0229a - Der Teufel kam nach Texas
der Couch«, sagte der Arzt. »Es besteht keine Lebensgefahr.«
Mr. Dale stürzte ins Wohnzimmer und blieb vor der Couch stehen. Die Frau schlief.
»Sie wird bald zu sich kommen«, sagte der Doc.
Thomas Dale drehte sich um, raste an uns vorbei und jagte die Treppe hoch. Er stürzte ins Kinderzimmer und schrie: »Dave, wo bist du? Dave! Dave!«
Sekunden später stand Mr. Dale wieder oben an der Treppe. Der Arzt winkte ihn herunter.
»Ihre Gattin wird wach, kommen Sie.«
Wir betraten vor Mr. Dale das Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch lag ein Block, daneben ein Kugelschreiber. Das Deckblatt des Schreibblocks war herumgeschlagen. Das erste Blatt war beschrieben. Es waren große ungelenke Schriftzüge, die ich aus anderthalb Yards Entfernung lesen konnte.
»Mr. Dale. Wagen Sie es nicht, gegen das Urteil Berufung einzulegen. Sonst sehen Sie Ihren Sohn nie wieder.«
Thomas Dale drängte sich an mir vorbei. Er kniete vor der Couch nieder und fasste die Hand seiner Frau. Sie schlug die Augen auf und ließ ihren Blick von einem zum anderen wandern.
»Alice«, murmelte der Anwalt.
Aber die Frau klappte die Augenlider wieder zu und schlief weiter.
»Können Sie nichts unternehmen, damit sie schneller zu sich kommt?«, fragte ich den Doc.
»Die Menge Äther, die sie bekommen hat, ist nicht lebensgefährlich. Ehe ich ein Sauerstoffgerät von Fort Worth anfordere, ist Mrs. Dale wieder aufgewacht«, sagte der Arzt.
Ich verließ das Wohnzimmer. In der Diele stand das Hausmädchen und weinte. Ich zog sie in die Küche und zeigte ihr meinen Ausweis. Nach fünf Minuten wusste ich den Hergang.
Die Hausgehilfin befand sich zur Tatzeit in der Stadt. Als sie zurückkam, war die Haustür nur angelehnt. Das Mädchen fand Mrs. Dale schlafend auf dem Teppich liegen. Durch das Schreien der Hausgehilfin wurde sie nicht wach. Voller Angst hastete die Hausgehilfin in den zweiten Stock, um nach dem fünfjährigen Jungen zu sehen. Aber das Kinderzimmer war leer. Dann wusste sie sich keine andere Hilfe als den Arzt zu alarmieren und den Rechtsanwalt zu benachrichtigen.
»Wie war der Junge bekleidet?«, fragte ich.
»Mit einer langen grauen Hose, einem roten Pulli und schwarzen Lackschühchen«, antwortete sie.
Ich brauchte nicht zu fragen, wie Dave aussah. Im ganzen Haus hingen Großaufnahmen von ihm. Er war seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
Als ich in das Wohnzimmer zurückkehrte, saß Mrs. Dale aufrecht. Der Doc und der Anwalt stützten sie.
»Ich glaube, wir müssen die Polizei alarmieren«, sagte der Doc leise, »denn es 6 kommt darauf an, dass der Fahndungsapparat möglichst schnell anläuft.«
»Ja. Ich habe mir schon erlaubt, die Cops zu alarmieren«, entgegnete ich und stellte mich vor. »Außerdem ist Kidnapping ein Verbrechen, das das FBI bearbeitet. Ich habe deshalb meinen Kollegen in Fort Worth angerufen.«
»Gut«, murmelte der Rechtsanwalt.
»Haben Sie den Brief gelesen?«, fragte ich Mr. Dale.
Er nickte.
Jetzt schlug die Frau die Augen auf.
»Können Sie mir einige Fragen beantworten, Mrs. Dale?«, fragte ich behutsam. Sie schluckte einige Male. Dann nickte sie.
Sie lieferte uns eine brauchbare Beschreibung des Täters. Auch an den Überfall erinnerte sie sich genau. Während sie das Schreibzeug aus dem Schrank kramte, sprang der Kidnapper auf. Als sich Mrs. Dale umdrehte, starrte sie in die Mündung der Pistole. Dann fiel sie in Ohnmacht.
Diese Gelegenheit benutzte der Gangster. Er hielt ihr einen Wattebausch mit Äther unter die Nase und versetzte sie in Tiefschlaf. Dann schrieb er in Seelenruhe den Brief und entführte den Jungen.
Als Mrs. Dale sich wieder erholt hatte, gingen wir die Treppe hinauf ins Kinderzimmer. Aus dem Kleiderschrank des Jungen fehlten ein heller Lodenmantel und eine grüne Strickmütze.
***
FBI-Kollege Frank Narrow aus Fort Worth war einen halben Kopf größer als ich und wog gut 110 Kilo. Er wälzte sich aus seinem Ford, Baujahr 1937, und ging breitbeinig die Auffahrt zu Dales Villa hoch. Ich empfing ihn in der Tür.
»Hallo, Frank«, sagte ich.
Er machte große Augen, kratzte sich am Kopf und sog an der Stummelpfeife. »Ich habe kein schlechtes Personengedächtnis. Aber dein Gesicht, Kollege, habe ich noch nicht vor meinen Augen gehabt.«
»Natürlich nicht. Es ist das erste Mal, dass ich Fort Worth mit meinem Besuch beehre«, erwiderte ich und hielt ihm meinen Dienstausweis hin.
»Abkommandiert?«, fragte Narrow mich.
»Nein, Urlaub. Wenn du mich brauchst, ich
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