0224 - Nur der Satan kennt Manhattan
spielte, wenn sie keine Pause hatte, waren große Theken aufgebaut. Ein Heer von Kellnern rannte herum und hatte alle Hände voll zu tun. Der Besitzer hatte sich nicht die geringste Mühe gegeben, sein Lokal ein wenig herzurichten. Die nackten, schmutzigen Ziegelsteinwände erinnerten noch allzu deutlich daran, dass hier einmal eine Fabrik gewesen sein musste. Trotzdem musste der Mann Geld scheffeln bei diesem Betrieb. Wir schoben uns durch die Menge bis an die linke Bar hinten neben dem Podium. Auf dem Weg dahin sahen wir eine Unmenge Leute, aber niemanden, der eine Ähnlichkeit mit den Bildern von Ronders oder Lesskow gehabt hätte.
Wir z-Wängten uns an die Theke und ließen uns ein Bier geben. Der Einfachheit halber verzichteten wir auf Gläser und nuckelten an unseren Flaschen.
»Wenn unsere Kandidaten überhaupt hier sind«, sagte Phil, »dann können sie nur noch drüben auf der anderen Längsseite sitzen.«
»Ja«, stimmte ich zu. »Wir trinken unser Bier aus und gehen dann mal rüber. Wenn sie da sind, werden wir sie schon finden. Wir haben ja Zeit.«
Eine Weile standen wir an der Theke, eingekeilt in die Menge der jungen Burschen, die sich in der Tanzpause rasch den Durst stillen wollten. Gelächter und Zurufe flogen hin und her. Gläser klirrten, die Kellner schoben sich mit vollen Tabletts und unwahrscheinlicher Behändigkeit an den Gästen vorbei, und hin und wieder hörte man das schrille Gelächter eines bereits nicht mehr nüchternen Mädchens.
Wir hatten gerade unser Bier ausgetrunken, als auf dem Podium die Band wieder erschien. Es waren sechs junge Farbige, und ich erinnere mich, dass sie eine bemerkenswert flotte Musik machten. Als sie wieder auftauchten, ging ein lauter Beifallssturm durch die Halle. Sie quittierten es mit einem breiten Grinsen, griffen nach den Instrumenten und legten los. Im Nu wurde es an der Theke und zwischen den Tischen Platz, denn die Hälfte aller Besucher schob sich auf die Tanzfläche.
Ich gab Phil mit dem Kopf einen Wink. Wir schoben uns dicht unterhalb der Kapelle hinüber auf die andere Längsseite der Halle. Zuerst sahen wir uns wieder die Männer an der Theke an. Um es unauffällig tun zu können, blieb uns nichts anderes übrig, als wieder ein Getränk zu bestellen. Wir nahmen wieder Bier.
Nach einiger Zeit hatten wir einen Überblick gewonnen. Unter den etwa zwanzig Männern, die sich an der Theke drängten, konnten Ronders und Lesskow kaum dabei sein, wenn die Bilder stimmten, die wir uns angesehen hatten.
Zum Glück herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Vom Eingang drängten Leute herein, andere verließen das Lokal, von der Tanzfläche kamen Paare zurück, während andere dorthin drängten - es war so ein Durcheinander, dass wir nicht darunter auffallen konnten. Langsam gingen wir zwischen den Tischen hindurch und musterten die herumsitzenden Leute.
Plötzlich stieß mich Phil an.
»Drüben am Fenster«, raunte er mir zu.
Ich blickte nicht in die Richtung, die er mir wies. Ich nickte nur. Wir schoben uns zur Wand hin und nahmen an einem Tisch Platz, wo gerade zwei Plätze frei wurden. Erst jetzt sah ich mir die Burschen an.
Es waren drei Männer, und zwei von ihnen entsprachen im Aussehen genau den Bildern, die wir gesehen hatten.
»Und wenn uns jemand auf den Arm nehmen will?«, fragte ich leise.
»Du meinst, dass der Anrufer den dreien da nur ein paar Schwierigkeiten machen wollte?«, erwiderte Phil. »Dass sie vielleicht gar nichts mit dem Überfall zu tun haben?«
»Es wäre doch möglich«, nickte ich. »Das kommt doch immer wieder vor, dass anonyme Anrufer Leute völlig grundlos verdächtigen.«
Phil zuckte die Achseln.
»Wenn sie nicht an der Sache beteiligt waren, wird es sich ja herausstellen. Dann können wir uns immer noch entschuldigen und die Burschen laufen lassen.«
»Okay«, sagte ich und stand auf. »Dann komm! Wir wollen es hinter uns bringen.«
Wir gingen jetzt ganz offen auf den Tisch zu, an dem die drei Burschen saßen. Es saßen noch vier junge Farbige an diesem Tisch, aber es sah nicht so aus, als ob die beiden Gesellschaften zusammengehörten.
Als wir nur noch zwei oder drei Yards von ihnen entfernt waren, bemerkte uns Lesskow. Er stieß die beiden anderen an. Sie blickten uns entgegen, und ihre Hände hielten sich verdammt nahe an ihren Jackettausschnitten.
»Macht keine Dummheiten«, sagte ich, fast ohne die Lippen zu bewegen. »Wir sind G-men, der Laden ist umstellt, und ihr habt nicht die leiseste
Weitere Kostenlose Bücher