023 - Der grüne Bogenschütze
Benzinkanister.
Mit seinen Gedanken beschäftigt stapfte Spike ins Dorf zurück. Ein sehr naheliegender Schluß beschäftigte ihn. Doch - was half es? Er seufzte. Selbst diese Entdeckung würde Mr. Syme nicht veranlassen, ihn noch länger in Garre zu lassen.
52.
In den frühen Morgenstunden schlich Bellamy die Treppe zur Gefängniswohnung der Savinis hinunter, öffnete geräuschlos beide Türen und stand im Zimmer, bevor Julius erwachte und nach seiner Pistole greifen konnte.
»Hände hoch!« rief er. »Her mit Ihrem Revolver!«
Julius, der in den Kleidern auf der Couch lag, richtete sich schlaftrunken auf. Bellamy nahm ihm seine Waffe ab.
Savini versuchte noch einmal, ihn zum Reden und Verhandeln zu bringen, aber der Alte gab ihm überhaupt keine Antwort. Entmutigt hörten sie, wie er die Tür hinter sich schloß und oben die Falltür mit lautem Knall zuschlug.
Den ganzen Nachmittag vernahmen Julius und Fay sein Klopfen und Hämmern aus den angrenzenden Kerkerverliesen. Es war ein ohrenbetäubendes Poltern und Klirren von Stein und Stahl. Auf ihr Rufen und Schreien gab er ihnen keine Antwort. Er schien sie jetzt endgültig abgeschrieben zu haben.
Zum erstenmal kam wirkliche Verzweiflung über Savini. Er hatte keine Waffe mehr, Fay und er waren völlig hilflos. Sie saßen dicht nebeneinander, bis der Lärm nebenan in den Kerkern aufhörte. Dann hielt es Julius nicht mehr aus, er mußte etwas unternehmen, irgend etwas. In seinem abwechslungsreichen Leben hatte er schließlich allerhand gelernt. Ein Schloß zu öffnen war früher einmal eine Kleinigkeit für ihn gewesen. Sollte es ihm wirklich nicht mehr gelingen?
Ihre Zimmertür war nicht verschlossen, nur die äußere, draußen im Gang, gleich vor der Tunnelverengung durch die Burgmauer. Selbstverständlich hatte er das Schloß an dieser Tür schon eingehend untersucht, seine Bemühungen aber wieder aufgegeben. Jetzt machte er sich, mit der Ausdauer der Verzweiflung, von neuem daran.
Das Schloß war verhältnismäßig primitiv konstruiert, aber er wußte, daß außen noch ein Riegel vorgeschoben war. Zuerst mußte er geeignetes Werkzeug suchen. In der Küche fand er einige lange Nägel und einen verbogenen Schraubenzieher, die Bellamy einmal vergessen haben mußte. Julius besann sich auf seine Kenntnisse und begann einen der Nägel zurechtzubiegen. Die Flamme des Gasherdes leistete ihm dabei gute Dienste. Nach stundenlanger Arbeit hatte er etwas zustande gebracht, das einem Dietrich sehr ähnlich sah. Julius ging ans Werk. Fay stand neben ihm und verfolgte jede seiner Bewegungen.
Eine weitere Stunde verging. Immer wieder besserte er aus, gab seinem Dietrich eine andere Biegung und versuchte ihn am Schloß. Es war schon spät abends, und seine Finger bluteten, als das Schloß knirschend nachgab und sich halb drehte. Die zweite Umdrehung gelang innerhalb zehn Minuten - das Schloß war offen! Aufatmend standen sich Julius und Fay gegenüber und sahen sich an.
Jetzt kam noch der Riegel. Mit aller Kraft stemmten sich beide gegen die Tür. Sie gab nur wenig nach, doch immerhin so viel, daß Julius den Schraubenzieher in den Türspalt schieben konnte. Nach mehreren Versuchen traf er auf Eisen, und während Fay sich gegen die Tür stemmte, gelang es ihm, den Riegel millimeterweise zurückzuschieben.
Es war eine Stunde nach Mitternacht, als sie die Tür endlich offen hatten. Erschöpft ruhten sie sich erst einmal aus. Erst gegen drei Uhr schlichen sie wieder hinaus und den ganzen Gang entlang, stiegen die Treppe hinauf und untersuchten die Falltür.
Schon nach wenigen Minuten gab es Julius auf. Die Tür war aus Stahl und das Schloß ein Sicherheitsschloß, das mit primitiven Instrumenten auf keinen Fall zu öffnen war.
»Völlig hoffnungslos«, sagte Julius. »Wir können uns höchstens hier verstecken und versuchen, den Alten von hinten niederzuschlagen, wenn er wieder herunterkommt.«
Fay sah ihn zweifelnd an. Sie wußten beide, wie stark Bellamy war, und wie wenig Aussicht sie in ihrem erschöpften Zustand hatten, mit ihm fertig zu werden.
Sie standen noch unschlüssig auf der Treppe, da hörten sie über sich Fußtritte, jemand nannte langsam eine Nummer, dann schwaches Telefonklingeln, und wieder die Stimme:
»Ist dort Captain Featherstone -? Können Sie sofort nach Garre Castle kommen? Mr. Bellamy ist heute nacht gestorben. Er hat ein Schriftstück für Sie hinterlassen ...«
»Hast du etwas verstanden, Julius?« fragte Fay ängstlich, denn
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