023 - Der grüne Bogenschütze
Fotografien machen lassen?«
»Nein. Als ich sie kürzlich holen wollte, war die Schublade leer. Bellamy muß gemerkt haben, daß ich seinen Schreibtisch durchsuchte. Ich habe sehr viel riskiert für Sie, Miss Howett!«
»Dafür habe ich Sie auch bezahlt. Außerdem bin ich sicher, Mr. Savini, daß Sie Ihre eigenen Pläne verfolgen - aber das geht mich schließlich nichts an.«
Das also war Savinis einträgliche Nebenbeschäftigung - Valerie Howett bezahlte ihn für jede kleinste Nachricht über Bellamy und dessen Gewohnheiten. Die Brieftasche der jungen Dame war die Goldmine, der Fay Clayton ihr gegenwärtiges unbeschwertes Leben verdankte.
»Ich muß die Fotografie unbedingt haben!« drängte Valerie. »Sie sagten, es wären noch andere dabei gewesen?«
»Ja, ein Bild seines Neffen lag auch in der Mappe.«
»Seines Neffen? Ich wußte gar nicht, daß er irgendwelche Verwandten hat.«
»Ich nehme ja auch nur an, daß es sein Neffe war. Er ist im Krieg umgekommen.«
»Stand etwas auf der Rückseite der Fotografie? Ich meine auf dem Bild der Dame - ein Name oder sonst etwas?«
»Nein, nichts, Miss Howett.«
»Sie erwähnten in Ihrer Nachricht, daß der grüne Bogenschütze wieder aufgetaucht sei und die Hunde betäubt habe ...«
»Ja, und er hat wieder beide Türen von Bellamys Zimmer geöffnet. Aber da fällt mir ein - ich kann Ihnen doch eine wichtige Mitteilung machen, Miss Howett. Bellamy schrieb heute morgen an Smith und schickte mich mit dem Brief zur Post. Der Umschlag war versiegelt, ich mußte den Brief einschreiben lassen und schließe daraus, daß er Geld enthielt. Smith bekommt viel mehr Geld als seinerzeit Creager. Ich schätze, etwa hundert Pfund im Monat.«
»Wer ist eigentlich der neue Hausmeister?« fragte Valerie.
»Keine Ahnung. Er scheint recht nett zu sein, aber ich bekomme ihn selten zu Gesicht.«
Valerie schwieg. Diese Sache mit Coldharbour Smith beschäftigte sie. Ihr erster Versuch, mit ihm in Verbindung zu kommen, wäre beinahe schlimm für sie ausgegangen. Dennoch war sie überzeugt, daß sie durch diesen Mann die Lösung des Geheimnisses finden könnte.
»Ich möchte mehr über diesen Smith wissen«, sagte sie energisch. »Haben Sie denn gar nichts über ihn herausgebracht?«
»Nicht das geringste. Bellamy hat alle privaten Papiere im Geldschrank eingeschlossen. Den einzigen Schlüssel dazu trägt er ständig bei sich.«
»Gut. Benachrichtigen Sie mich, sobald sich etwas Neues ereignen sollte. Hat er die neuen Hunde schon bekommen?« Sie erhob sich lächelnd. »Die Verständigung ist jetzt ja sehr einfach - Sie brauchen nur ein Briefchen über die Mauer zu werfen.«
Sie wollte sich gerade verabschieden, als draußen aufgeregte Stimmen laut wurden. Mit einem Ruck flog die Tür auf, eine Frau stürzte zornfunkelnd herein.
»Was haben Sie hier zu tun - zusammen mit meinem Mann, Miss Howett?« kreischte sie außer sich.
»Mit Ihrem Mann?« Valerie drehte sich erschrocken nach Savini um.
Bestürzt versuchte Julius seine Frau zu beschwichtigen.
»Fay, was fällt dir ein -? Ich hatte eine geschäftliche Unterredung mit dieser Dame ...«
»Geschäftliche Unterredung? Ha! Die hättest du auch in ihrem Hotel haben können. Warum schleichst du dich dazu hierher?«
»Ist es wirklich Ihre Frau, Mr. Savini?« fragte Valerie.
»Was - Sie fragen noch? - Jetzt weiß ich wenigstens, mit wem du dir die Zeit vertreibst, Julius - du gemeiner Lügner!«
»Fay, hör endlich auf, ich kann dir alles erklären. Ich war auf dem Weg zu dir und mußte nur zuerst etwas Geschäftliches mit Miss Howett regeln.«
»Und Miss Howett kommt ganz allein hierher, um dich geschäftlich zu sprechen?« fragte Fay ironisch. »Geht sie etwa ohne Begleitung in ein Lokal wie El Moro's? Und sie ist allein gekommen!«
»Selbstverständlich ist sie nicht allein gekommen!« ertönte jetzt eine kräftige Männerstimme unter der Tür. »Miss Howett kam mit mir.«
Fay Clayton fuhr herum und wurde im Nu ganz klein.
»Ach - so ...« murmelte sie verwirrt.
»Na, Fay, wir stoßen doch immer wieder zusammen«, sagte Captain Featherstone und wandte sich Valerie zu, die konsterniert die Szene verfolgt hatte. »Ich wollte Sie gerade fragen, Miss Howett, wie lange Sie noch hierbleiben wollen - Sie haben doch nicht vergessen, daß Sie um vier Uhr verabredet sind?«
Valerie nahm ihren Mantel und folgte Jim die Treppe hinunter. Bemerkenswerterweise war sie auf ihren Helfer in der Not wütend. Er führte sie zu ihrem Wagen
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