0224 - Fluch der Erdgeister
rief Zamorra und seinen Begleitern in Erinnerung, daß die Szene gestellt wurde.
Sie sah zu echt aus…
Der weißhaarige Mann befand sich längst außerhalb des Kamerablickwinkels, spurtete jetzt in weitem Bogen zum Kameramann und blieb hinter ihm stehen. Offensichtlich war er so etwas wie ein Dolmetscher, weil er jetzt die Anweisungen des Fotografen laut weitergab und dabei die Sprache der Eingeborenen verwandte.
Das Erschrecken der drei Mädchen war diesmal nicht nur gespielt. Selbst Nicole, die in dieser Beziehung dank der unzähligen Abenteuer an Zamorras Seite abgebrüht und allerlei gewöhnt war, fuhr bei dem Geschrei zusammen. Dennoch lief der Überfall erstaunlich planmäßig ab, gesteuert von den Befehlen des Fotografen.
Die Mädchen wehrten sich schwach, zappelten heftig und wurden überwältigt. Nicole schüttelte den Kopf, als Stoff zerfetzt wurde und die Safarianzüge den Weg des Vergänglichen gingen.
»Ich beginne zu ahnen«, sagte Bill Fleming gelassen, »für welche Art von Zeitung diese Foto-Story gemacht wird. Blödsinniger geht’s wohl kaum noch.«
Die Eingeborenen schleppten drei starke Äste mit sich, an die sie die jetzt nur noch mit knappen Höschen und im Falle der Blonden dem zerfetzten Khakihemd bekleideten Mädchen banden wie erlegtes Wild.
»Und dann wundern sie sich, wenn die Frauenbewegungen rebellisch werden«, sagte Nicole. »Nichts gegen ein bißchen Sex, aber irgendwo hört es auf und wird primitiv.«
Der Fotograf nahm noch den triumphalen Abzug der Räuber auf, dann wedelte er wieder kräftig mit den Armen. »Aus, gestorben! Wir räumen auf und machen im Dorf weiter!«
»Aha«, sagte Zamorra. »Sie wollen also auch ins Dorf. Bei der Hektik, die sie entfesseln, können wir uns in aller Ruhe um unseren Wer-Löwen kümmern.«
Sie näherten sich dem Fotografen, der die Kameras und Stative einsammelte und im Wagen verstaute. Die drei Mädchen wurden losgebunden und kamen ebenfalls zurück. Zwei von ihnen wollten beim Anblick der »Fremden« ein wenig in Panik geraten, die Blonde in ihrem zerfetzten Hemd lächelte Zamorra herausfordernd an.
»Wer sind denn Sie?« fragte der Fotograf mißtrauisch.
»Wir haben ein wenig zugeschaut«, erwiderte Zamorra und stellte seine Begleiter und sich vor. »Wir haben übrigens auch im Dorf zu tun, werden uns gegenseitig«, er lachte kurz, »noch ein wenig ertragen müssen.«
»Ich bin Joern Skagen«, sagte der Fotograf. »Der Weißhaarige, der Ihnen vorhin am Wagen half, ist Monty. Das hier sind Cora, Sybil, Kim, Monique und Teena.«
Teena heißt die Katze also, dachte Nicole. Ihr gefiel es überhaupt nicht, wie die Blonde Zamorra anstrahlte, und noch weniger, daß sie dabei eben nur das Hemd trug und gar nicht daran zu denken schien, sich vorübergehend etwas überzuziehen.
»Sie kommen auch aus der Stadt?« fragte Zamorra und deutete nach rückwärts. Skagen nickte.
»Dann werde ich mir erlauben, Ihnen für die freundliche Hilfe Ihres… Dolmetschers… einen oder zwei Kästen Bier für Ihr Team ins Hotel zu schicken«, schlug der Meister des Übersinnlichen vor.
Die dunkelhaarige Cora holte den anderen Geländewagen heran. Blitzschnell verschwand die zahlreiche Gruppe in den beiden Fahrzeugen. Monty Craft stieg nicht ein. Er kam auf Zamorra zu.
»Da drin ist’s ein wenig gefüllt«, sagte er. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich bei Ihnen einsteige? Wir haben ja den gleichen Weg.«
»Einverstanden«, sagte Zamorra. »Und wir werden ein wenig Vorfahren. Ich möchte nicht unbedingt in einer Staubwolke fahren.«
Monty Craft grinste.
»Sie sind nicht zum ersten Mal auf der Piste«, sagte er und schlug Zamorra auf die Schulter. Dann zwängte er sich auf den Rücksitz des grauen Straßenkreuzers.
Bill startete, legte einen kurzen Spurt vor und setzte sich mit hoher Geschwindigkeit an die Spitze des kleinen Konvois.
***
Während der Fahrt, die nicht sonderlich lange dauerte, berichtete Craft in Stichworten von der Foto-Arbeit Joern Skagens und dem Streit mit dem Medizinmann. »Er ist völlig besessen von diesem Pfahl«, sagte er, »und sobald man versucht, ihn zu Verstand zu bringen, reagiert er wie ein getretener Hund. Noch verrückter sind die Girls, die auf sein Spiel mit dem Häuptling locker eingegangen sind.«
»Warum erzählen Sie uns das alles?« fragte Zamorra ein wenig mißtrauisch.
»Sie gefallen mir«, sagte Craft offen. »Und ich fürchte, daß es über kurz oder lang im Dorf zum großen Knall kommt. Deshalb wollte
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