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023 - Der grüne Bogenschütze

023 - Der grüne Bogenschütze

Titel: 023 - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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nach der Herkunft des Geldes.
    Er erzählte ihr auch nie, was er eigentlich bei Bellamy arbeitete. Sie vermutete, daß er unter anderem die Haushaltskasse verwaltete. Das wäre wenigstens eine Erklärung für das viele Geld gewesen. Jedenfalls bekam sie von ihrem Mann nicht nur eine anständige Summe für den Lebensunterhalt, sondern er machte ihr jetzt öfter auch unerwartete Geschenke. Sie konnte sich also nicht beklagen. Julius hatte eine gute Stellung, und sie durfte ihre neuen Diamantringe in jedem Lokal sehen lassen, ohne gleich befürchten zu müssen, daß wildfremde Leute sie zu einem Spaziergang auf die nächste Polizeiwache einluden.
    Sie stand in der Küche und bügelte eine Bluse, als an der Tür geklopft wurde. Sie sah nach. Draußen war ein magerer, hohläugiger junger Mann in schlechtsitzendem Anzug und eingefallener Haltung.
    »Jerry!« rief sie und riß die Tür ganz auf. »Komm schnell herein!«
    Sie schloß die Tür hinter ihm, und er folgte ihr ins Wohnzimmer.
    »Wann bist du herausgekommen?«
    »Heute morgen. Wo ist Julius?«
    »Nicht zu Hause, Jerry. Er hat eine Stellung auf dem Lande.«
    Er nickte nur, holte zielsicher aus der kleinen Hausbar eine Flasche heraus und goß sich einen Whisky ein.
    »Was willst du jetzt tun? Was hast du vor?« erkundigte sich Fay.
    »Keine Ahnung. Die andern sind ja in alle Winde zerstreut. Julius hat also eine Stellung? Hält er sich jetzt anständig?«
    »Natürlich«, sagte Fay etwas beleidigt. »Auch du solltest dir eine richtige Arbeit suchen und in Zukunft die Finger von unsauberen Geschäften lassen.«
    Sie waren Geschwister. Aber in Jerrys jetzigem, heruntergekommenem Zustand war eine gewisse Ähnlichkeit mit der hübschen, gepflegten Frau nicht gerade das, was als erstes in die Augen sprang,
    »Ich habe Featherstone getroffen.«
    »Hat er dich hierher gehen sehen?« fragte sie sofort.
    »Nein, ich traf ihn im Westend. Er sprach mich an und fragte, wie es mir ginge und was ich unternehmen würde. Eigentlich ist er ein ganz netter Kerl.«
    »Na, ich weiß nicht - aber sag, was willst du wirklich jetzt anfangen, Jerry?«
    »Tatsache - ich habe keine Ahnung. Wenn ich ein wenig Kapital hätte, würde mich vielleicht eine Gesellschaft, die auf den großen Atlantikdampfern arbeitet, aufnehmen. Es wäre das alte Metier - Falschspielerei. Könntest du mir nicht etwas Geld leihen?«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und überlegte.
    »Ich könnte schon ...«
    »Wir werden ja sehen. Vorerst bin ich froh, daß ich draußen bin. Vom Knast habe ich genug! In Pentonville, wo ich war, hat Creager früher Dienst getan - ich könnte dir Geschichten über ihn erzählen, daß dir die Haare zu Berge stünden, Fay! Kann ich eigentlich bei dir wohnen?«
    »Natürlich. Julius’ Zimmer ist fast ständig frei. Er kann ja nur ganz selten über Nacht hierbleiben.«
    »Ich sollte mich neu einkleiden, Fay - hast du etwas Geld?«
    »Auch das, Jerry. Du mußt wirklich etwas anständiger aussehen, wenn du bei mir wohnst. Eigentlich dachte ich, du kämst erst in sechs Monaten heraus.«
    »Ja, aber weißt du, der Gefängnisarzt hat sich meiner angenommen. Die Lunge ist nicht ganz in Ordnung bei mir, deswegen haben sie mir einen Teil der Strafe erlassen. Übrigens habe ich noch ein paar gute Anzüge in meinem Koffer. Er steht in der Gepäckaufbewahrung der Charing Cross-Station.«
    Fay ließ sich den Gepäckschein geben. Am Nachmittag nahm sie ein Taxi, um den Koffer zu holen. Der Chauffeur fuhr den kürzesten Weg über Fitzroy Square. Dort lag ein Restaurant, in dem Fay früher viel verkehrt hatte. Es bestand eigentlich aus einer Reihe kleiner Einzelzimmer, in denen man sich ungestört unterhalten konnte.
    Als sie daran vorbeifuhren, sah sie einen Mann beim Eingang stehen und erschrak, als sie ihn erkannte. Es war Julius. Fay ließ sofort halten. In diesem Moment fuhr ein anderes Auto vor, aus dem eine Dame ausstieg. Sie sah, wie Julius seinen Hut zog und wie darauf beide durch die schmale Tür von El Moro's - so hieß das Restaurant - verschwanden.
    Fay sprang aus dem Taxi. Sie hatte Valerie Howett, die sie nur einmal vorher gesehen hatte, sofort erkannt.
     
18.
     
    Valerie sah sich in dem Zimmer, in das sie geführt wurde, um. Die zugezogenen Samtvorhänge, die unechte Eleganz des Raumes berührten sie unangenehm.
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Miss Howett. Ich kann Ihnen heute nicht viel Neues berichten - Mr. Bellamy macht es mir immer schwerer, etwas zu entdecken.«
    »Haben Sie die

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