0224 - Satan mit vier Armen
der sich zu kleinen Tropfen verdichtet hatte. Irgend etwas lag in der Luft, daran ging kein Weg vorbei.
»Behaltet mal das Gelände vor dem Haus im Auge«, sagte ich mit leiser Stimme.
»Hast du etwas gesehen?« fragte Bill.
»Noch nicht, aber was nicht ist, kann noch werden.«
Ich sah einen Schatten, der durch das Zimmer glitt. An den Umrissen erkannte ich Sukos Gestalt. Der Chinese suchte sich einen besseren Standort aus, von dem er einen optimalen Überblick hatte.
Wir standen jetzt gut verteilt. Wenn jemand von uns angegriffen wurde, mußte er damit rechnen, von zwei anderen Seiten unter Beschuß genommen zu werden.
Da es sehr still wurde, hörte ich erst jetzt das Ticken der Uhr. Sie hing irgendwo an der Wand, denn gesehen hatte ich sie zuvor noch nicht.
Und dann schlug sie.
Keine dumpfen Schläge, sondern hell und irgendwie rein. Jeder Schlag klang noch nach, wobei sich in sein Echo noch der folgende mischte.
Ich warf ebenfalls einen Blick auf das Zifferblatt der alten Rolex.
Mitternacht!
Geisterstunde!
Würde sie auch für uns zutreffen? Elfmal hatte die kleine Uhr geschlagen, dann erfolgte der zwölfte, der letzte Schlag.
Aus!
Im gleichen Augenblick zersplitterte die Scheibe neben mir, und das Unheil kam über uns wie ein gewaltiger Wolkenbruch…
***
Die großen, starken Glasbrocken flogen in das Innere des Zimmers, prallten gegeneinander, überschlugen sich, zersplitterten weiter und fielen als gefährlicher Regen zu Boden.
Wir blieben natürlich nicht stehen, sondern wie von selbst schienen uns die Waffen in die Hände zu springen.
Suko schleuderte die Riemen der Peitsche aus der Griff Öffnung. Bill Conolly griff zum Schwert, ich hielt die Beretta in der einen und den Bumerang in der anderen Hand.
Wer hatte die Scheibe zertrümmert?
Diese Frage blieb nicht sehr lange unbeantwortet, denn dem Splitterregen folgte eine Gestaít, die nicht von diesem Erdteil stammte, sondern aus dem tiefsten Asien.
Es war der Medizinmann!
Ich sah ihn, wie er das Zimmer betrat, und ich sah auch seine rechte Hand, die seltsam schief nach unten hing. Das hatte er mir zu verdanken.
Er schaute nicht nach links und rechts, ging geradeaus und bewegte sich auf den Lichtschein zu.
Ich hatte ein paar Splitter abbekommen, allerdings nicht so viele, als daß ich verletzt gewesen wäre. So konnte ich mich wie auch meine Freunde voll und ganz auf den Eindringling konzentrieren.
Dazu sollte es nicht kommen.
Die nächste Scheibe zersplitterte. Es war diejenige, bei der Suko stand. Und er hatte nicht das große Glück. Er bekam die Ladung in den Rücken. Ich sah ihn zu Boden fallen und bekam einen Schreck.
Gleichzeitig ging auch die dritte Scheibe in Trümmer. Sie bildete den Abschluß dieses seltsam langen und schmalen Arbeitszimmers, und sie war von Stan Willard, dem angeblich Toten, in Trümmer geschlagen worden. Der Mann trug noch immer seine festliche Kleidung. Hochaufgerichtet stand er inmitten der Scheiben, sein Gesicht schimmerte als weißer Fleck, und er wirkte wie der große Sieger.
Dem wollten wir allerdings einen Riegel vorschieben.
An meiner Seite hatte der Medizinmann die Scheibe zerstört. Gegenüber, wo Suko sich auf dem Boden wälzte, war der Affenteufel aufgetaucht. Und auf ihn schritt der Medizinmann zu.
Ich hatte meinen Bumerang, und ich dachte daran, daß man das Gehirn der Bestien zerstören mußte, um sie zu vernichten. Würde es auch reichen, wenn meine silberne Banane ihm den Schädel vom Körper schlug?
Ich mußte es versuchen.
Zwar hätte ich lieber auf meinen eigentlichen Feind, den Affenteufel, gezielt, doch der hielt sich in einer sehr ungünstigen Position auf und stand zudem weit im Schatten.
Ich holte aus, drehte mich ein wenig, daß ich noch mehr Schwung bekam, und schleuderte die Waffe.
Ein Strahl schien durch das Zimmer zu wischen, der sich gedankenschnell drehte und auf sein Ziel zujagte.
Er traf prächtig.
Ich hörte noch den dumpfen Aufschlag, sah einen unheimlich schnell rotierenden Kreis und erkannte, wie der Kopf des Medizinmannes wankte, zitterte und zur Seite kippte.
Der Bumerang hatte seine Aufgabe hervorragend erfüllt. Ich rechnete damit, daß er zu mir zurückkehren würde, doch der Wunsch erfüllte sich leider nicht.
Die silberne Banane jagte weiter.
Ein neues Ziel.
Der Affenteufel!
Mir blieb fast das Herz vor Spannung stehen. Sollte ich mit einem Wurf gleich zwei Gegner ausschalten können? Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein.
Ich hatte nicht
Weitere Kostenlose Bücher