0224 - Fluch der Erdgeister
ihnen etwas Vorspielen…
Er musterte sie eingehend. Sie sahen gar nicht so gefährlich aus, eher wie Touristen, die aus der Stadt kamen, um sich einmal ein Negerdorf anzusehen. Aber warum kamen sie dann am frühen Abend?
Golosse ballte die Fäuste.
Mbus, du hast dein Todesurteil unterschrieben, dachte er grimmig und schlenderte näher heran. Der weiße Fotograf begann schon, seine teuren Apparate auszupacken. Offenbar wollte er wirklich heute fertig werden.
Der Häuptling fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Der Scheck lag bereits in seiner Hütte, und Golosse war kein Primitiver mehr. Der Scheck war so gut wie bares Geld, und er bedeutete sehr viel Geld. Und dazu eine Nacht mit den drei Mädchen…
Sie sahen gut aus, wie sie jetzt da herumliefen, kaum etwas auf dem hübschen Leib. Golosse bleckte die Zähne. Es war ein guter Tag.
Interessiert verfolgte er die Vorbereitungen. Sein schwarzes Herz lachte, als er sah, wie die Mädchen wieder an die dicken Äste gebunden wurden. Ja, dieser weiße Mann hatte Recht. Da würde selbst das Herz des hungrigsten Kannibalen erweichen. Diese Mädchen waren zu schade, um sie einfach aufzufressen. Man mußte sie einfach lieben. Ihre weiße, nackte Haut reizte ihn bis aufs Blut.
Aber was suchten die drei Fremden?
Er beschloß, sie einfach zu fragen…
***
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Schwarze Magie… dämonische Kräfte… waren sie hier doch richtig? War schon das erste Dorf ein Volltreffer?
Nicole fiel sein abwesender Gesichtsausdruck auf. »Was ist?« fragte sie.
»Ich glaube, ich habe den Wer-Löwen«, sagte der Meister des Übersinnlichen. »Ich versuche, ihn anzupeilen. Er ist hier im Dorf.«
Bill Fleming runzelte die Stirn. »Also doch«, murmelte er und sah Zamorras Amulett an. Er kannte die geheimnisvollen Fähigkeiten der Scheibe.
Zamorra lehnte sich an den Wagen und schloß die Augen. Er sandte konzentrierte Gedankenbefehle in das Amulett, um es stärker zu aktivieren. Es erwärmte sich weiter, aber diese Hitze verbrannte Zamorra nicht. Sie war zwar unangenehm, aber er konnte sie zugleich auch über lange Zeit mühelos ertragen.
Mit geschlossenen Augen drehte er sich jetzt langsam im Kreis. Irgendwo in der Nähe mußte die magische Kraft sein, auf die das Amulett reagierte. Der Parapsychologe lauschte in sich hinein. Seine rechte Hand berührte das Amulett.
Plötzlich durchzuckte ihn eine Art Stromstoß.
Er öffnete die Augen wieder. In der Richtung, in der er sich jetzt befand, mußte die fremde Kraft sein.
Da war ein muskulöser, etwas herausgeputzter Neger, der direkt auf den Wagen zukam. Und hinter ihm, zwischen ein paar Rundhütten hindurch, sah Zamorra einen breiten, seltsamen Pfahl mit eigentümlichen Schnitzereien. Es mußte eine Art Dorfheiligtum und Versammlungsplatz sein.
Und Zamorra sah noch etwas.
Zwischen Pfahl und Neger bewegte sich noch jemand. Ein altes, verhutzeltes Männlein. Offenbar der Medizinmann.
Der Parapsychologe seufzte. Einer von den beiden mußte der Wer-Löwe sein. Aber welcher war es?
***
»Los, action!« rief Joern Skagen. Die furchterregend herausgeputzten »Kannibalen« nahmen die Trageäste wieder auf, an denen die Gefangenen hingen, und ließen sich beim Einmarsch ins Dorf fotografieren. Überall herrschte jetzt große Aufregung, jeder versuchte ins Bild zu kommen oder auszuweichen. Obgleich er unglaublich hektisch wirkte und von einer Stelle zur anderen lief, um immer wieder aus anderen Perspektiven zu fotografieren, behielt er die Ruhe und den Überblick. Inzwischen hatte er schon weit über hundertfünfzig Fotos gemacht - die zwanzig besten wurden höchstens gebraucht. Aber je mehr Material er besaß, um so großzügiger konnte er auswählen und wirklich nur die allerbesten Bilder nehmen.
Und die zweitbesten konnte er einzeln auch noch an andere Verlage verkaufen…
Die Träger brachten ihre Opfer bis zu dem großen Platz um den Totempfahl. Hier war der Boden fast so hart wie Beton. Skagen spürte, daß in den Eingeborenen doch noch eine leichte Scheu war. Er entsann sich des kläglichen Auftritts des Medizinmannes.
Wo war Monty Craft, um seine Anweisungen zu übersetzen? Wenn man den Kerl brauchte, war er natürlich nirgends zu sehen. Unterhielt sich wohl mit den drei Fremden über das Wetter und die letzten Fußballergebnisse. War ihm zuzutrauen.
Also mußte es auch so gehen, außerdem war den Leuten der Ablauf der Story vorher erklärt worden.
»Los!« schrie Skagen. »Bindet sie an den
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