023 - Der grüne Bogenschütze
Nachschlagewerke und erzählte von dem Buch, das er schreiben wollte.
»Haben Sie schon etwas von Ihrem Nachbarn gehört?« erkundigte sich Spike, als schließlich eine Pause entstand.
»Bellamy? Ach ...« Mr. Howett verzog das Gesicht. »Nein, ich möchte möglichst wenig mit ihm zu tun haben. Gott sei Dank ist er kein geselliger Mensch, so daß ich nicht befürchten muß, zu einer Tasse Tee eingeladen zu werden.«
Nach dem Essen führte Valerie den Gast durch den Park. Er war nicht sehr groß und stieß auf der einen Seite an die Mauern von Bellamys Park. Spike interessierte sich sehr für die Mauer.
»Hier ist ja ein Tor nach drüben, Miss Howett!«
»Ja, früher gab es hier einen Durchgang«, stellte sie fast bedauernd fest, »aber Mr. Bellamy hat ihn auf der anderen Seite zumauern lassen.«
»So hoch ist die Mauer gar nicht.« Spike streckte seinen Arm in die Höhe, konnte aber den oberen Rand mit der Hand nicht erreichen. »Hm, zwei leichte Leitern, dann ist man drüben, eine Kleinigkeit. Wenn Sie mich nur ein wenig ermutigen, Miss Howett, komme ich in einer dunklen Nacht und sehe mich einmal persönlich nach dem Bogenschützen um.«
»Ich werde mich hüten, Sie zu ermutigen, Mr. Holland«, lachte sie. »Haben Sie eigentlich Captain Featherstone wieder einmal gesehen?«
»Nein, seit letzten Montag nicht mehr. Er erzählte mir, daß er verreisen müsse, obgleich ich das stark bezweifle. Unter uns gesagt, Miss Howett, ich glaube, daß er der neue Hausmeister in der Burg ist. Er interessiert sich nämlich sehr für Bellamys Gasrechnungen. Warum gerade dafür so besonders, mag der Himmel wissen!«
Sie schien einem Gedanken nachzuhängen, aber dann fragte sie auf einmal lebhaft:
»Was sagten Sie da eben?«
Spike erzählte von dem Streit, der zur Entlassung des früheren Hausmeisters geführt hatte.
»Captain Featherstone hat also der hohen Gasrechnung solchen Wert beigemessen?« vergewisserte sie sich.
»Möglich, daß er Familienvater ist, denn wenn er Junggeselle wäre, hätte ihn eine hohe Gasrechnung kaum aufgeregt.«
»Captain Featherstone ist doch gar nicht verheiratet«, sagte sie unbedacht und wurde rot, als er sich wegen seines Irrtums entschuldigte.
Nach einer etwas peinlichen Pause kam sie auf Julius Savini zu sprechen.
»Wissen Sie etwas über ihn?« fragte sie noch ein wenig verlegen.
»Nicht viel. Nur, daß er eine etwas seltene Mischung ist - sein Vater war Italiener, die Mutter Inderin, und ich glaube, Julius hat von beiden nur die schlechten Charaktereigenschaften geerbt. Früher war er mit der Crowley-Bande zusammen, die die Polizei vor einem Jahr etwa auffliegen ließ. Aus einem mir unbekannten Grund gelang es Julius, sich aus dem Staub zu machen. Ich weiß nicht, was für Zukunftspläne er hat, aber grundsätzlich ist er ein Schuft und hat überhaupt kein Gewissen.«
»Sie beurteilen ihn wahrscheinlich richtig«, stimmte Valerie zu.
Spike hatte in Garre für unbestimmte Zeit Aufenthalt genommen. Zweimal am Tag telefonierte er mit seiner Redaktion.
Er sprach gerade mit dem Chefredakteur, als er Valerie in ihrem Auto Richtung London vorbeifahren sah. Da kam ihm eine Idee.
»Hallo, Mr. Syme - Miss Howett ist unterwegs nach London, vermutlich fährt sie zuerst ins Carlton. Schicken Sie sofort einen Mann dorthin, der sie weiter beobachten soll. Ich glaube, dabei wäre allerhand Nützliches zu erfahren.«
»Aha, Miss Valerie - hat die denn auch etwas mit dem grünen Bogenschützen zu tun?« fragte Syme ironisch.
»Etwas zu tun? Und ob - ich bin überzeugt, sie spielt eine der Hauptrollen in der Geschichte!«
17.
Fay Clayton wohnte allein in ihrer kleinen Wohnung, aber sie führte trotzdem kein einsames Leben. Sie hatte viele Freunde in Maida Vale und verkehrte regelmäßig in mehreren Lokalen. Ihren Mann vermißte sie nicht besonders, bewies ihm aber doch eine gewisse Anhänglichkeit, um so mehr, als sich ihre finanzielle Lage in den letzten Monaten zusehends verbessert hatte.
Als Julius noch mit der Falschspielerbande zusammenarbeitete, hatten sie ein wenig gesichertes, unruhiges Leben geführt. Wochenlang lebten sie von geliehenem Geld oder versetzten Schmuckstücke, und wenn Julius einmal ein guter Fang gelang, dauerten die besseren Tage meist auch nicht lang. Aber jetzt erhielt sie regelmäßig eine größere Geldsumme von ihm. Sie wußte, daß ihm Bellamy kein hohes Gehalt zahlte. Julius mußte also irgendeinen guten Nebenverdienst haben, doch sie fragte ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher