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0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

0224 - Nur der Satan kennt Manhattan

Titel: 0224 - Nur der Satan kennt Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nur der Satan kennt Manhattan (1 of 3)
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an.
    Nevilles Stimme war leiser geworden, als er weitersprach.
    »Wir waren damals nicht halb so viele G-men in New York. Mit zwei Kollegen, der eine war ein gewisser Sam Gordon, er wurde versetzt, und ich verlor ihn aus den Augen, der andere hieß mit Vornamen Buck, auf den Nachnamen komme ich nicht, aber wir nannten ihn immer nur den ›Grünen‹, weil er ewig ein grünes Jackett trug, also mit diesen Kollegen trat ich gegen Clifford an. Wir begegneten uns abends in der Bowery. Er lachte mir ins Gesicht und fragte, ob ich die Absicht hätte, alt zu werden. Ich sagte, ich hätte nur eine Absicht. Er fragte, was für eine. Ich sagte es ihm…«
    »Was sagten Sie ihm denn?«, unterbrach der Chef.
    »Ich möchte ihn auf den elektrischen Stuhl oder wenigstens für zwanzig Jahre hinter Gitter bringen«, brummte Neville. Sein Gesicht war hart geworden, die Wangenmuskeln spielten und zuckten unruhig. Es war zu spüren, dass ihm die Geschichte naheging. »Clifford funkelte mich aus seinen kleinen schwarzen Teufelsaugen an«, fuhr er fort. »Er sah mich an, er sah Sam und den ›Grünen‹ an. Dann zog er den Hut und grüßte höflich, bevor er eine der Kneipen betrat, die er samt und sonders in der Hand hatte. Am nächsten Morgen fanden wir die Leiche des ›Grünen‹ hinter eine Reihe von Bauhölzern unten am East River. Sein Jackett war nicht mehr grün…«
    Neville drehte sich um und ging ein paar Schritte auf und ab.
    »Wir haben nicht auf gegeben«, fuhr er fort. »Im Gegenteil. Wir wussten, auf wessen Konto die Ermordung Bucks ging. Sam und ich, wir machten das allein. Wir nahmen einen Gangster nach dem anderen hoch, der für Clifford arbeitete. Am Anfang lachte er nur darüber. Er war noch keine zwanzig, aber er sah damals schon wie dreißig aus. Dann aber sprachs’s sich in der Unterwelt rum, dass es einfach unmöglich war, länger als vier Wochen für Clifford zu arbeiten, ohne dass einen das FBI kassierte. Clifford hatte Schwierigkeiten, genug Leute zu kriegen. Wir aber waren Tag und Nacht auf den Beinen. Wir ermittelten, wen Clifford erpresste, aus welchen Geschäften und Kneipen er seine Schutzgelder einsammeln ließ, und als wir genug wussten, marschierte Sam allein los, um die Unterführer, drei hatte er, in einer Bar in der Park Row zu verhaften. Und ich marschierte allein los, um mir Clifford in dem Augenblick zu kaufen, als er mit den ganzen erpressten Geldern nach Hause gehen wollte. Er schoss mir die Pistole aus der Hand. Ich schlug ihm seine Kanone weg. Er kam mit einem Messer und ratschte mir ein Stück Fleisch aus dem linken Arm. Wir hämmerten eine gute Weile aufeinander ein. Dann hatte ich ihn zahm. Zum Glück tauchte die nächste Streife endlich auf. Ich konnte nämlich auch nicht länger auf den Beinen bleiben. Aber dann traten Sam und ich vor Gericht auf. Wir knallten ihnen die Beweise auf den Tisch. Wir ließen die Gangster auf marschieren, die wir einzeln, Stück für Stück, verhaftet und weich gemacht hatten. Wir ließen unsere Zeugen antanzen. Und Clifford ging ab. Sie verurteilten ihn zu lebenslänglich.«
    Ein langes Schweigen trat ein. Der Chef wusste, wie viele Strapazen wie viel Arbeit, wie viele schlaflose Nächte diese ganze Geschichte Neville gekostet haben musste. Nicht zu reden von den Gefahren, denen ein G-man damals stetig ausgesetzt war, sobald die Unterwelt erst einmal wusste, dass dieser oder jener Mann den Kampf gegen einen der Bosse aufgenommen hatte. Erst nach einer langen Pause räusperte sich der Chef und sagte: »Eines ist mir unklar, Neville: Wie soll Clifford dahinterstecken, wenn er damals lebenslänglich bekam und folglich heute noch sitzen müsste, es sei denn, dass er vielleicht sogar schon gestorben ist?«
    »Clifford sitzt nicht mehr«, sagte Neville. »Ich schwöre jeden Eid darauf. Der Banküberfall war Cliffords Werk. Damals räuberte er ein Lohnbüro aus. Wissen Sie, wie er den Eingang sperren ließ? Zwei als Schlosser getarnte Gangster stellten ein loses Gitter in den Eingang und zwar so, als wäre es mit der Wand verankert. Eine solche Übereinstimmung ist nicht zufällig.«
    Mr. High dachte! einen Augenblick nach. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Neville«, sagte er ruhig, »in diesem Eall irren Sie sich.«
    »Lassen Sie wenigstens einmal feststellen, ob Clifford noch sitzt!«, beharrte Neville.
    Mr. High griff zum Telefon. Bevor er jedoch den Hörer nahm, seufzte er: »Es ist schon so lange her, Neville! Wer weiß heute noch, in welchem Zuchthaus

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