0223 - Rückkehr des Pharao
Peitschen knallten und die Streitwagen über den Platz in Richtung des königlichen Palastes rollten.
Professor Zamorra und Carsten Möbius wurden mitgerissen…
***
»… dann mal herein in die gute Stube. Hier ist es ganz gemütlich!« hörte Professor Zamorra eine wohlbekannte Stimme. Knarrend und quietschend wurde die Tür, durch die Carsten und er in die ungewisse Schwärze gestoßen wurden, hinter ihnen geschlossen. Beide schafften es gerade noch, sich abzurollen und so größere Prellungen zu vermeiden.
Der üble Geruch fauligen Strohs umgab sie. Von den roh gemauerten Wänden tropfte die Feuchtigkeit.
»Ist das die hierzulande übliche Art des modernen Strafvollzuges?« wollte Carsten Möbius wissen.
»Nein, die altägyptische Antwort auf ›Schöner Wohnen‹!« hörten sie Michael Ullichs Stimme aus der Dunkelheit. »Hoffentlich hat einer von euch daran gedacht, ein Skatblatt mitzubringen…«
Dabei war ihnen gar nicht nach Lachen zumute…
***
Sie konnten nicht sagen, ob Stunden oder Tage vergangen waren, als sie vom Knarren des Riegels aus ihrem lethargischen Halbschlaf gerissen wurden.
In Professor Zamorra waren sofort alle Sinne gespannt. Wenn sich hier eine Gelegenheit zum Ausbruch ergab, würde er sie wahrnehmen.
Sein Körper straffte sich zum Sprung.
Kreischend drehte sich ungeöltes Metall auf Metall. Mit einem häßlichen Geräusch schwang die Tür auf.
Das Licht einer vorgehaltenen Fackel erhellte gespenstisch das düstere Gefängnis, in das nie ein Sonnenstrahl gefallen war. Professor Zamorra blinzelte in die aufleuchtende Helligkeit.
Ehrerbietig wichen die vierschrötigen Schließer der Türe zurück, als eine hochgewachsene Gestalt durch die Türe schritt.
»Prinz Thutmosis!« seufzte Professor Zamorra erleichtert. Aber die Miene des Mannes, der später das Volk der Hebräer aus dem Nilland führen sollte, war düster. Auf sein Geheiß wurde die Tür hinter ihm geschlossen.
»… ihr werdet im Angesicht des ganzen Volkes sterben!« erklärte Thutmosis nach einigen einleitenden Worten. »Denn da ihr euch gegen die Götter«, bei dem Wort »Götter« lachte er trocken auf, »vergangen habt, wird es seit Menschengedenken wieder die drei Kämpfe geben, bei denen die Unsterblichen selbst richten…«
»Was… was sind das für Kämpfe?« wollte Professor Zamorra wissen, der die Unterhaltung seinen beiden Freunden mühsam dolmetschte.
»Da ist einmal der Kampf des Geistes, zu dem dieser Jüngling mit den langen Haaren bestimmt ist, der den Oberpriester des Sobek tötete!« erklärte Prinz Thutmosis. »Wir haben ein recht kompliziertes Brettspiel, das in Theben sehr populär ist!«
»Und wer ist sein Gegner?« wollte Zamorra wissen. Er hatte schon von diesem Spiel gelesen, dessen Regeln in seiner Zeit nicht mehr bekannt waren. Es war so eine Art Mischung zwischen Dame und Schach.
»Der beste Spieler des Reiches wird ihm gegenübertreten!« sagte der Prinz. »Er wird gegen den Pharao selbst antreten, der noch nie eine Partie verloren hat. Aber getrost, ich werde deinem Freund einige Tricks verraten…«
Carsten Möbius sah den Prinzen dankbar an.
»Der aber, welcher in das Bett des Pharao spuckte!« wies Thutmosis auf Michael Ullich, »hat mit bloßen Händen gegen einen Löwen, einen angreifenden Streitwagen und den besten Fußsoldaten der ägyptischen Armee anzutreten! Jüngling, ich empfehle dir, dich in Richtung des Löwen zu stürzen, denn er wird dich am schmerzlosesten töten…«
»Ich bin doch kein Selbstmörder!« entgegnete Ullich, nachdem ihm alles übersetzt worden war. »Die sollen mal einen Sohn Germaniens kämpfen sehen. Was sterblich ist, das ist auch zu besiegen. Es gibt nichts, was ein deutscher Soldat nicht kann…«
»Du aber, Zamorra, bist du der Kunst der Wagenlenkung kundig?« wollte Thutmosis wissen. Professor Zamorra stockte der Atem. Wagenlenken war ihm nur gewohnt, wenn die Pferde aus Technik bestanden. Es war ein himmelweiter Unterschied zu den weit über hundert Pferdchen seines Opel-Senator und einem feurigen Roß vor dem Wagen.
»Hast du schon einmal die Zügel in der Hand gehalten und die Geißel geschwungen?« fragte der Ägypter noch einmal. Professor Zamorra schüttelte hilflos den Kopf.
»Dann hast du kaum Aussichten, mit dem Leben davonzukommen!« sagte Prinz Thutmosis bedauernd. »Denn als Gottesmörder ist dir der Kampf der Geschicklichkeit, das Wagenrennen, bestimmt. Dennoch, ich will dir meine eigenen Rosse zur Verfügung stellen. Und
Weitere Kostenlose Bücher