0226 - Tokatas Erbe
»Goldfinger« gesehen hat, der weiß vielleicht, was ich meine. Die Haut der Amaterasu schimmerte golden, als hätte jemand mit einem Pinsel hauchdünnes Blattgold über einen nackten Körper verteilt. Schwarz und lang waren die Haare. Sie reichten sehr weit auf den Rücken und umrahmten ein schmales Gesicht.
Ich zuckte zusammen.
Verdammt, das Gesicht kam mir bekannt vor.
Ich hatte es schon einmal gesehen, schon des öfteren. Gestern noch, ich sah es fast jeden Tag.
Mein Herz schlug plötzlich schneller, doch die Tatsachen waren nicht von der Hand zu weisen.
Amaterasu, die Sonnengöttin, hatte eine frappierende Ähnlichkeit mit Shao!
***
Ich stand da, wie vom Donner gerührt. Das war einfach unglaublich, sagenhaft. Ich schaute mir das Bild einmal an, ein zweites- und ein drittesmal. Die Ähnlichkeit blieb.
Amaterasu, die Sonnengöttin, sah Shao, Sukos Freundin, ungemein ähnlich.
Man konnte fast meinen, daß sie Zwillinge waren.
Ich hatte Shao nie nackt gesehen, diese Aufnahme hier zeigte die Sonnengöttin unbekleidet, aber ich konnte mir vorstellen, daß Shao ebenso aussah.
Was ließ sich daraus schließen? Erst einmal dachte ich überhaupt nicht nach, sondern nahm das Buch und ging zu einem kleinen Kopierapparat. Er war leider nicht angeschlossen. Ich mußte erst die Lady vom Empfang holen. Sie half mir und kassierte für die Kopie fünf Pence.
»Dann haben Sie gefunden, was Sie suchten, Sir, oder?« fragte sie voller Neugierde.
Ich schaute sie an.
»Fast.«
»Fehlt Ihnen noch etwas?«
»Ja, die Frau fürs Leben.«
Bei dieser Antwort ließ ich meinen Blick nicht von ihrem Gesicht. Prompt wurde sie knallrot, machte kehrt und verschwand. Für Scherze dieser Art schien sie nichts übrig zu haben.
Auch ich verließ die Bücherei. Als ich durch den Eingang schritt, war von der Lady nichts zu sehen. Sicherlich hatte sie sich verkrochen.
Draußen traf mich die Hitze wie ein Hammerschlag. Verschwommen schien die Sonne vom Himmel. Um den goldenen Ball hatte sich ein Dunstkreis gebildet, für mich ein Zeichen, daß die Luft immer weiter drückte und es noch schwüler wurde. Am Abend würde es sicherlich ein Gewitter geben.
Ich setzte mich in meinen heißen Wagen und fuhr an. Auf eine Klimaanlage hatte ich damals verzichtet, sie war mir zu teuer gewesen, jetzt trauerte ich ihr nach.
Ich wußte nicht, ob Suko und Shao schon zu Hause waren, hoffte es jedoch, denn überfüllte Freibäder haben beide nicht gern. Gegen siebzehn Uhr erreichte ich schließlich die Tiefgarage, in die ich meinen Bentley lenkte. Sofort fiel mein Blick auf den Platz, wo normalerweise Sukos Harley steht.
Er war leer.
Ziemlich sauer fuhr ich nach oben in meine Wohnung und riß mir dort die Kleidung vom Körper. Ich hatte das Gefühl, eine zweite Haut zu besitzen, so sehr klebte der Schweiß. Unter der Dusche wurde es besser. Erst lauwarm, dann ließ ich eiskaltes Wasser nachströmen. Ich trocknete mich ab, zog andere Sachen an und trank klaren Sprudel. Ich brauchte die Flüssigkeit, zuviel war verlorengegangen.
Mittlerweile war wieder eine halbe Stunde vorbei, von Suko und Shao war weder etwas zu hören noch zu sehen.
Noch einmal schaute ich mir das Bild an. Die Ähnlichkeit war wirklich frappierend, und ich stellte mir automatisch die Frage, ob Shao in irgendeiner Beziehung zu Amaterasu stand. Eine Antwort fand ich nicht, würde ich auch nicht so schnell finden und griff zur zweiten Flasche, als das Telefon anschlug.
Mit einem »Ja, bitte« meldete ich mich.
Und die Hiobsbotschaft traf mich wie ein Hammerschlag!
***
Die prüden Zeiten waren vorbei!
Das stellten auch Suko und Shao fest, denn die meisten weiblichen Badegäste, die es sich erlauben konnten, hatten ihr Bikini-Oberteil abgenommen und ließen frei schwingen, wie der Chinese so treffend bemerkte und dabei grinste. Shao, sie trug einen weißen Bikini, stieß ihren Freund an.
»Gib nur acht, daß du nicht blind wirst.«
»Wieso?«
»Bei den Ausblicken.«
»Die können es sich leisten, so herumzulaufen.«
Shao blieb stehen. Sie stemmte ihre Arme in die Hüften. »Ach nein, und ich nicht.«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Aber gemeint, mein Lieber.«
Bevor Suko noch etwas hinzufügen konnte, hatte die Chinesin schon reagiert. Die Bewegung ihrer Arme waren kaum zu erkennen, und schon hielt sie das winzige Oberteil des Bikinis in den Händen.
»Nun, mein Lieber?«
Suko schluckte. Er lief sogar leicht rot an, und Shao lächelte, denn sie spürte genau, daß
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