zu trinken. Der Kopf war häßlich. Er bestand fast nur aus dem Maul, so daß die Augen kaum zu sehen waren.
»Mein Mann hat die Fledermaus auch gereinigt«, erklärte Frau Bouillon, »denn als er das Tier fand, war es völlig verstaubt, wie Sie sich denken können.«
»Und es ist beim Transport nicht zerstört worden?« hakte ich noch einmal nach.
»Nein.«
»Man kann es also anfassen«, murmelte Will Mallmann.
»Das erlaube ich nicht, Herr
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