Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0223 - Rückkehr des Pharao

0223 - Rückkehr des Pharao

Titel: 0223 - Rückkehr des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
ich werde dafür sorgen, daß du dich mit ihnen üben kannst.«
    Zamorra wollte Worte des Dankes sagen.
    »Da Metufer selbst um die Ehre gebeten hat, dein Gegner zu sein«, schnitt ihm Thutmosis das Wort ab, »wirst du auch mit Übung kaum eine Chance haben. Denn Metufer ist auch der beste Wagenlenker Ägyptens…«
    ***
    »Hehehe!« lachte Pharao Ramses höhnisch. Carsten Möbius biß sich in die Lippe, als er sah, daß ihm der Pharao einen seiner Spielsteine mit Hundeköpfen vom Brett nahm. Auf dreißig Feldern standen sich jeweils fünf gegnerische Spielsteine mit Hunde- und Schakalköpfen gegenüber. Und mit einer geschickten Eröffnungsvariante hatte Ramses seinen Gegner sichtlich geschwächt.
    Triumph lag in den Augen des Herrschers, während das Volk in dem mehr als vierhundert Meter langen Oval wie besessen Beifall spendete. Dieses längliche Tal bot sich förmlich dazu an, die drei Verurteilten so sterben zu lassen, daß viele Menschen zuschauen konnten, ohne daß umständlich Tribünen gebaut werden mußten. Wohl saßen die Würdenträger des Hofes, die Priester und die Reichen, auf überdachten, schnell zusammengezimmerten Holzgestellen. Sklaven sorgten mit mächtigen Wedeln für Kühlung, während sie, Wein trinkend und Gebäck naschend, Zusehen wollten, wie die drei Gottesfrevler hier starben.
    Denn noch nie war der Pharao im Brettspiel oder Metufer im Kampf der Wagen besiegt worden. Und mit bloßen Händen gegen Krieger, Löwen und Streitwagen… das würde der blonde Jüngling nicht überleben.
    Auf dem Sand war das Spielfeld, an dem Möbius und der Pharao saßen, gigantisch vergrößert nachgebildet worden. Sklaven mit Hunde- und Schakalmasken stellten die Spielsteine dar.
    Soeben verließ auf Geheiß eines Aufsehers ein Sklave mit Hundekopf das Feld. Das zeigte dem Volk den geschickten Zug des Pharao. Und darum lärmten sie nun in allen Sprachen und Tonarten.
    Gewaltsam versuchte Carsten Möbius, ruhig zu bleiben. Das Spiel war eine Mischung zwischen Dame und Schach. Thutmosis hatte ihm, so gut es ging, die Regeln erklärt und ihm verschiedene Tips gegeben.
    Aber der Pharao war ein Meister des Spiels. Herausfordernd sah er Carsten Möbius an. So gut es ging, versuchte sich der langhaarige Junge zu konzentrieren.
    Ramses startete einen großflächigen Angriff. Er ging davon aus, daß sich sein Gegner einigeln würde und ihm, dem Pharao, die Initiative des Spiels überließ.
    Der junge Mann, der einst über einen Miliionenkonzern regieren sollte, wurde eiskalt. Er mußte einen Gegenangriff durchführen. Und in seinem Hirn entstand ein genialer Plan, Ramses in eine Falle zu locken.
    Mit zittrigen Fingern zog er eine Figur zurück. Und diese angstvolle Gebärde brauchte er nicht einmal zu spielen. Denn hinter sich hörte er vier starkknochige Pferde schnauben und stampfen.
    Verlor er das Spiel, war er verurteilt, von den Rossen gevierteilt zu werden. Keine besonders hübschen Aussichten.
    In den Augen des Ramses glomm Ärger. Man machte ihm den Sieg allzu leicht. Diese Rückzugstaktik und das Aufreißen der Deckung in der Spielfeldmitte bedeutete, daß er mit seinen Schakalen schneller Vordringen konnte als beabsichtigt.
    Mit Händen und Füßen gestikulierend forderte er Carsten Möbius auf, die Züge zurückzunehmen. Ja, er zeigte ihm sogar, wie er seine Spielsteine am besten zu setzen hätte. Und Carstens logischer Geist sah, daß die Vorschläge des Ramses annehmbar waren.
    Dennoch beharrte er mit entschiedener Miene auf seinen Entscheidungen. Und in dem Maße, wie er sich zurückzog, drang Ramses vor.
    »Pharao! Pharao!« feuerte das Volk, das die Hänge des Tals besetzt hatte, den Herrn des Nillandes an. So viel verstanden alle vom Spiel, daß sie erkannten, daß der Herrscher gewinnen mußte. Weder sie noch Ramses erkannten die Falle, die Carsten Möbius im Zurückweichen aufbaute.
    »Pharao! Pharao!« Die Gunstbezeigung des Volkes ließ Ramses alle Vorsicht vergessen, die er sonst beim Spiel walten ließ. Ungestüm drang er vor. Nur mochten die Götter wissen, wie es dem Jungen mit den langen Haaren immer wieder gelang, seine Spielsteine beiseite zu räumen, bevor sie geschlagen werden konnten!
    Egal. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Gegner besiegt war. Und weiter ließ Ramses seine Spielfiguren Vordringen.
    Da ließ Carsten Möbius die wohlaufgestellte Falle zuschnappen. Ramses stieß einen Wutschrei aus, als der Junge ihm einen Spielstein vom Feld nahm.
    »Mensch, ärgere dich nicht!«

Weitere Kostenlose Bücher