023 - Der grüne Bogenschütze
in seinem Schlafzimmer nichts von Bedeutung. Trotzdem - es mußte da etwas geben ... Er überlegte lange und fand endlich die Erklärung. Der grüne Bogenschütze suchte den Schlüssel - den Schlüssel, den er tagsüber stets bei sich trug und nachts unter das Kopfkissen legte.
Wenn diese Vermutung jedoch richtig war, dann kannte der Bogenschütze auch das Geheimnis von Garre Castle! Bellamy zog sich eilig in die Bibliothek zurück und warf die Tür krachend hinter sich zu.
16.
Als Savini die Dorfstraße hinunter zur Post ging, sah er schon von weitem eine bekannte Gestalt mit rotem Schopf auf sich zukommen.
»Ich bin in großer Eile«, murmelte er und wollte sich rasch an seinem allgegenwärtigen Bedränger vorbeidrücken.
»Ich weiß, ich weiß, Sie haben es immer furchtbar eilig! Und Sie haben Angst, daß der Alte dahinterkommt, wenn Sie sich mit mir unterhalten! Die schöne Stellung, die es Sie kosten könnte, nicht wahr? Schon gut, ich weiß Bescheid, Sie versäumen ja nie, es zu beteuern. Trotzdem, Julius - ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, daß ich Sie mit Ihrem Vornamen anrede? Ich mache das nur bei Leuten, die ich besonders schätze - nein, nein, ohne Scherz! Nun hören Sie mal zu, ich möchte Sie etwas fragen - kennen Sie Featherstone von Scotland Yard?«
»Ja, ich kenne ihn. Er verkehrt mit den Howetts. Wenn Sie etwas über ihn wissen wollen, dann besuchen Sie doch Mr. Howett. Er wohnt ja jetzt ganz in der Nähe!«
»Ich war schon bei ihm. Sie kennen also Featherstone?«
»Das habe ich Ihnen ja bereits vorhin gesagt«, antwortete Julius ungeduldig. »Ich muß nun wirklich weiter, Holland!«
»Nennen Sie mich ruhig Spike, ich möchte, daß wir gute Freunde werden. Was haben Sie da für einen neuen Hausmeister?«
»Scheint ein ganz brauchbarer Mann zu sein. Er wurde uns von einer Londoner Stellenvermittlung empfohlen.«
»Ganz brauchbar? Das klingt ja ziemlich nüchtern. Kommt er auch manchmal ins Dorf hinunter?«
»Ich glaube schon. Aber warum interessieren Sie sich eigentlich so sehr für den neuen Hausmeister? Ist er etwa ein Bekannter von Ihnen?«
»Laufen Sie mir doch nicht einfach weg!« Spike hielt Julius am Arm fest. »Was gibt es sonst Neues in der Burg? Macht der grüne Bogenschütze immer noch Ferien?«
»Nein, heute nacht war er wieder da«, platzte Julius heraus. »Er hat die Hunde betäubt. Ich will eben telegrafisch zwei weitere Hunde bestellen. Der Alte denkt sich nämlich, es wäre unmöglich, vier solcher Biester kampfunfähig zu machen.«
Jetzt endlich gelang es Savini, am ›Globe‹-Reporter, der seinerseits kampfunfähig mit offenem Mund dastand, vorbeizukommen, und er beeilte sich, aus seinem Gesichtskreis zu verschwinden.
Holland hatte an diesem Morgen einen Brief aus Belgien erhalten. John Wood wollte Ende dieser Woche nach England kommen und lud ihn ein, mit ihm zu essen. Ein Abschnitt des langen Briefes interessierte Spike besonders:
›Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mir einen so langen Bericht über Bellamy und die sonderbaren Vorgänge in seiner Burg gesandt haben. Seither halte ich Ihr Blatt und verfolge die Artikel über den grünen Bogenschützen gespannt. In Ihrem Brief sprachen Sie die Vermutung aus, daß die ständige Beunruhigung Abel Bellamy schließlich zermürben würde. Aber ich glaube, in diesem Punkt irren Sie sich. Nichts in der Welt kann diesem Menschen Furcht einjagen. Auch glaube ich nicht, daß Bellamy durch die gleiche Hand getötet wird wie Creager. Meiner Meinung nach hängt sein Schicksal eher von den Entdeckungen ab, die der Unbekannte im Schloß macht.‹
Der Brief handelte im weiteren von Woods Plänen und den Fortschritten, die er inzwischen gemacht hatte. Es war ihm gelungen, ein paar reiche Amerikaner und Engländer, die seine Bestrebungen unterstützen wollten, für sich zu gewinnen. Spike überflog diesen Teil des Schreibens nur oberflächlich, denn momentan beschäftigte ihn Näherliegendes. Er hatte für heute eine Einladung der Howetts zum Essen erhalten und schlenderte nun gemächlich durch die schöne Allee und an den hohen Burgmauern vorbei. Bald kamen die Kamine von Lady's Manor in Sicht.
Es war ein schöner Tag, sehr warm für die Jahreszeit. Im Garten traf er Valerie Howett an, die Blumenzwiebeln in den Boden steckte.
»Gehen Sie nur hinein - mein Vater ist in der Bibliothek!« rief sie ihm über die Beete hin zu.
Mr. Howett war freundlich und guter Dinge. Er zeigte ihm stolz viele Dokumente und
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