0229a - Der Teufel kam nach Texas
finden. Der diensthabende Officer sah mich aus müden Augen ungläubig an, als ich ihm meine Story erzählte; dabei legte ich ihm meinen FBI-Dienstausweis auf den Tisch.
Er nahm sofort ein Protokoll auf, das ich unterschrieb.
»Wollen Sie hier warten, bis der Abschleppwagen kommt?«, fragte der Officer.
»Wann wird das sein?«
»Morgen früh«, antwortete er.
»Gibt es keine andere Möglichkeit, die Wagen abzuschleppen? Es eilt wegen der Fingerabdrücke.«
»No, Mr. Cotton«, antwortete der Officer. »Wir sind knapp an Leuten.«
»Gut, tun Sie, was Sie für richtig halten«, seufzte ich, steckte meinen Dienstausweis ein und ging.
»Ich werde mich bei Ihnen nach den Fingerabdrücken erkundigen«, sagte ich noch in der Tür.
Ich schwang mich hinter das Steuer meines Jaguars und jagte weiter in Richtung Süden. Nachts gegen halb drei erreichte ich endlich Port Lavaca.
Ich fuhr sofort zum Seaside, einer Kneipe, die Tag und Nacht geöffnet war.
Hier hatte ich eine wichtige Besprechung.
***
Als ich gegen Morgen auf den Rückweg an der Unfallstelle vorbeikam, bewachten drei Cops das zweistöckige Autowrack. Ich hatte keine Zeit, anzuhalten. Außerdem war es für mich zu gefährlich, denn ich musste damit rechnen, dass uns irgendwo ein Gangster beobachtete.
Hinter Waco preschte ich über die Nebenstraßen und nahm Kurs auf Granbury.
Die Villa des Anwalts hell erleuchtet. Der Wagen des Doc parkte an der Auffahrt. Dahinter stand der alte Wagen von Frank Narrow. Ich parkte meinen Jaguar auf der Straße und stieg aus.
Mit schnellen Schritten eilte ich zum Hauptportal. Die Haustür war nur angelehnt.
Ich trat in die Diele. Aus dem Wohnzimmer drangen leise Stimmen. Mrs. Dale erschrak, als ich die Tür auf stieß. Sie schlug die Hände vor ihre Augen. Thomas Dale erhob sich und kam mir entgegen.
»Hallo, Mr. Cotton«, sagte er müde.
Auf der Couchlehne hockte mein Kollege Frank. Er hielt ein Whiskyglas in der Hand. .
»Einen Whisky?«, fragte Dale.
Ich lehnte dankend ab.
»Du kommst etwas spät, Jerry«, sagte Frank Narrow, »du hast aber nichts verpasst. Diesmal haben die Burschen aus einer Telefonzelle angerufen. Du kannst dir das Gespräch gleich anhören. Bei diesem Anruf haben sie den Kleinen nicht sprechen lassen.«
Der grauhaarige Doc redete auf Mrs. Dale ein, die im Morgenrock zwischen Hausbar und Tisch stand.
»Es ist besser, wenn Mrs. Dale das nicht zum vierten Mal hört«, sagte der Doc.
Er führte die Frau hinaus in die Diele.
Narrow stellte das Glas ab und machte sich am Tonbandgerät zu schaffen, das auf der Anrichte stand.
»Ich habe mit der Telefongesellschaft gesprochen«, sagte Dale, »und darum gebeten, dass sie mithört, um festzustellen, ob der Anrufer von Fort Worth oder Granbury spricht. Vor wenigen Minuten hat mir der Angestellte mitgeteilt, dass das Gespräch nicht von Fort Worth oder Granbury geführt wurde. Er vermutet, dass die Kidnapper mehr als hundert Meilen von hier waren. Es würde mich nicht wundern, wenn sie absichtlich ihren Standort wechseln.«
Frank Narrow gab mit dem Kopf das Zeichen.
»Wir haben das Gespräch mit einem einfachen Adapter aufgenommen, der ans Telefongehäuse geklemmt wird. Daher gab es einige Schwankungen«, bemerkte Mr. Dale entschuldigend.
Aus dem Lautsprecher schrillte das Telefon.
Nervös fuhr der Anwalt zusammen. Er langte nach der Flasche und goss sich Whisky ins Glas.
»Hallo, hier Dale!« Seine Stimme klang gequält.
»Na, Mr. Dale? Ich hoffe, dass Sie sich entschlossen haben, auf die Berufung zu verzichten. Wir sind genau informiert. Bis jetzt ist noch nichts am Gericht eingegangen. Wir geben Ihnen außerdem noch einen guten Rat. Lassen Sie die Polizei aus dem Spiel, wenn Sie Ihren Jungen lebend Wiedersehen wollen.«
»Und wenn ich Ihnen die Versicherung gebe, dass ich keine Berufung einlege?«, sagte Dale.
Ich bewunderte die Beherrschung, die plötzlich aus seiner Stimme klang.
Einige Sekunden herrschte Schweigen am anderen Ende. Dann quakte die ölige Stimme: »Wir werden Ihren Jungen festhalten, bis die Einspruchsfrist abgelaufen ist. Wir geben ihnen achtundvierzig Stunden Bedenkzeit, Mr. Dale. Sind Sie bereit, auf die Berufung zu verzichten?«
»Ich werde es mir überlegen.«
»Wir geben Ihnen weiteren Bescheid, Mr. Dale.«
Der Anrufer hängte ein.
»Sie wollen tatsächlich auf die Berufung verzichten?«, fragte ich.
»Unsinn«, entgegnete Mr. Dale ungeduldig, »ich wollte lediglich das Gespräch in die Länge ziehen.
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