023 - Die Vampir-Klinik
konnte mich nicht nach ihm orientieren. Tür um Tür rammte ich auf. In einigen Räumen brannte Licht, obwohl kein Mensch anwesend war.
Die meisten aber waren finster. Da die Lichtschalter alle an der gleichen Stelle waren – links neben der Tür –, fand ich sie stets sofort. Glühbirnen und Neonröhren flammten zuckend auf.
Bisher hatte ich das Mädchen, das so grell geschrien hatte, noch nicht gefunden. Nächster Raum. Nichts. Ein Raum weiter. Licht.
Wieder nichts. Weiter. Licht…
Ich befand mich am Ziel!
Mein Herz übersprang einen Schlag. Ich sah eine junge Krankenschwester in einem Raum mit gläsernen Instrumentenschränken. Es gab einen weißen Schreibtisch, einen wackeligen, stoffbespannten Paravent, ein Bett auf Rädern, und über diesem Bett lag – quer – das rothaarige Mädchen.
Sie war ohnmächtig – und sie war nicht allein. Verdammt, die Szene erinnerte mich an einen alten Hammer-Productions-Streifen, in dem Graf Dracula sein Unwesen getrieben hatte.
Hier war es mit Sicherheit nicht Dracula. Aber ebenfalls ein Vampir. Er stammte nicht aus diesem Jahrhundert. Seine schwarze Kleidung war alt und abgetragen.
Ein weiter schwarzer Umhang, innen blutrot gefüttert, hüllte ihn und zur Hälfte die Krankenschwester ein.
Die Szene widerte mich an. Da ich die Tür aufgestoßen und Licht gemacht hatte, war der verfluchte Blutsauger irritiert. Er zuckte hoch. Blut glänzte dunkel auf seinen schmalen Lippen, und seine Augen sahen aus, als lägen blutige Spinnennetze darauf.
Er war schwarzhaarig, hatte einen schmalen Kopf und nicht die geringste Ähnlichkeit mit Christopher Lee, dem Filmvampir. Dieser da war echt, und er war wütend, weil ich ihn gestört hatte.
Ich hatte ihn noch nie gesehen, doch ich war sicher, daß ich Torack vor mir hatte. Er hielt sich seit vielen Jahren am Leben, indem er das Blut von Menschen trank.
Teufel noch mal, seine Zeit sollte jetzt zu Ende gehen! Als ich den Raum betrat, zertrümmerte er mit der Faust das Glas eines Schranks. Klirrend fielen die Scherben zu Boden.
Torack schleuderte blitzende Chirurgeninstrumente nach mir. Ich duckte mich, hob die Arme, wich den Geschoßen blitzschnell aus und versuchte den Vampir zu kriegen.
Der Blutsauger packte das Bett, auf dem sein Opfer lag. Er rollte es in die Mitte des Raumes und stieß es mir mit der Längsseite entgegen. Ich konnte nicht schnell genug stehenbleiben.
Eine harte Chromstange traf meinen Beckenknochen. Der Schmerz ließ mich aufstöhnen, und nun entbrannte ein Kampf mit dem verdammten Bett, das verhinderte, daß ich an den Vampir herankam.
Ich versuchte es zur Seite zu stoßen, doch Torack hielt es fest. Er war beängstigend kräftig. Sein Rammstoß beförderte mich zurück.
Alles, was hinter mir stand, stieß ich um.
Wieder ging Glas zu Bruch. Einrichtungsgegenstände fielen krachend auf den Boden. Ich knallte mit dem Rücken gegen die Wand, daß mir Hören und Sehen verging.
Wütend preßte ich die Kiefer zusammen, stemmte mich von der Wand ab und schaffte es endlich, Torack zurückzudrängen. Er stemmte sich gegen meinen Druck.
Ich federte zur Seite und ließ das Bett los. Es fegte an mir vorbei und hämmerte gegen die Wand. Die Krankenschwester rutschte herunter und landete auf dem Boden.
Ich konnte mich im Moment nicht um sie kümmern. Dazu ließ mir Torack keine Zeit. Auch er ließ das Bett los. Wir standen einander gegenüber – und nichts befand sich mehr zwischen uns.
Nun gierte er nach meinem Blut, aber er würde keinen Tropfen davon bekommen. Wild griff er mich an. Ich holte aus und wollte ihm meinen magischen Ring mitten in die Fratze setzen, doch er fing meinen Arm blitzschnell ab und drehte ihn herum.
Seine Kraft war enorm. Ich dachte, er würde mir den Arm aus dem Schultergelenk drehen. Es tat unwahrscheinlich weh, aber ich biß die Zähne zusammen und schrie nicht.
Verzweifelt bemühte ich mich, freizukommen. Er knurrte, schüttelte mich und war bestrebt, mich besser in den Griff zu kriegen.
Doch bevor er mich packen, an sich reißen und beißen konnte, ließ ich mich fallen. Mit diesem Sturz riß ich mich von ihm los. Er warf sich auf mich, doch ich rollte zur Seite, wodurch er mich verfehlte.
Und dann traf ihn mein magischer Ring!
Er heulte auf. Seine Augen weiteten sich in panischem Entsetzen.
Die Wirkung meines Rings machte ihn kraftlos. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Konfus blickte er sich um, während ich schwer atmend auf ihn zuging.
Mein Arm schmerzte sehr, doch
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