0228 - Kein Lösegeld für blonde Girls
danke dir, Tony. Ich war im Begriff, mich überreden zu lassen, aber du hast recht. Laß den Kerl die Million schlucken! Ich werde nicht daran zugrunde gehen. Kays Leben ist mir wichtiger.« Und dann sah er mich an.
»Es tut mir leid für Sie, Mr. Cotton, aber mein Entschluß steht fest.«
***
Ich sah sofort, daß ich nichts mehr würde ausrichten können. Immer und überall kam mir dieser Tony in die Quere.
Ich verdrückte mich durch die Hintertür und fuhr voller Wut ins Office.
Mr. High saß vor einem starken Kaffee.
Ich berichtete, und er meinte:
»Sie haben bestimmt Ihr Bestes getan, Jerry, aber ich kann mich auch in die Situation von Alger Trace versetzen. Ich glaube, als Privatmann würde ich genauso gehandelt haben. Ich wäre sogar dafür, seine Bitte zu respektieren. Wir haben immer noch Zeit, den Verbrecher zu fassen, wenn er das Mädel, hoffentlich heil, zurückgegeben hat.«
»Wenn er das tut«, sagte ich.
Dann berichtete der Boß, daß er inzwischen Henry Roman verhört hatte.
»Ich glaube nicht, daß er es war«, meinte er. »Roman hat zugegeben, Kay immer noch zu lieben, und er bereut es, aus Eifersucht Streit mit ihr angefangen zu haben. Ich habe es riskiert, ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit die Wahrheit zu sagen, und er war einfach entsetzt. Er hat sich spontan angeboten, uns zu helfen und seine Prüfungsarbeit liegenzulassen, bis er nicht mehr gebraucht wird.«
»Und was veranlaßte ihn, so spät in der Nacht in Kays Zimmer einzubrechen?«
»Ursprünglich wollte er nur sehen, ob sie wieder zu Hause sei, und dann kam ihm der verrückte Gedanke, er könne ihre Abwesenheit benutzen, um sich ein paar Andenken zu sichern. Er habe nichts anderes als ein paar Bilder eingesteckt.«
»Hier sind sie«, sagte ich und warf sie auf den Tisch.
Mr. High nahm eines der Fotos in die Hand und sagte:
»Ich habe ja gar nicht gewußt, daß Kay sich das Haar hat kurz schneiden lassen. Das Bild, das wir gestern nachmittag bekamen, zeigte sie doch auch noch mit langen Locken.«
»Gut, daß Sie mich daran erinnern Boß. Dieser Idiot von Bruder hat uns Bilder in die Hand gedrückt, auf denei kein Mensch das Mädel erkennt, wem er sie heute mit der Jungenfrisur sieht Ich muß sofort neue Abzüge machen lassen und sie auch an Leutnant Grimsby schicken.«
»Sie scheinen Tony nicht besonders zu lieben«, lächelte der Chef. »Er ist nicht anders als die meisten Söhne reicher Eltern. Warten Sie mal, bis er in seines Vaters Betrieb ist. Dann wird er schon vernünftig werden.«
»Hoffentlich«, brummte ich.
Mr. High hatte recht, ich konnte diesen Burschen wirklich nicht leiden.
Anschließend nahm ich mir Henry-Roman noch einmal vor. Der Junge war vollkommen außer sich aus Sorge um Kay.
Glücklicherweise konnte ich ihn über die Fingerangelegenheit beruhigen. Er bot mir an, seine Konkurrenten um Kays Gunst aufzusuchen und mit ihnen zu sprechen. Das war mir lieb.
Ich ließ ihn also laufen, und er versprach, schnellstens Bericht zu erstatten. Nach einer weiteren Konferenz mit Mr. High, an der auch mein inzwischen eingetroffener Freund Phil teilnahm, beschlossen wir, Alger Trace nicht aus den Augen zu lassen.
Es kostete uns große Mühe, unseren Boß dazu zu überreden. Und er stimmte nur unter der Bedingung zu, daß sich unsere Jungs unbedingt zurückhalten und nur angreifen sollten, wenn es unbedingt nötig wäre.
Ich suchte zwei junge, möglichst harmlos aussehende Boys heraus und gab ihnen die erforderlichen Anweisungen.
Dann setzte ich mich mit Phil zusammen, und wir kauten die ganze Geschichte nochmals durch.
»Der Schlüsselpunkt der ganzen Angelegenheit ist der Finger«, behauptete mein Freund. »Erstens, wie kam der Entführer an diesen Finger, und wie brachte er es fertig, ihn in die Zuckerdose zu schmuggeln, obwohl alle übereinstimmend behaupteten, daß kein Fremder dazu Gelegenheit gehabt hätte? Es kann also nur jemand von der Dienerschaft in Betracht kommen, und das würde vieles erklären. Der — oder die — Betreffende braucht ja gar nicht selbst an der Entführung beteiligt gewesen zu sein. Ich nehme an, man hat eines der Mädchen oder Jean bestochen, ohne überhaupt Näheres zu sagen.«
»Das hat etwas für sich«, antwortete ich. »Du könntest Trace noch einmal nufsuchen und eventuell in seinem Bei-:;('in die Leute vornehmen.«
»Hoffentlich macht er keine Schwierigkeiten«, sagte Phil. »Aber probieren werde ich es jedenfalls.«
Mein Freund ging, und ich machte einen
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