0224 - Fluch der Erdgeister
Nicole sahen sich aufmerksam um.
Da stand ein anderer Range Rover auf der Straße, und ein schlaksiger Mann in hellem Jeansanzug wirbelte mit einer Kamera um den Wagen herum, fotografierte nach innen Und kletterte auch hinein, um Innenaufnahmen zu machen. Das Klickgeräusch des Kameraverschlusses drang bis zu den drei Zuschauern. Zwei junge Frauen waren damit beschäftigt, Handreichungen zu erledigen, und im Innern des Rovers befanden sich drei Mädchen in Safarianzügen.
»Interessant, mal zu sehen, wie die so etwas machen«, sagte Nicole und kauerte sich auf die Motorhaube des Chevrolet. »Wie die Bilder wohl später aussehen mögen?«
»Ziemlich professionell«, sagte Bill Fleming. »Von dem ganzen Zinnober ringsum siehst du nichts mehr. Stative, Ausrüstung… der Mann kennt sich aus, der macht so etwas nicht zum ersten Mal.«
Plötzlich änderte sich das Bild. Der Fotograf trat an eine der Stativkameras. »Los, Panne«, schrie er. »Herauskommen, Haube auf, nachsehen! Tut ein bißchen erschrocken, so, als ob es echt wäre und weit und breit keine Werkstatt! Bewegung, meine Damen, nicht so steif… locker und natürlich!«
Nicole grinste, als die drei Girls -blond, brünett und schwarz, aber durchweg langmähnig - ›locker‹ und ›natürlich‹ den Wagen verließen. Der Fotograf hastete von Kamera zu Kamera und nahm aus immer neuen Perspektiven auf.
»Macht erschrockene Gesichter, verflixt! Wofür werdet ihr bezahlt?« schrie er.
Die Motorhaube klappte hoch. Schlanke Gestalten beugten sich über die Maschine. Ratloses Schulterzucken, aber dem Fotografen schien es nicht zu reichen. »Nicht so starr! Stellt euch vor, ihr würdet gefilmt! Ihr müßt ständig in Bewegung sein!«
Immer wieder klickte es. Zwischendurch schrie er »Stop« und ließ die Filme wechseln. Es klappte wie am Schnürchen. Das Team mußte sehr gut aufeinander eingespielt sein.
»Faß mal ruhig den Motor an, streich dir ein bißchen Öl ins Gesicht, auf die Stupsnase! Dann braucht Sybil dich nicht zu schminken. Wir kriegen die Schmiere schon wieder ab, keine Sorge, aber es muß echt aussehen!«
Nicole grinste noch stärker und dachte an ihre eigenen Reifenwechselversuche von vorhin. Zamorra lächelte amüsiert, und Bill Fleming drehte sich in aller Ruhe eine ziemlich schwarze Zigarette.
»So, gut! Macht gleich möglichst entsetzte Gesichter, zappelt schön kräftig«, fuhr der Fotograf fort. »Jetzt wird es ernst! Angriff!«
Er brüllte es laut und wedelte mit den Armen.
Die Eingeborenen stürmten los. Ihr Angriff sah wirklich echt und ernst aus!
***
Häuptling Golosse runzelte die Stirn, als Mbus auf ihn zu schritt. Der alte Medizinmann schien sich wieder unter Kontrolle zu haben, denn er wich sicher allen Hindernissen aus und tat keinen Fehlschritt..
Golosse fragte sich hin und wieder, wie der Blinde das machte. Er mußte einen ganz besonderen Orientierungssinn haben. An Zauberei, die den Verhutzelten sehen ließ, glaubte Golosse nicht.
»Was willst du?« raunzte er den Alten an.
Es war wie immer. Mbus verlor eine Schlacht nach der anderen. Golosse fragte sich, warum in anderen Dörfern und bei anderen Stämmen die Medizinmänner so gefürchtet waren. Wenn alle solche Schwachköpfe wie dieser Mbus waren…
»Drei Weiße kommen«, sagte der Alte überraschend. »Drei, die nicht zu den anderen gehören. Sie suchen etwas.«
»Haben dir das deine Geister verraten?« höhnte Golosse.
»Spotte nicht!« fuhr Mbus auf. »Du ungläubiger Narr! Die Geister konnten ihr Kommen nicht verhindern, das sagt viel. Die drei Weißen suchen etwas.«
»Gold?« Golosse spie es förmlich aus. »Daran glaubst du doch selbst nicht!«
»Vielleicht suchen sie auch jemanden«, sagte Mbus. »Wer weiß…«
Abrupt drehte der Alte sich um und ging wieder.
Golosse sah ihn überrascht an. Kein Wort über den Pfahl? Statt dessen dieses seltsame Geschwafel? Und weshalb war Mbus deshalb zu ihm gekommen? Er mußte doch wissen, was der Häuptling von ihm und seinen Geistern hielt!
»Nichtsnutziges Gerede«, knurrte Golosse. »Einschüchtern will er mich auf seine schleichende Art, unsicher machen. Wird nix, mein Lieber…«
Aber ein wenig merkwürdig war es schon…
Golosse beschloß, ein wachsames Auge auf den Verhutzelten zu halten.
***
Die drei Zuschauer zuckten unwillkürlich zusammen, als die mit Lendenschürzen bekleideten Neger heranstürmten. Sie stießen grelle Kampfschreie aus und schwangen ihre Waffen. Erst das laute Klicken der Kamera
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