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0229 - Der Teufel locht das Höllenticket

0229 - Der Teufel locht das Höllenticket

Titel: 0229 - Der Teufel locht das Höllenticket Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Teufel locht das Höllenticket
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Schulter erwischt. Ich riss mein Taschenmesser heraus und säbelte Anzugfetzen und Stücke vom Hemd weg, um an seine Wunde zu kommen, die heftig blutete. Phil war zu einem unserer Wagen gelaufen und kam im Zick-Zack-Lauf mit einem Verbandskasten zurück.
    Wir, verbanden die stark blutende Wunde in der Deckung des Glashäuschens, das immerhin ein massives Dach besaß und so nicht von oben eingesehen werden konnte. Danach trugen wir Dean, der mit verkrampftem Gesichtszügen und schwer atmend gegen seine Schmerzen kämpfte, zu einem unserer Wagen. Eine Sekunde später heulte das Auto mit kreisendem Rotlicht und gellender Sirene davon.
    Phil und ich wischten uns Deans Blut mit dem Taschentuch von den Fingern. Als wir fertig waren, sagte Phil rau: »Okay, Prieschensky, wir kommen!«
    ***
    Es war Punkt halb sechs, als Samuel George Grinston das niedrige, in den Angeln quietschende Tor zum Friedhof mit einer schon leicht zittrigen Greisenhand bedächtig aufschob und ebenso bedächtig hinter sich wieder schloss. Bis zur Frühmesse hatte er noch eine halbe Stunde Zeit, und wenn das Wetter schön war, wie an diesem Morgen, pflegte er diese halbe Stunde immer auf dem Friedhof neben der Kirche zu verbringen.
    Samuel Grinston war vierundachtzig Jahre alt, und er wusste genau, das es nicht mehr lange dauern konnte, bis auch er auf diesem Friedhof lag. Der Gedanke besaß nichts Erschreckendes für ihn, höchstens etwas Wehmütiges. Alles in allem war es eben doch schön auf dieser Erde. Namentlich an so einem Morgen.
    In den beiden alten Eichenbäumen zwitscherte bereits ein ganzes Heer von Vögeln. Der Tau hing noch in den Gräsern und auf den Blättern der Büsche und glitzerte schöner als alle Diamanten der Welt glitzern können. Sam Grinston tappte den Hauptkiesweg entlang und setzte sich auf die Bank, die ziemlich in der Mitte des Kirchhofes stand. Von hier aus konnte man reihum die Blüten der Blumen auf den Gräbern in ihrer stillen, lebendigen Buntheit betrachten und sich an ihrer Farbenpracht erfreuen. O ja, es war eine Insel des Friedens mitten in dieser hektischen Stadt.
    Aber an diesem Morgen gab es etwas Störendes in dieser friedvollen, harmonischen Insel. Sam Grinston entdeckte es nicht sofort, er sah es erst, als er mit seinem Blick dem schaukelnden Flug eines Zitronenfalters folgte und der Schmetterling sich auf einer niedrigen Blume niederließ.
    Sam Grinston stutzte. Er blickte angestrengt därauf, schloss die Augen, rieb sich mit den Fingern über die geschlossenen Lider und blickte abermals hin. Aber es war immer noch da. Obwohl es völlig unmöglich war. Unmöglich sein musste.
    Der alte Priester erhob sich von der Bank und ging schneller, als es sonst seine Art war, hinüber zu der Stelle zwischen den beiden Grabstätten, wo er es gesehen hatte. Er beugte sich vor und schob mit den Händen die Zweige einer Hecke auseinander.
    »Jesus Christus!«, entfuhr es ihm.
    Er schnellte zurück, als ob die Zweige der Hecke giftige Nattern wären. Ein paar Sekunden lang stand er wie gelähmt, wobei seine Hände stärker als gewöhnlich zitterten.
    Lange Zeit war er völlig fassungslos. So etwas hatte er noch nie gesehen, in seinem ganzen langen Leben noch nicht. Dann besann er sich allmählich, das er etwas tun müsse. Aber was? Was sollte man in so einem Fall tun?
    Die Polizei anrufen! schoss es ihm durch den Kopf. Aber wo war das nächste Telefon? Es war noch sehr früh. Dass ein Drugstore oder ein Lokal schon geöffnet haben könnte, erschien ihm ausgeschlossen. Es gab seines Wissens auch weit und breit keine Telefonzelle.
    Da fiel ihm die U-Bahn ein. Die U-Bahn verkehrte die ganze Nacht über. In der U-Bahn-Station in der Church Street, die ja ganz nahelag, musste es doch ein Telefon geben! Ganz bestimmt gab es dort ein Telefon.
    Er hastete schnell den Hauptweg zurück. Diesmal blieb das Tor hinter ihm offen. So schnell es ihm sein Alter erlaubte, eilte er die Straße entlang und die Stufen der breiten Treppe am U-Bahn-Eingang hinab. Er fand einen Angestellten der U-Bahn-Gesellschaft und redete hastig auf ihn ein.
    Der Angestellte war ein junger Mann, der siebeneinhalb Stunden Dienst hinter sich hatte und müde und abgespannt war. Er hörte dem alten Priester in der ersten Minuten nur unkonzentriert zu, aber allmählich verflog die Müdigkeit.
    »Du lieber Gott!«, entfuhr es ihm, als der Alte seine Schilderung beendet hatte. »Kommen Sie, Hochwürden! Natürlich müssen Sie sofort die Polizei verständigen. Kommen

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