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0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

Titel: 0224 - Nur der Satan kennt Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Satan kennt Manhattan (1 of 3)
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immerhin zwei von den drei Gesichtern, die wir im Club suchen wollten.
    Ein Fußmarsch an sechs langen Blocks vorbei braucht seine Zeit. Wir begegneten umso mehr Farbigen, je weiter wir hinauf nach Norden kamen. Die meisten nahmen keine Notiz von uns. Als wir den Club erreichten, stießen wir auf eine Gruppe von ungefähr zwanzig jungen Burschen weißer Hautfarbe, die sich vor dem Eingang versammelt hatten und sich ungeheuer stark vorkamen. Wir steckten uns Zigaretten an und beobachteten den Betrieb vor der alten Fabrikhalle eine Weile. Manchmal kamen Mädchen in Gruppen von drei, vier oder mehr. Es waren viele Mischlinge darunter, manche dunkelhäutige Schöne, aber wenig weiße Mädchen. Jedes Mal, wenn neue Weiblichkeit auftauchte, brachen die jungen Burschen in begeistertes Gebrüll aus und pfiffen schrill durch die Zähne. Die Mädchen lachten, Scherzworte flogen hin und her und alles blieb schön friedlich, nur ein bisschen laut.
    Als wir gerade unsere Zigaretten wegwerfen und auf den Eingang zumarschieren wollten, blieb dicht vor uns ein Mann von etwa dreißig Jahren stehen, hielt uns seine Zigarette hin und fragte: »Entschuldigung, haben Sie vielleicht Feuer?«
    »Sicher«, erwiderte ich und griff in die Hosentasche.
    Er trat dicht an mich heran. Sein Blick tastete meinen Jackenausschnitt ab. Wonach hielt er Ausschau? Ich reichte ihm Feuer, hielt ihn aber scharf im Auge. Er stieß den ersten Rauch aus und murmelte so leise, dass man es kaum hören konnte: »Cotton?«
    Überrascht nickte ich.
    »Ja. Wer sind Sie?«
    »Ich bin Captain Blaith vom zuständigen Revier. Wie sieht es aus? Brauchen Sie Verstärkung?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung, Blaith. Wir sind noch nicht drin gewesen. Ich schlage vor, dass Sie uns in sicherem Abstand folgen und die Lage beobachten. Wenn Sie meinen, dass es brenzlig wird, telefonieren Sie Ihre Leute heran.«
    »Hoffentlich kommen sie dann nicht zu spät«, brummte Blaith. »Aber wie Sie meinen. Dank für das Feuer.«
    Er nickte uns zu und bummelte weiter. Selbst wenn uns jemand beobachtet hätte, konnte ihm die Szene nicht aufgefallen sein. Blaith war anscheinend ein schlauer Fuchs. Aber das musste er wohl sein, wenn man ihn zum Captain dieses Reviers hier oben gemacht hatte. Es war garantierte eines der »heißen Reviere«, wo die Revierleiter schnell verschlissen waren.
    Phil und ich überquerten die Straße und drückten uns an den jungen Burschen vorbei, die immer noch den Eingang flankierten. An ihrer Aussprache konnte man hören, dass es College-Boys waren. Sie ließen uns in Ruhe.
    Obgleich wir schon damit gerechnet hatten, dass uns ein paar Schimpfworte entgegenhallen würden.
    In der offenen Tür stand ein Farbiger, der mindestens zweihundertfünfzig Pfund wog. Dabei war kein Gramm überflüssiges Fett an ihm, denn der Kerl war an die zwei Meter groß und breit wie der Schrankkoffer, den die Gangster im Bankeingang stehen gelassen hatten.
    Als wir an ihm vorbei wollten, musterte er uns mit einem prüfenden Blick, dann winkte er uns plötzlich zur Seite. Verwundert folgten wir seiner Aufforderung und traten ein paar Schritte mit ihm zur Seite.
    »Sie sind Detectives?«, brummte er, aber es klang weniger nach einer Frage, als vielmehr nach einer Feststellung.
    Ich schüttelte den Kopf und brummte: »Nein, wir sind G-men. Wir wollen uns den Laden nur mal ansehen.«
    Er grinste knapp.
    »Ansehen? Okay, aber achten Sie bitte darauf, dass die Einrichtung nicht beschädigt wird bei Ihrer Besichtigung.«
    Jetzt konnten auch wir uns das Grinsen nicht verbeißen. Der Bursche hatte Humor, und er schien nicht zu den Leuten zu gehören, die jeden Polizisten für einen Feind halten. Ich deutete in das Innere der Halle und fragte: »Warum hört man keine Musik?«
    »Fünfzehn Minuten Pause. Zehn davon sind schon rum. In fünf Minuten geht es wieder los.«
    »Okay.«
    Wir tippten grüßend mit dem Zeigefinger an die Hutkrempe und schoben uns hinein. Eintritt wurde nicht erhoben. Die Bude war brechend voll, obgleich es noch nicht einmal sechs Uhr war. Rauschschwaden ünd der Dunst von Bier und billigem Brandy hingen in der Luft. In der Mitte war ein Viereck ausgespart als Tanzfläche, ringsum standen die groben Tische so eng, dass man kaum zwischen ihnen hindurchkam. Gelächter und Stimmengewirr hallte über unsere Köpfe hinweg. Man musste schreien, wenn man sich mit jemandem verständigen wollte.
    Rechts und links hinten, unmittelbar neben dem Podium, auf dem die Band

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