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0223 - Rückkehr des Pharao

0223 - Rückkehr des Pharao

Titel: 0223 - Rückkehr des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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sterbenden Oberpriester, der gerade wieder erwacht war. Nur einer der Priester war bei ihm geblieben und wischte ihm den Todesschweiß von der Stirn.
    Eingefallen und runzelig, dazu weiß wie eine gekalkte Wand, glich das Gesicht des Alten einem Totenschädel, aus dem die Verwesung das Fleisch gedörrt hat. Nur in den Augen funkelte die Bosheit, und die Lippen murmelten ungenannte Flüche hinter Zamorra und Carsten Möbius her. Dann schien seine Kraft erschöpft. Dennoch versuchte er verzweifelt, seinem Priesterschüler noch etwas mitzuteilen. Der Mann in den mittleren Jahren mit dem kahlrasierten Schädel beugte sich weit zu den Lippen des Alten herab.
    »Sinufer!« murmelten seine Lippen brüchig. »Schwöre mir, daß du meinen letzten Willen durchsetzt und ich nenne dir das Wort, das dich gegenüber den anderen Priestern als meinen Nachfolger ausweist!«
    In die Augen des Priesters trat ein begehrliches Leuchten.
    »Ich schwöre!«, sagte er. »Ich schwöre bei Sobek, Osiris und und der kuhhörnigen Isis!«
    Keuchend nickte der alte Oberpriester zufrieden.
    »Meinen Leichnam!« hauchte er. »Ich will ihn balsamiert haben. Legt mich in ein Grab, in das Grab eines Edlen - eines Reichen - wenn demnächst einer sterben sollte - oder in die Grabkammer eines der großen Pharaonen. Mein Leib soll erhalten bleiben… nicht, wie es Brauch ist, daß meine Leiche den Krokodilen vorgeworfen wird… ob sie in Sobek eingeht… ah, vielleicht haben die Priester des Osiris recht… und dann suche ich am Tage der Auferstehung meinen Körper… ein Grab…!«
    »Bei meinem Leben schwöre ich, o Hoherpriester, dir soll ein Grab werden, das keinen Pharao beschämen würde!« versprach Sinufer feierlich. Der Alte atmete hörbar auf. Über sein eingefallenes Gesicht glitt ein freudiger Schimmer.
    »Das Wort… das Wort, das mich zu deinem Nachfolger macht!« drängte Sinufer. Und mit dem verlöschenden Leben sprach Nefru das Wort, das Sinufer die Nachfolge im Amte des Hohepriesters sicherte.
    Dann senkte der Tod seine Schwingen über ihn.
    ***
    »Was nun?« fragte Carsten Möbius ratlos. »Wir können nicht mehr entkommen. Es sind zu viele…«
    Aus allen Straßen, die in den Vorplatz des Sobek-Tempels einmündeten, strömten die Massen des Volkes von Theben. Fürchterlich hallte ihr Geschrei vom hohen Pylon des Tempels wider.
    »Wenn die uns in die Finger kriegen, ist es aus!« murmelte Zamorra, der einige der Schreie aus der Volksmasse verstanden hatte.
    »Die glauben wirklich, daß das Krokodil ein Gott war. Wenn sie uns zu packen kriegen, zerreißen sie uns mit ihren Händen!«
    Prinz Thutmosis war ratlos. Er hörte im Volke seinen Namen rufen und wußte, daß es nur seiner Anwesenheit zu verdanken war, daß der rasende Mob noch nicht die dünne Kette der nubischen Speerträger durchbrochen hatte.
    Schon flogen die ersten Steine aus den Reihen des Volkes. Es rumorte in allen Sprachen und Dialekten.
    »Gottesmörder! Fremde Barbaren! Zum Tode! Töte sie, Prinz Thutmosis! Der Pharao soll sie töten lassen! Gib sie uns heraus… oder stirb mit ihnen…!«
    Thutmosis hob die Arme in die Luft zum Zeichen, daß er reden wollte. Langsam, ganz langsam ebbte der Lärm ab. Thutmosis holte tief Luft!
    In diesem Augenblick reagierte einer der Dämonen, der den Körper eines kräftigen Bronzegießers besetzt hatte. Seine rechte Hand wog einen faustgroßen Stein. Und auf Befehl des Höllensohnes schleuderte der kräftige Arm des muskulösen Mannes das Wurfgeschoß. Noch ehe er ein Wort sagen konnte, wurde Prinz Thutmosis an der Stirn getroffen.
    Wie ein Stein sackte er ohne ein Wort zu sagen ohnmächtig in Professor Zamorras Arme.
    In diesem Moment brach die Hölle los. Wie sich eine Sturmflut gegen die Dämme und Deiche ergießt, so brandete das Volk von Theben gegen den dünnen Sperriegel der nubischen Speerträger. Wie Weizenspreu im Herbstwind wurden die verbissen sich mit den umgedrehten Speeren wehrenden Neger zur Seite gefegt.
    Der entfesselte Mob stürmte brüllend auf Professor Zamorra und Carsten Möbius los. Den Körper des ohnmächtigen Thutmosis mit sich zerrend versuchten die beiden Männer, sich in das Innere des Tempels zu retten. Da sahen sie, wie die Türen des Heiligtumes langsam, aber unaufhaltsam zugedrückt wurden. Der Weg war zu Ende.
    ***
    Der Tod hatte Tausende von Gesichtern. Und jedes davon war verzerrt von Haß und Abscheu vor den Gottesfrevlern, denen nun der Eintritt in das von ihnen entweihte Heiligtum verwehrt

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